Sommerkussverkauf
ist eine furchtbare Sache.« Wills Mitgefühl kam aus tiefstem Herzen. »Wie geht es Tiff?«
»Nicht sehr gut.« Oliver rieb sich das Gesicht, das vor Müdigkeit grau war. »Die Ärzte tun alles, was sie können, aber es ist … Sie wissen schon.« Er zeigte auf die surrende Kamera. »Müssen wir das jetzt tun?«
»Ihre Frau hat Sie verlassen«, sagte Will. »Wir müssen Ihre Seite der Geschichte erfahren«, stellte er klar. »Auf diese Weise werden die Zuschauer von Ihrer Qual berührt.«
Wütend sagte Oliver: »Die Zuschauer sind mir schnurzegal. Ich bin nicht auf deren Mitgefühl aus. Tiff ist mein Sohn, und ich liebe ihn.«
»Natürlich tun Sie das, natürlich.« Wills Stimme klang tröstend. »Es ist eine tragische Situation. Dass Ihre Frau auf diese Weise herausfinden musste, dass Sie einen Sohn haben, der auch noch mitten in Ashcombe wohnt. Wie hat sie es aufgenommen?«
»Sie war offensichtlich nicht sehr glücklich damit.« Oliver klang schroff. »Sie ist schließlich weg, nicht wahr?«
»Glauben Sie, dass sie sich gedemütigt vorkam? Dass sie sich wie eine Idiotin fühlte? Haben Sie irgendeine Ahnung, wo sie sich derzeit aufhält?«, fragte Will hartnäckig.
Ein schmerzlicher Ausdruck huschte über Olivers Gesicht. Er schüttelte den Kopf. »Hören Sie, ich kann mich nicht konzentrieren. Ich muss wieder rein.«
»Könnte ich wohl ein Wort mit Juliet wechseln? Glauben Sie, sie würde herauskommen und mit mir reden?«
»Tut mir leid.« Oliver hatte sich bereits zum Gehen gewandt. »Auf gar keinen Fall.«
»Einen Moment mal, hat jemand die Türen ausgetauscht? Bin ich in der falschen Wohnung?«
»Überraschung!«, sang Estelle, warf ihre Arme um Will, bedeckte ihn mit Küssen und zog ihn gleichzeitig ins Wohnzimmer.
»O wow«, sagte Will und sah sich um. »Die Hochburg der Kissen.«
»Ich dachte mir, ich räume etwas auf.«
»Und du hast Kissen gekauft.«
»Möglicherweise habe ich mich etwas mitreißen lassen.«
»He, dir sind die Gerüchte über die nationale Kissenknappheit zu Ohren gekommen, und du hast dir welche besorgt, solange es noch ging. Das ist absolut verständlich.« Will nickte. »Sobald man Kissen nur noch auf dem Schwarzmarkt bekommt, werden wir Millionäre.«
»Tut mir leid«, sagte Estelle.
»Pst … elf, zwölf, dreizehn.« Er grinste. »Dreizehn Kissen. In einem Zimmer.«
»Ich habe einen wunderbaren Kissenladen entdeckt.«
»Und Kerzen.« Er sah auf übertriebene Weise ein zweites Mal hin. »Und ein Teppich. Mein Gott – und alles ist so
sauber
.«
»Ich wollte nur helfen.« Estelle ließ den Kopf hängen; die Kissen hatten ein Vermögen gekostet. Andererseits war es Olivers Geld, wen kümmerte es also.
»Hör zu, du musst das nicht machen.« Will hob ihr Kinn. »Ich bin einfach nur froh, dass du hier bist. Mit dir würde ich sogar glücklich und zufrieden in einem Zelt hausen.«
Du wärst vielleicht glücklich, dachte Estelle, aber ich ganz sicher nicht. Außer es wäre ein Luxuszelt. Aber es war so süß von Will, sie auf diese Weise aufzubauen.
»Ich war zu beschäftigt, um etwas zu kochen. Wir müssen essen gehen.«
Er schnitt eine Grimasse und zeigte auf seine Hosentaschen. »Ich bin ein wenig klamm …«
»Ich lade dich ein«, bot Estelle eilig an.
Na ja, Oliver würde sie beide einladen. Noch besser.
»Lass mich nur schnell duschen.« Will gab ihr einen raschen Kuss.
»He«, rief er wenige Minuten später aus dem Badezimmer. »Edle Seife!«
Estelle lächelte in sich hinein, weil es nur Camay-Seife war. Aber im Vergleich zu Wills heißgeliebter Teerseife von Wright war vermutlich jede Seife edel.
»Kate vermisst dich«, sagte Will. »Sie ist auf deiner Seite.«
Estelle bekam einen Kloß im Hals. Sie saßen in einem italienischen Restaurant. Bei
Fettuccine alla marinara
und einer Flasche Barolo hatte er sie mit den neuesten Entwicklungen in Ashcombe vertraut gemacht.
»Ich sollte anrufen und sie wissen lassen, dass es mir gut geht.« Estelle hatte furchtbare Schuldgefühle.
»Keine Eile. Ruf sie morgen früh an«, schlug Will vor. »Es schadet ihnen nicht, sich zur Abwechslung einmal Sorgen um dich zu machen.«
Er hatte recht. Und er war so entzückend. Estelle fragte sich, ob sie jemals glücklicher gewesen war – oder unanständiger. Sie lehnte sich zurück, seufzte zufrieden und trank ihr Glas Rotwein aus. Unter dem Tisch, im Schutz der Tischdecke, zog sie sich einen Schuh vom Fuß und schlängelte ihre nackten Zehen an der Innenseite
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