Sommerküsse voller Sehnsucht
sie sich irgendwann später beschäftigen. Sie konnte Hugo nicht ewig aus dem Weg gehen, schließlich arbeiteten sie häufig zusammen. Aber im Moment war Sarah weder einem privaten noch einem geschäftlichen Gespräch mit ihm gewachsen. Er konnte ja eine Nachricht auf ihrer Mailbox hinterlassen.
Ohne sich die Zähne zu putzen, fiel sie ins Bett.
Am nächsten Morgen führte Sarah gefühlte hundert Telefongespräche. Aber sie fand keine einzige Kirche, die in den nächsten zwei Monaten Kapazitäten frei hatte. Schlimmer noch: Die Personen, mit denen sie sprach, waren völlig fassungslos über so viel Naivität. Wie sie nur ernsthaft glauben könne, dass eine romantische Kirche an einem Samstag im Sommer noch zu haben sei? Irgendwann gab Sarah es auf zu erklären, dass nicht sie diejenige war, die so naiv war, sondern ihre Kundin.
Wieder blätterte sie das Kirchen-Verzeichnis durch, als das Telefon erneut klingelte. Es war Hugo. Er war wirklich hartnäckig. Wieder ließ sie die Mailbox anspringen.
Am nächsten Tag fuhr Sarah zu dem Hotel, in dem Ashlyns Hochzeit stattgefunden hatte. Sie war nervös. Denn sie war nicht nur hier, um sich noch einmal beim Personal zu bedanken und eine weitere, zum Glück erst im nächsten Jahr stattfindende Hochzeit abzusprechen. Sie würde auch Hugo treffen.
Sie trafen sich immer im Anschluss an eine Hochzeit, um sich gemeinsam die Fotos anzuschauen. In der Aufregung des letzten Tages hätte sie das fast vergessen, zumal dieses Mal keine Eile bestand. Aber Hugo war beharrlich geblieben; gleich würde sie ihm also wieder gegenüberstehen. Da sie nicht ans Telefon gegangen war, hatten sie die Verabredung heute per SMS getroffen. Normalerweise war das nicht ihre Art, doch sie war nach all den Anstrengungen einfach zu erschöpft gewesen für ein langes Telefongespräch. Das war zumindest ihre offizielle Entschuldigung.
In Wahrheit merkte sie an dem feinen Schweißfilm auf ihrer Stirn und an dem Kribbeln in ihrem Bauch, dass hinter ihrer plötzlichen SMS-Sucht ein ganz anderer Grund steckte. Nach allem, was zwischen ihnen passiert war, hatte sie schlicht Angst, Hugo wiederzusehen.
Als sie wenig später ihren Wagen geparkt hatte und auf den Hoteleingang zuging, mahnte sie sich noch einmal zur Ruhe. Sie durfte sich ihre Nervosität jetzt auf keinen Fall anmerken lassen.
Zumal Hugo sicher völlig entspannt sein würde. Nach dem wenigen, was sie über ihn wusste, ging sie davon aus, dass für ihn einfach nur ein erfolgreicher Tag mit einer kleinen Kuscheleinheit unter Kollegen zu Ende gegangen war, sonst nichts. Und wenn sie zusammen im Bett gelandet wären, hätte er es wahrscheinlich als ›Sex unter Freunden‹ verbucht.
Zum Glück kam sie als Erste an. Sie bestellte sich eine Flasche kaltes Sprudelwasser, breitete ihre Ordner auf dem Tisch aus und schuf eine nüchterne Arbeitsatmosphäre.
Sie trank einen Schluck, um sich zu beruhigen. Genau in dem Moment sah sie Hugo hereinkommen. Er lächelte und schien sich zu freuen, sie zu sehen. Ein Kohlensäurebläschen geriet ihr in den Hals. Sie hustete und keuchte, und er trat hinter sie und klopfte ihr auf den Rücken. Mist! So machte sie keinen sehr professionellen Eindruck. Das war jetzt schon das zweite Mal, dass sie in seiner Gegenwart fast erstickt wäre.
»Hallo, Hugo«, krächzte sie nach einer ganzen Weile.
»Hier, trink noch einen Schluck. Aber sei diesmal vorsichtig.« Er reichte ihr das Glas. »Jetzt wieder okay?«
»Ja, danke. Tut mir leid. Also, kommen wir zum Geschäftlichen.«
Hugo zog einen Stuhl hervor und setzte sich. Er sah sie intensiv an. »Schön, dich zu sehen, Sarah. Was ist denn los mit dir?« Er griff nach ihrer Hand, aber sie zog sie hastig zurück und versteckte sie auf ihrem Schoß.
»Nichts. Kann ich die Fotos sehen?« Sie gab sich die größte Mühe, ruhig zu klingen.
»Ehrlich gesagt, hatte ich mit einem etwas freundlicheren Empfang gerechnet. Gibt es denn nichts anderes, worüber wir sprechen müssten?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich wüsste nicht, was.«
Er zog die Augenbrauen hoch. »Na ja, nach Samstagabend hatte ich gedacht …« Plötzlich machte er genauso einen nervösen Eindruck wie sie. »Ich wollte dich fragen, ob du nicht mal mit mir essen gehen willst. Ich würde dich gern besser kennenlernen. Ich glaube, wir wären ein gutes Team.«
Sarah starrte auf ihre Hände und holte tief Luft. »Hugo, wir können doch nicht … Ich meine, wir arbeiten zusammen. Wäre es da nicht besser, wenn
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