Sommerküsse voller Sehnsucht
das für Blumen?«
»Ach, ganz gewöhnliche eigentlich. Diese lachsfarbenen Rosen heißen Albertine, die violette Sorte nennt man Aquilegia. Dann ist noch Rittersporn dazwischen. Und die Margeriten kennen Sie ja sicher.«
Bron lachte. »Ich stelle sie schnell ins Wasser, und dann bekommen Sie ein Glas Wein.«
»Ich habe auch eine Flasche mitgebracht. Soll ich sie öffnen?«
Während Bron zwei Gläser aus dem Schrank nahm, entkorkte er den Wein. Er machte das sehr ruhig und sicher, stellte sie fest. Und wie gut er aussah! Wieder fragte sie sich, ob er Single war. Sie reichte ihm die Gläser, ehe sie die Kartoffeln aus dem Backofen nahm und auf den Tisch stellte. Der Tisch wackelte ein bisschen.
»Mit einem Stück Zigarettenschachtel sollte das zu beheben sein«, meinte er fachkundig und fügte hinzu: »Zu dumm, dass ich nur Selbstgedrehte rauche.«
Bron riss ein Stück Karton von einer Cornflakes-Packung ab. »Hier, probieren Sie es mal damit. Wie klappt’s denn mit dem Aufhören?«
»Ich hab schon ordentlich reduziert. Im Moment bin ich bei fünf Stück am Tag, aber ich würde gern ganz aufhören.«
Bron bückte sich, um das Kartonstück unter das wackelige Tischbein zu schieben. Plötzlich fühlte sie sich schrecklich verlegen. Sie und James waren Nachbarn, aber ihr war auf einmal so bewusst, dass sie hier auf engstem Raum zusammen waren. Das kleine Cottage schien noch mal um die Hälfte geschrumpft zu sein. Unsicher richtete sie sich auf.
James schien ihr Unbehagen zu spüren. »Ich habe nebenan noch ein paar schöne trockene Holzscheite. Soll ich sie holen?«
Als Bron die Teelichte und die Kerzen, die sie überall verteilt hatte, angezündet hatte, wurde ihr auf einmal bewusst, dass es viel zu romantisch wirkte. Sie wollte sich doch nur bei James bedanken, weil er ihr beim Einleben in ihrem neuen Zuhause geholfen hatte. Okay, er war durchaus attraktiv, doch sie konnte im Moment nicht mal an eine neue Beziehung denken. Als er mit dem Holz zurückkehrte, reichte sie ihm ein gefülltes Glas.
»Setzen Sie sich. Sie sind bestimmt halb verhungert. Zum Wohl!« Klirrend stieß sie mit ihm an. »Stechen Sie zu! Das soll natürlich nur ein Wortspiel sein, schließlich sind Sie Gärtner.«
»Schon okay. Ich bin nicht empfindlich. Ich habe im IT-Bereich gearbeitet, bis ich es nicht länger ertragen konnte und mich habe umschulen lassen.«
Bron trank einen großen Schluck. »Vielleicht sollte ich mich auch umschulen lassen. Sie glauben ja gar nicht, wie peinlich es oft ist, Fremden zu erzählen, was ich beruflich mache.«
»Meinen Sie, weil Sie Friseurin sind?«
»Hm. Die Arbeit macht mir viel Spaß und ist befriedigend, aber die Leute meinen immer, man sei dumm.«
»Wie kommen Sie denn auf die Idee?«
Bron zuckte mit den Schultern. »Weil es der klassische Beruf für die Mädchen ist, die in der Schule durch die Prüfungen gefallen sind. Bei mir war das anders. Ich bin Friseurin geworden, weil ich es gern werden wollte. Ich habe alle Prüfungen geschafft.«
»Da ich Ihre These, Friseurinnen wären dumm, nicht teile, brauchen Sie mir Ihre Zeugnisse nicht zu zeigen, um mich zu überzeugen.«
Bron kicherte und trank noch einen Schluck Wein. Inzwischen fühlte sie sich wesentlich entspannter. James war sehr umgänglich, und im Gegensatz zu Roger schien er sich wirklich für das zu interessieren, was sie sagte. »Ich arbeite gerade an einer neuen Geschäftsidee.«
»Ehrlich?«
»Ich soll eine Hochzeitstorte machen, doch ich weiß noch nicht genau, wie.« Bron lächelte. »Was ist denn mit Ihnen? Muss man das Gärtnern auch erlernen? Oder ist es etwas, was man in den Genen hat?«
»Talent hilft natürlich, aber ein bisschen muss man schon dazulernen. Vor allem wenn man in den großen Anlagen arbeiten will.«
»Und das tun Sie?«
Er nickte. »Der Garten hier ist wunderbar, und ich hatte großes Glück, Vanessa kennenzulernen. Es macht mir riesigen Spaß, für sie zu arbeiten, aber ich will das nicht ewig machen. Ich würde mich gern mehr in Richtung Gartengestaltung orientieren.«
Bron lächelte. »Früher wurden die Jungs, die ihre Prüfungen nicht geschafft haben, Gärtner.«
Jetzt lachte James. »Also dann, auf die Leute, von denen man glaubt, sie hätten keinen Schulabschluss, die es aber trotzdem geschafft haben!«
Als ihre Gläser aneinanderklirrten, meinte Bron: »Wenn wir noch öfter anstoßen, sind wir gleich beschwipst.« Sie wurde rot und hoffte, dass er das nicht falsch verstand. »Fangen Sie
Weitere Kostenlose Bücher