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Sommerkuesse

Titel: Sommerkuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Ryan
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nicht anhören.«
    »Ist es denn immer nur Geschwafel?«, frage ich. »Meine Eltern gehen ja nicht in die Kirche, aber ich war schon ein paarmal mit Freunden im Gottesdienst und… ich weiß nicht … ich hatte das Gefühl, dass es manchen Leuten total viel gibt.«
    »In der Familie von meinem Vater«, erzählt Katrina, »sind sie echt megamäßig fromm. Als meine Eltern noch nicht geschieden waren, kamen meine Großeltern zu Besuch und haben uns so richtig was vorgepredigt. Dass man an der Familie festhalten muss, weil sie einen stark macht und so. Ich fand das nur gruselig. Als Mom und Dad sich dann getrennt haben, hat Mom das sofort unterbunden. Ich hab bloß Angst, dass sie sich mal mit einem Typen einlässt, der genauso einen Hau weghat wie meine Großeltern, und dass er und meine Mutter beschließen könnten, ich muss gerettet werden.«
    Battle richtet sich auf und trinkt einen großen Schluck Cola. »Wir kriegen den vollen Koffeinschock«, prophezeit sie, scheint über diese Aussicht aber nicht unglücklich.
    »Redet dein Vater zu Hause auch viel von Gott?«, frage ich.
    Battle schüttelt den Kopf. »Die Predigten schreibt er in seinem Arbeitszimmer, wo wir ihn nicht stören dürfen. Und
manchmal macht er abends Hausbesuche, bei Sterbenden zum Beispiel, aber er spricht nicht oft mit mir oder meiner Mutter darüber. Eigentlich spricht er ja grundsätzlich nicht sehr viel. Aber das macht meine Mutter locker wieder wett.« Sie seufzt.
    »Tja, das mit der Religion ist nicht einfach … wisst ihr, was cool wäre?« Ich warte ihre Antwort gar nicht ab, sondern rede sofort weiter. »Wenn alles so klar wäre wie in den Büchern von Madeline L’Engle. Da weiß man immer gleich, wer gut ist und wer böse, alles ist bedeutungsvoll und schön und man kann telepathisch mit Delfinen kommunizieren.«
    Katrina und Battle prusten vor Lachen. »Hey, das klingt super, ich bin dabei. Hol schon mal die Delfine her!«, ruft Katrina.
    Wir sitzen eine Weile so da, futtern Süßigkeiten und schütten Cola in uns rein. Mein Herzschlag wird immer schneller. Die Cola scheint direkt in meinen Blutkreislauf zu fließen. Aber vielleicht bin ich auch einfach nur nervös.
    »Jetzt brauch ich eine Kippe«, verkündet Katrina.
    »Dann tu mir den Gefallen und setz dich ans offene Fenster. Ich hab nämlich keine Lust, mir von dir die Lungen verteeren zu lassen«, sagt Battle.
    »Ich hab euch doch schon gesagt, dass ich bald aufhöre«, sagt Katrina. »Das Problem ist nur, dass ich im Moment so unter Stress stehe. Ich hör auf, wenn mein Leben ein bisschen entspannter ist.«
    »Ach, und wann genau wird diese große Entspannung deiner Meinung nach eintreten?«, frage ich. Hilft Rauchen denn gegen Stress? Vielleicht sollte ich dann doch auch anfangen. Nein. Battle hasst Raucher.

    »Keine Ahnung. Irgendwann bald. Also hört auf, mich zu löchern! Ihr braucht mir nicht zu erzählen, dass Rauchen eine Sucht ist. Und dass es ungesund ist. Ich rauche gern. Aber irgendwann vergeht mir die Lust von selbst, das weiß ich genau. Vertraut mir!« Sie steckt sich eine Zigarette in den Mund und geht zum Fenster.
    »Rauchen deine Freunde zu Hause auch alle?«, fragt Battle kritisch.
    »Nein, aber meine Mutter. Natürlich ist sie total ausgerastet, als sie es rausgekriegt hat, aber jetzt toleriert sie es mehr oder weniger.«
    »Wieso hast du überhaupt angefangen?«, will ich wissen.
    Bevor Katrina antwortet, zieht sie nachdenklich an ihrer Zigarette und bläst den Rauch zum Fenster hinaus. »Die erste hab ich meiner Mutter aus der Handtasche geklaut. Ich war zu der Zeit total fertig, wegen der Scheidung und so, und Mom hat die ganze Zeit davon geredet, dass sie rauchen muss, um nicht verrückt zu werden. Na ja, ich dachte, wenn ich anfange, werde ich auch nicht verrückt. Das hat sich leider als falsch rausgestellt, aber geschmeckt hat mir die Kippe trotzdem. Irgendwann hab ich dann angefangen, mir eigene zu kaufen. Ich hab sie in meinem Schließfach in der Schule versteckt.«
    »Wieso? Kontrollieren die bei euch etwa nicht die Schließfächer?«, frage ich.
    »Nö. Unsere Schule ist nicht besonders groß, und die wissen sowieso, wer alles raucht. Obwohl Rauchen auf dem Schulgelände natürlich strengstens verboten ist.«
    »Hier übrigens auch«, sagt Battle. Ihre Stimme klingt komisch, weil sie sich wieder die Nase zuhält.

    »Stimmt. Und du siehst ja, wie erbarmungslos wir Raucherinnen verfolgt werden«, sagt Katrina und bläst sorgfältig einen Rauchring.

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