Sommerkuesse
lieben Freundinnen verzichten willst?« Katrina stemmt die Hände in die Hüften und sieht mich empört an.
Ich lache unsicher, weil ich nicht so recht weiß, wie ernst sie das meint. »Okay, okay. Vergiss, dass ich überhaupt was gesagt hab. Dann zeig mal die chemischen Zuckerbomben her!«
Katrina packt einen Haufen obskurer Süßigkeiten in allen Farben und Formen aus. Unter anderem Disketten aus Schokolade und Lutscher mit Chili-Mango-Geschmack. Ich bin ziemlich skeptisch, als ich einen Lutscher probiere, aber so schlecht schmeckt er gar nicht. Eigentlich ist es ein zweiteiliges Set. Den Lolli, der selbst nur nach Mango schmeckt, muss man in ein kleines Plastiknäpfchen mit einer Mischung aus Salz und Chili dippen.
M&Ms gibt es auch. Aber als Katrina die Tüte auf dem Fußboden ausleeren will, kreischt Battle, die Ordnungsfanatikerin, laut auf: »Leg wenigstens was drunter – sonst treten wir die doch in den Teppich ein!«
Katrina schleppt gehorsam eine indianische Baumwolldecke an und breitet sie auf dem Boden aus, ohne sich um die überall verstreut liegenden Bücher und Klamotten zu kümmern. Dann leert sie die M&Ms aus. Ich sortiere sie sofort nach Farben.
»Iss aber bloß keine grünen!«, sagt Katrina und zwinkert mir zu. »Du weißt ja, dass die eine aphrodisierende Wirkung haben.«
Ich könnte sie erwürgen, aber dann fällt mir ein, wie ich mich rächen kann. »Wieso denn nicht, hebst du sie etwa für jemanden auf? Vielleicht für … Isaac?« Ich werfe mir eine Hand voll brauner M&Ms in den Mund.
»Könntest du gefälligst mal aufhören, immer wieder mit Isaac anzufangen? Selbst wenn ich was von ihm wollte, was aber definitiv nicht zutrifft, hätte es im Moment sowieso keinen Sinn, weil er wegen seiner Eltern total fertig ist. Und eine Freundin hat er zu Hause auch schon!«
»Wenn ich an das Telefongespräch von neulich denke, glaub ich eher nicht, dass er sie noch hat. Außerdem muss er vielleicht umziehen, dann können sie sowieso nicht zusammenbleiben«, wirft Battle ein.
»Ach so. Mit ihr würde er keine Fernbeziehung führen, aber mit mir schon, oder was? Hab ich dir schon mal gesagt, dass du total matschig in der Birne bist?« Katrina klopft Battle leicht auf den glänzenden Schädel.
»Und wenn er zufällig in deine Gegend zieht?«, sage ich, sehr erleichtert darüber, dass sich die allgemeine Aufmerksamkeit Katrina zugewandt hat.
»O Gott. Klar, Isaac würde perfekt nach Santa Fe passen. Er könnte auf der Plaza neben den indianischen Ureinwohnern
traditionelles jüdisches Kunsthandwerk verkaufen. Oder zur Morgenmesse in eine der tollen katholischen Kirchen gehen. Oder noch besser – zu den vielen Mormonen!«
»Mein Vater hält ja überhaupt nichts von Mormonen«, sagt Battle. »Er sagt immer, sie sollten sich lieber ganz auf Ahnenforschung spezialisieren, worin sie ja offensichtlich Profis sind, und die Religion anderen überlassen.«
»Ach ja. Erzähl doch mal«, sagt Katrina. »Musst du denn jede Woche in die Kirche?«
Battle seufzt. »Versprecht ihr mir, nicht zu lachen?«, fragt sie.
»Nein«, sagen Katrina und ich wie aus der Pistole geschossen.
Battle schenkt uns ein schiefes Lächeln. »Ha, ha. Also, es ist so: Ich hab einen Deal mit meinen Eltern. Ich muss zwar in die Kirche, aber nicht in den Gottesdienst. Ich kümmere mich um die ganz Kleinen, die noch nicht zur Sonntagsschule gehen. Denen lese ich was vor oder wir singen zusammen.«
»Och, wie niedlich!«, ruft Katrina. »Ich seh dich direkt vor mir, mit lauter kleinen Teppichratten, die um dich rumwuseln. Besonders so, wie du jetzt aussiehst! ›So, meine Süßen, heute schneiden wir uns alle eine Glatze und geißeln uns, um für unsere Sünden Buße zu tun!‹«
Battle schaufelt eine Hand voller M&Ms vom Boden auf und wirft sie sich alle auf einmal in den Mund. Plötzlich schneidet sie eine superhässliche Grimasse und streckt die Zunge raus, auf der die halb zerkauten M&Ms liegen.
»Tanzt du ihnen auch manchmal was vor?«, will ich wissen.
Ich sehe Battle grazil durch ein Zimmer voller Bettchen und
Laufställe wirbeln und die Kiddies schauen ihr selig mit aufgerissenen Augen zu und glucksen glücklich.
Battle schüttelt den Kopf. »Hauptsächlich bin ich damit beschäftigt, Windeln zu wechseln.«
»Hmm… das mit den Windeln ist natürlich nicht so prickelnd«, sagt Katrina. »Aber sonst hast du deine Eltern gut ausgetrickst – du leistest gemeinnützige Arbeit und musst dir das Geschwafel in der Kirche
Weitere Kostenlose Bücher