Sommerküsse voller Sehnsucht
an. Ich möchte nicht, dass das Essen kalt wird.«
Sie aßen eine Zeit lang schweigend, dann fragte James: »Wie gefällt Ihnen das Alleinleben denn so?«
Bron überlegte kurz, ehe sie antwortete. »Ganz gut eigentlich. Jedenfalls viel besser, als ich geglaubt hatte. Ich habe noch nie allein gelebt und immer gedacht, es wäre schrecklich einsam. Doch ich genieße die Freiheit, die ich jetzt habe.« Sie zögerte und trank noch einen Schluck. James gab keine Antwort, deshalb fuhr sie fort: »Ich habe Freunde und meine Arbeit, mehr brauche ich nicht.«
»Auch keinen Mann für die schweren Arbeiten?«
Bron lachte. Sie wusste, dass er sie jetzt aufzog. »Ich bin stark, daher schaffe ich das meiste allein. Allerdings muss ich vielleicht mal auf Ihre Hilfe zurückgreifen, wenn ich irgendwo eine Spinne entdecke«, fügte sie hinzu, weil sie nicht zu abweisend erscheinen wollte. Außerdem stimmte das wirklich.
Jetzt lachte James. »Dann halte ich ab sofort immer ein Glas und ein Stück Pappe bereit.« Er schwieg eine Zeit lang. »Ich weiß, was Sie meinen, wenn Sie vom Alleinleben sprechen. Es ist sehr ruhig und friedlich, auch wenn es ab und zu etwas einsam ist.«
»Ich werde es jedenfalls eine Weile genießen. Herrlich, wenn man nachts das Radio einschalten kann, wenn man nicht schlafen kann.« Sie hob erneut ihr Glas. »Auf das Single-Leben!«
Nachdem sie noch einmal angestoßen hatten, ging sie, um das Dessert zu holen.
Um kurz vor zwölf schaute James auf seine Uhr. Erschrocken stand er auf. »Ich wusste ja gar nicht, dass es schon so spät ist …«
»Ich auch nicht.« Bron war ebenfalls erstaunt. Sie hatten über dies und das geredet, über Bücher, Filme, Musik, und die Zeit war nur so verflogen.
»Ich muss morgen Früh raus. Vielen Dank für das Essen. Es war köstlich. Zu den Nachteilen des Single-Lebens gehört definitiv, dass es sich irgendwie nicht lohnt, sich beim Kochen anzustrengen.«
»Ich freue mich, dass es Ihnen geschmeckt hat. Es sollte nur ein kleiner Dank dafür sein, dass Sie so ein netter Nachbar sind. Ich könnte …«, sie zögerte, »ich könnte Ihnen auch die Haare schneiden, wenn Sie möchten.«
Er grinste. »Okay, ich bring beim nächsten Mal die Heckenschere mit.«
Bron zwinkerte ihm zu. »Das brauchen Sie nicht. Ich besitze selbst eigene Scheren.«
Als James den Gartenweg hinunterging und ihr noch einmal zulächelte, fand sie ihn plötzlich richtig süß.
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Kapitel 24
Sarah hielt die Einladungskarte in ihrer Hand, bog sie vor und zurück und las zum hundertsten Mal, was daraufstand. Sie wäre im Leben nicht auf die Idee gekommen, hierhin zu fahren, wenn sie nicht ohnehin in London gewesen wäre. Sie hatte sich die Band angeschaut, die Mandy unbedingt für Carries Hochzeitsfeier engagieren wollte. Nachdem sie das erledigt hatte, hatte sie die Karte aus der Tasche gekramt.
Es war eine Einladung zur Eröffnung einer Ausstellung, in der auch Fotos von Hugo gezeigt wurden. Sie war vor einigen Tagen in der Post gewesen. Spontan hatte Sarah sie in den Müll werfen wollen, aber dann hatte sie sie doch an ihre Pinnwand gehängt.
Der liebe Himmel wusste, wieso sie sie eingesteckt hatte, als sie heute Morgen die Wohnung verlassen hatte. Aber da sie das getan hatte und ihr jetzt noch etwas Zeit blieb, konnte sie ebenso gut hingehen. Sie zog den Stadtplan von London hervor und hielt ein Taxi an.
Die Galerie befand sich in einem Stadtteil, der Sarah völlig unbekannt war. Offenbar schien er im Aufstreben begriffen zu sein, denn es gab ein paar stylische Läden zwischen den meist verfallenen Häusern, heruntergekommenen Videotheken und schäbigen Bars. Auf den Gehwegen lungerten Penner herum. Sarah schüttelte den Kopf. Man musste schon starke Nerven haben, wenn man sich hier niederließ. Sie war froh, dass sie im Taxi saß und es noch nicht dunkel war.
Der Fahrer hielt vor einem alten Lagerhaus, das groß genug war, um Elefanten darin zu lagern. »So, da wären wir, Schätzchen. Ich habe gehört, das hier ist eine der heißesten Galerien von ganz London.«
»Oh ja? Vielen Dank.«
Erwartungsvoll betrat Sarah das Gebäude. Sie liebte Ausstellungen und nahm sich viel zu selten Zeit dafür. Sie ging die Treppe hinauf und versuchte, sich einzureden, dass sie einzig und allein wegen der Ausstellung gekommen war und die Tatsache, dass auch Fotos von Hugo dabei waren, nur Nebensache war. Sie lächelte vor sich hin, weil sie sich
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