Sommerküsse voller Sehnsucht
zusammen wie eine aufblasbare Puppe. »Mann, das ist alles so schwierig! Ich wünsche mir eine richtig schöne Märchenhochzeit, kann aber keine haben, weil wir nicht genug Geld haben.«
»Doch, du kannst eine Märchenhochzeit haben«, versicherte Sarah. »Du musst dir nur genau überlegen, wie du dein Geld vernünftig einsetzt. Ich habe ein oder zwei Hochzeiten mit ganz kleinem Budget ausgerichtet, und sie waren fantastisch. Das Wichtigste ist, dass du süß aussiehst. Und das wirst du, selbst wenn wir dich in eine Mülltüte stecken. Und Dirk muss natürlich auch was hermachen. Aber ihr seid so ein hübsches Paar, da mache ich mir gar keine Sorgen.«
Eine Menge von dem, was Sarah sagte, sagte sie zwar nur, um Lily aufzuheitern, aber sie meinte es trotzdem ernst. »Und ich wette, euer Baby wird auch bildschön.«
»Wirst du denn manchmal babysitten? Der Gedanke, nicht mehr ausgehen zu können, ist für mich ganz grauenhaft.«
Sarah nickte. »Na klar. Ich freue mich schon. Ich werde das Kleine nach Strich und Faden verwöhnen.«
»Heißt das, du kaufst ihm einen Kinderwagen und all das? Dann können wir nämlich ein bisschen mehr für die Hochzeit ausgeben.«
»Lily, darüber solltest du mal mit Dad sprechen. Früher haben die Eltern der Braut so was bezahlt. Auch wenn das Geld knapp ist, ich bin sicher, Dad hat irgendwo ein Sparbuch für solche Fälle. Und bei deiner letzten Hochzeit hat er ja nichts bezahlt, oder?«
»Nein«, bestätigte Lily.
»Natürlich werde ich auch etwas dazutun. Aber du brauchst weder exotische Blumen noch geräucherten Lachs oder unbegrenzt Champagner. Ich werde eine Liste erstellen, die wir dann durchsprechen. Es wird richtig schön werden, keine Sorge.«
Lily lächelte glücklich. »Also gut. Ich mache mir keine Sorgen.«
Sarah seufzte. Die Verantwortung für Lilys Fest lag nun ganz bei ihr. Aber das war sie ja gewohnt.
»Sollen wir uns jetzt mal anschauen, wo man die Flitterwochen verbringen könnte?«, schlug Lily als Nächstes vor.
»Um diese Jahreszeit solltet ihr in Europa bleiben«, antwortete Sarah nüchtern. »In den exotischeren Gefilden ist im August Hurricane-Zeit. Da könnt ihr also auch richtig Geld sparen.«
Sarah setzte Lily so rechtzeitig am Bahnhof von Finchcombe ab, dass sie den einzigen Sonntagszug nach Hause erreichte, dann machte sie sich selbst auf den Heimweg. Sie konnte keinen Tüll mehr sehen, kein Blumengesteck, kein Konfetti und keine Champagnerflöte. Vielleicht sollte ich mal etwas ganz anderes machen und ins Bestattungswesen wechseln, überlegte sie.
Später am Abend wusch sie sich den ganzen Frust eines langen Tages ab. Es tat gut, sich von Kopf bis Fuß von der Dusche berieseln zu lassen. Vielleicht waren Hochzeiten doch gar nicht so schlimm. Und außerdem, sinnierte Sarah weiter, während sie sich Shampoo in die Handfläche drückte, hatten Bestatter so blöde Arbeitszeiten.
Das Klingeln des Telefons riss sie aus ihrer glückseligen Planscherei. Sie drehte das Wasser ab, tastete nach einem Handtuch und hoffte, dass der Anrufbeantworter anspringen würde. Sonntagabende sollten wirklich heilig sein.
Offenbar fand das auch ihr Anrufbeantworter, denn er verweigerte seinen Dienst. Seufzend wickelte Sarah sich das Handtuch um ihren Körper und hoffte, dass es nichts Berufliches war.
»Hi«, rief eine Frauenstimme. »Spreche ich mit Sarah Stratford? Der Hochzeitsplanerin?«
Mist! Das klang definitiv nach Beruf. Sarah zog das Handtuch enger. Wie gut, dass es noch kein Bildtelefon gab! »Ja.«
»Hier ist Mandy Joseph. Ich bin die persönliche Assistentin von Carrie Condy.«
In Gedanken ging Sarah rasch die Liste der ihr bekannten Namen durch. Mandy Joseph tat, als müsste man Carrie Condy kennen. »Wow«, sagte sie – sicherheitshalber und um sich etwas mehr Zeit zu verschaffen.
»Sie haben bestimmt gelesen, dass Carrie sich gerade verlobt hat, oder?«
»Oh ja! Natürlich!« Jetzt dämmerte es ihr allmählich. Klar, die amerikanische Schauspielerin. Sie hatte tatsächlich irgendwo gelesen, dass Carrie Condy sich mit einem gut aussehenden, aufstrebenden jungen Schauspieler verlobt hatte. »Wow!«, wiederholte sie, dieses Mal mit etwas mehr Überzeugung.
»Sie hat Ihre Telefonnummer von einer Freundin oder so bekommen und möchte gern, dass Sie ihre Hochzeit ausrichten.«
»Wow!«, entfuhr es Sarah zum dritten Mal. »Das ist ja fantastisch! Von welcher Freundin hat sie meine Nummer denn?« Welche ihrer Kundinnen könnte Carrie Condy kennen?,
Weitere Kostenlose Bücher