Sommerküsse voller Sehnsucht
er sich das Kochen sparte und trotzdem ein leckeres Abendessen bekam. Jeder ließ sich gern bekochen, vor allem jemand, der allein lebte. Und das schien ja bei James der Fall zu sein. Zumindest hatte Bron noch nie erlebt, dass er ausgegangen wäre oder eine Freundin zu Besuch gehabt hätte.
Unschlüssig schlenderte sie über die High Street und blieb eine Zeit lang vor den Auslagen einer Metzgerei stehen. Dann entschied sie sich, ihn doch anzurufen.
»James? Hier ist Bron, Ihre neue Nachbarin.«
Er lachte. »Glauben Sie etwa, ich hätte schon vergessen, wer Sie sind?«
»Nein, natürlich nicht. Ich wollte Sie gern zum Essen einladen, um mich bei Ihnen zu bedanken. Hätten Sie heute Zeit?«
»Ja.«
»Sind Sie Vegetarier? Wir hatten bei Ihnen damals ja Ome…«
»Nein.«
»Veganer vielleicht?«
Er lachte wieder. »Ich glaube, das kann dann nicht sein.«
»Oh ja, klar.« Bron kam sich ein bisschen dumm vor. »Gibt es denn irgendwas, was Sie gar nicht mögen?«
»Alles außer Eier wäre super.«
Bron spürte, wie sie rot wurde. Sie war froh, dass er sie nicht sehen konnte. »Ich hatte ganz vergessen, dass Sie Hühner haben. Dann also um sieben.«
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Kapitel 23
Nachdem Bron beschlossen hatte, auf gar keinen Fall ein Hühnchengericht zuzubereiten – schließlich würde James nicht die Verwandten seiner Haustiere essen wollen –, fiel ihr nichts mehr ein, was nicht stundenlang dauern würde.
Ziellos lief sie auf der Suche nach einem guten Einfall die High Street auf und ab und wünschte sich inständig, sie hätte ihre Kochbücher nicht bei Roger zurückgelassen. Sie würde Pat bitten, sie irgendwann dort abzuholen, schließlich konnte er sowieso nichts damit anfangen.
Und dann stand sie plötzlich, ohne zu wissen, warum, vor dem Salon und starrte ins Schaufenster. Hier gab es doch einen Computer, und sie kannte ein Schweinefilet-Rezept im Internet, von dem sie sicher wusste, dass es gelingen würde. Vielleicht könnte sie einfach kurz nachsehen.
Unauffällig versuchte sie, durchs Fenster zu schauen, aber dann entdeckte eine ihrer ehemaligen Kundinnen sie und winkte. Ehe Bron ihr verständlich machen konnte, dass sie nicht gesehen werden wollte, hatte auch Sasha sie entdeckt. Sie kam aus der Tür gestürmt und umklammerte ihr Handgelenk so fest wie ein alter Seemann in Netzstrumpfhosen.
»Na, hast du dir überlegt, doch zurückzukommen?«, fragte sie höhnisch. »Dein Job ist noch frei, wenn du ihn wieder haben möchtest.« Sicher hatte sie inzwischen gemerkt, was für eine gute Kraft sie verloren hatte. Den Nachsatz ›vorausgesetzt, du machst keinen Ärger‹ sprach sie nicht laut aus, aber das war auch nicht nötig. Sasha hatte ihre Forderungen schon immer deutlich gemacht, ohne sie auszusprechen.
Bron blickte auf ihren Arm, woraufhin Sasha ihren Griff etwas lockerte. »Äh, nein, nein. Ich meine, ich will meinen Job nicht zurück.«
Es reichte ihr schon, neben Sasha zu stehen. Nicht für Geld und gute Worte würde Bron in den Salon mit den langen, trostlosen Arbeitsstunden und den ständigen Streitereien übers Trinkgeld zurückkehren.
»Und was willst du dann hier?« Sashas Lächeln war definitiv falsch. Bron lächelte zurück, genauso falsch.
»Ich wollte dich fragen, ob ich euren Computer mal kurz benutzen kann. Ich würde gern was im Internet nachschauen.« Jetzt, da sie einmal so weit war, konnte sie die Frage auch stellen.
Sasha zögerte. Vermutlich überlegte sie, ob Bron unangenehm werden würde, wenn sie ihr die Bitte verweigerte. »Also gut, wenn es nicht zu lange dauert«, brummte sie schließlich.
»Danke.« Bron lächelte und marschierte an ihr vorbei in den Salon.
Einige ihrer ehemaligen Kundinnen saßen unter der Haube. »Hallo. Schön, Sie zu sehen!«, rief eine.
»Als ich gestern angerufen habe, sagte man mir, Sie kämen nicht mehr.
Und jetzt sind Sie doch wieder hier«, meinte eine andere. »Sind Sie gekommen, um Ihre Steuerkarte abzuholen? Sasha, machen Sie ihr ja keinen Ärger, sie ist so ein nettes Mädchen. Sie hat mir die Haare immer genau so gemacht, wie ich sie haben wollte.«
Eine dritte Kundin sah Bron nachdenklich an. »Sie sind nicht zufällig gerade mit Familienplanung beschäftigt, oder? Dann sollten Sie nämlich nicht mehr mit diesen giftigen Chemikalien arbeiten.«
Bron, die ein lockeres Sommertop über ihren Jeans trug, beschloss, nicht beleidigt zu sein, auch wenn Sasha schadenfroh
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