Sommerkuesse
rum! Wir Frauen haben’s euch voll gegeben. Ihr Weicheier!«, jubelt Katrina und gibt ihre eigene Version von Isaacs Freudentanz zum Besten.
Battle hebt den Ball vom Boden auf und verkündet: »Dann geb ich den mal vorne ab, okay?« Mein Magen zieht sich zusammen, als ich sehe, dass Kevin ihr folgt.
Sobald Battle außer Hörweite ist, sage ich leise zu Isaac: »Sag mal, hast du jetzt gerade irgendwas vor?«
»Außer ein paar Tränen über unser peinliches Versagen zu vergießen? Nein.«
»Ich muss nämlich mit dir reden. Hast du Lust, ein bisschen spazieren zu gehen?«
»Äh … klar. Jetzt gleich?«
Ich nicke. »Bis nachher«, rufe ich Katrina zu und gehe schon mal in Richtung Fluss los, ohne mich nach Isaac umzudrehen. Ich hoffe, dass er mir hinterhergeht. Und dass Katrina nicht auf die Idee kommt, ich könnte etwas von ihm wollen. Nein, sie weiß ja, dass ich in Battle verliebt bin. Genau wie der Rest der Welt es weiß.
»Du kannst dir ja denken, worum es geht«, sage ich. »Ich weiß zwar nicht genau, warum, aber ich wollte einfach mit dir darüber reden.«
Isaac muss mich für geistesgestört halten. »Ich nehme an, du sprichst nicht von Volleyball«, sagt er vorsichtig.
»Eins zu null für dich«, sage ich. »Willst du raten, worum es geht?«
»Ich habe keinen blassen Schimmer.« Und das klingt sogar, als würde es stimmen.
Aus dem Nichts taucht vor mir in der Luft plötzlich ein Schmetterling auf, ein bebendes Muster – violett und blassgelb. Am liebsten würde ich ihm weiter zusehen, aber er bleibt nur ein paar Sekunden bei uns und flattert dann davon.
»Isaac, ich …« Da verlässt mich der Mut. »Ich mache mir einfach Sorgen um dich.«
Er starrt mich an, als wäre ich ein Insekt, das auf dem Schokoriegel gelandet ist, in den er gerade beißen wollte.
Ich zucke mit den Achseln. Eigentlich ist das ja seine Geste. »Du weißt schon. Wegen der Sache mit deinen Eltern.« Ich würde jetzt gerne einen Stein wegkicken, aber da liegt leider keiner.
»Ich hab kein Problem«, sagt er.
Bitte hab doch eins. Komm schon. Werd sauer. Flipp aus. Tu irgendwas.
Verlegenes Schweigen. Isaac schiebt die Hände in die Taschen.
»Katrina dachte, dass du den Papierkorb vielleicht absichtlich verfehlt hast, weil du wolltest, dass wir es wissen«, platzt es aus mir heraus.
»Ach, echt?«
»Ja. Dass du dir irgendwie unterbewusst gewünscht hast, dass wir den Brief lesen.«
»O Mann!« Isaac schüttelt den Kopf.
»Du bist aber doch nicht sauer, oder?«
»Dafür ist es ein bisschen zu spät. Jetzt seid ihr ja schon voll informiert.«
»Tut mir Leid.«
Wir sind am Fluss angekommen. Ich schleudere die Sandalen von den Füßen, hocke mich ans Ufer und lasse die Füße ins Wasser hängen. Es ist kalt, aber das tut meinem Knöchel gut. Eigentlich tut er nur noch weh, wenn ich lange Strecken gehe.
Isaac lehnt sich gegen den Stamm einer Trauerweide. »Sag
mal, bist du sicher, dass du nicht über was anderes reden wolltest?«
Ich lasse die linke Wade hochschnellen und bespritze mich mit Wasser. »Ja!« Ich lasse das Bein wieder zurückfallen.
»Dann frag schon. Was willst du wissen?« Jetzt klingt er genervt. Ich auch.
»Na ja, eben wie es war, als du mit ihnen geredet hast. Ich meine, immerhin sind sie zusammen hergekommen, war das nicht komisch? Und was ist mit deiner Schwester? Hast du schon mit ihr geredet? Deine Mutter hat gesagt, sie macht eine schwierige Phase durch. Was sollte das denn heißen?«
Etwas überrascht stelle ich fest, dass mich die Antworten auf diese Fragen wirklich interessieren.
»Ich hab gestern mit ihr telefoniert«, erzählt er und bricht einen Zweig vom Baum ab. »Rebecca … sie erinnert mich echt an Katrina. Man spürt immer sofort, was mit ihr los ist. Sofort. Wahrscheinlich hatten sie Angst, sie könnte eine Szene machen und sie vor allen anderen Eltern blamieren, und haben sie deshalb nicht mitgenommen.« Jetzt fängt er an, die Blätter abzuzupfen. Isaac – Zerstörer der Natur.
»Was für eine Szene denn?«
»Na ja, sie hat sich in den Kopf gesetzt, dass wir beide uns allein eine Wohnung nehmen könnten, ohne Mom und Dad. Das hätte sie wahrscheinlich allen am Tisch brühwarm mitgeteilt.«
»Wie alt ist sie noch mal?«
»Zehn.« Er lässt sich neben mich fallen. »Ich mache mir aber keine Sorgen um sie. Sie kommt super mit meiner Tante Mim und Laura aus.«
»Laura?«
»Ja – die Freundin meiner Tante. Oder besser gesagt, ihre
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