Sommerküsse voller Sehnsucht
gewesen, schon als kleines Mädchen.
»Also ich glaube eher, dass ich in jedem Fall diejenige gewesen wäre, die dich auf diese Hochzeitsmesse begleitet hätte«, meinte Sarah schließlich.
Lily nickte. »Wenn ich mit Kay besser klarkommen würde, hätte ich sie gefragt.«
Sarah ärgerte es ein bisschen, dass Lily immer so schlecht über ihre Stiefmutter redete. »Komm, Lily, sei nicht so ungerecht. Sie ist völlig in Ordnung. Vor allem verstehen sie und Dad sich gut. Und sie haben zwei süße Söhne.«
Lily seufzte. Es war ihr anfangs schwergefallen, ihre Position als Familienküken für zwei wilde, inzwischen fünf- und siebenjährige Jungen aufzugeben. »Leider sind wir in künstlerischer Hinsicht völlig unterschiedlicher Meinung.«
Sarah lachte leise.
Lily pustete ihre Nägel trocken und sah ihre Schwester vorwurfsvoll an. »Willst du damit sagen, dass sie unbedingt Pagen werden müssen?«
Sarah nickte. »Ich finde, du solltest sie wenigstens fragen. Wenn sie Nein sagen, hast du Glück. Wenn nicht, kannst du dir schon mal überlegen, was sie tragen sollen.«
»Halsband und Leine«, antwortete Lily trotzig.
»Dummerchen.«
»Du weißt doch, wie ungezogen sie sind. Habe ich dir eigentlich schon gesagt, dass die Hochzeit möglichst bald sein soll?«
»Das überrascht mich nicht. Du warst bei allem immer sehr ungeduldig.«
»Was meinst du damit?«, fragte Lily schmollend.
»Das weißt du ganz genau. Du willst doch immer alles sofort haben.«
»Das kannst du mir dieses Mal aber nicht vorwerfen.«
»Nein? Hast du nicht gerade erst darauf bestanden, dass wir sofort zu dieser Messe fahren?«
»Na ja, ich habe halt einen Grund, mich zu beeilen …«
»Und der wäre?«
»Ich bin schwanger.«
Sarah umklammerte das Lenkrad, das ihr vor lauter Schreck fast aus den Händen gerutscht wäre. »Oh«, antwortete sie, als sie sich ein bisschen gefangen hatte. »Das ist ja aufregend.« Sie fragte sich kurz, wieso ihre Schwester ihr erst eröffnet hatte, dass sie sich verlobt hatte, ehe sie ihr erzählt hatte, dass sie auch schwanger war.
»Und aus diesem Grund müssen wir schnell heiraten.«
»Aber Lily, ein Kind ist doch heutzutage kein Grund mehr zum Heiraten. Das könnt ihr doch nachholen, wenn das Baby erst mal da ist.« Sarah stellte sich schon das Kleidchen vor, das perfekt zu Lilys Brautkleid passen würde. Vielleicht könnten sie das Kleine bei der Gelegenheit sofort taufen lassen.
Lily schüttelte entsetzt den Kopf. »Dirks Eltern würden ein riesiges Theater veranstalten, wenn sie das erfahren …«
»Du meine Güte! Wir leben doch im einundzwanzigsten Jahrhundert.«
»Sie nicht. In ihren Augen ist Sex vor der Ehe strikt verboten.«
Diese Eltern nervten Sarah schon, ehe sie sie kennengelernt hatte. »Aber sie wissen doch sicher, dass du schon mal verheiratet warst, oder?«
»Wir haben ihnen erzählt, die Ehe sei annulliert worden.«
»Ach so. Dann versetzt eine Annullierung im Gegensatz zu einer Scheidung deinen Körper also wieder in seinen Originalzustand, ja?«
»Na ja, sie wissen schon, dass ich keine Jungfrau im eigentlichen Sinn mehr bin …«
»Gibt es noch einen anderen Sinn?«
»Ach, sie sind einfach aus einer anderen Welt. Sie hatten selbst vor der Ehe keinen Sex und meinen, das müsste auch bei anderen so sein.«
»Aber Süße, sie werden doch früher oder später sehen, dass du schwanger bist.«
»Dann lass es bitte später sein. Ich würde vor Scham sterben, wenn ich es ihnen sagen müsste.«
Sarah lachte. »Du meinst, dann müsstest du zugeben, dass du Sex mit Dirk hattest?«
»Genau. Das ist ein Albtraum!«
»Warum sagt Dirk ihnen denn nicht die Wahrheit? Dass du schwanger bist und ihr irgendwann in Ruhe heiraten wollt?«
Lily schwieg einen Augenblick. »Aber das wollen wir ja gar nicht. Ich will jetzt heiraten, so richtig in Weiß. Und genau das wünscht sich Dirk auch.«
»Lily, die meisten Priester werden euch nicht kirchlich trauen, wenn du schon mal verheiratet warst.«
»Das ist alles geregelt«, versicherte Lily. »Dirks Eltern haben bereits eine Kirche gefunden.«
»Was?« Sarah war erstaunt. »Wie kommt das denn?«
»Sie haben sich sofort ans Telefon gehängt, als wir es ihnen gesagt haben. Der Priester ist ein alter Freund von ihnen, er kennt Dirk schon von Geburt an. Er sagte, es sei kein Problem für ihn, wenn meine Ehe annulliert wäre.«
»Das ist ja schön. Wann soll der große Tag denn sein?«
»Am achtzehnten August.«
»Das ist ja schon bald.« Im
Weitere Kostenlose Bücher