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Sommerkussverkauf

Sommerkussverkauf

Titel: Sommerkussverkauf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
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sie weiblich und ziemlich vornehm. Zum anderen war die Frau, die zu der Stimme gehörte, keine ein Meter fünfzig.
    Die Frau trug sehr elegante Kleidung, wie Estelle sofort auffiel. Mit Sicherheit würde jemand in einer ordentlichen, weißen Bluse und einem maßgeschneiderten, schwarzen Bleifstiftrock niemand zu Boden treten und sich dann mit der Lebensmitteltüte davonmachen.
    »Ist schon gut, ich beiße nicht.« Die Frau, die vermutlich Anfang dreißig war, meinte fröhlich: »Na los, Sie übernehmen die Tür, und ich sorge dafür, dass Ihre Tüten nicht umfallen.«
    Schließlich brachte Estelle es fertig, den Schlüssel in das unvertraute Schloss zu friemeln. Als ein roter Bus die Straße entlanggefahren kam, nickte sie in seine Richtung und meinte: »Haben Sie auf den gewartet?«
    Die junge Frau strahlte. »Ich habe nicht auf den Bus gewartet. Eigentlich habe ich auf Sie gewartet. Sie sind doch Estelle, nicht wahr? Darf ich mich vorstellen?« Sie packte Estelles freie Hand und schüttelte sie begeistert. »Ich bin Lucy Banks.«
    Mit leerem Blick fragte Estelle: »Und?«
    »Tja, die Sache ist die, ich würde mich rasend gern mit Ihnen unterhalten. Wissen Sie, ich arbeite für die
Daily Mail

    »Ach so.« Dann hatte sich die Geschichte über Oliver und Tiff also herumgesprochen. Plötzlich tat ihr Juliet leid – das war das Letzte, was sie jetzt brauchen konnte. Höflich erwiderte Estelle: »Es tut mir leid, aber ich möchte nicht darüber reden, was mein Ehemann getan hat. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich mich lieber heraushalten.« Noch während sie das sagte, kam ihr verspätet der Gedanke, auf welche Weise die Frau ihren Aufenthaltsort herausgefunden haben konnte.
    »Das ist absolut verständlich.« Lucy nickte mitfühlend. »Aber es hat nichts mit Ihrem Mann zu tun. Zumindest nicht direkt. Wissen Sie, es geht darum, was Will Gifford dieses Mal wieder ausgeheckt hat.«
    »Ausgeheckt?
Will?
« Mittlerweile war Estelle völlig verwirrt.
    Sanft fuhr Lucy fort: »Warum setzen wir uns nicht und plaudern ein wenig?«
    Estelle wollte keine Journalistin in Wills Wohnung lassen, darum führte sie sie zu einer kleinen öffentlichen Gartenanlage einige Straßen weiter. Auf einer Holzbank unter einer Platane, mit einem winzigen Kassettenrekorder, der zwischen ihnen surrte, erfuhr sie von Lucy, dass an diesem Morgen eine Frau Kontakt mit der Redaktion der
Daily Mail
aufgenommen habe, nachdem sie in der örtlichen Tageszeitung das Foto von Estelle und Will entdeckt und den begleitenden Artikel gelesen hatte.
    »Haben Sie von Magnus Jonsson gehört?«, fragte Lucy.
    »Dem Schallplattenproduzenten?« Estelle nickte hektisch, ihre Vorstellungskraft brachte fieberhaft bizarre Bilder hervor: Will war der Sohn von Magnus Jonsson oder sein Liebhaber …
    »Haben Sie jemals den Dokumentarfilm gesehen, den Will über Magnus drehte?«
    »Nein.«
    »Nun, das überrascht mich nicht«, sagte Lucy. »Schließlich wurde der Film niemals ausgestrahlt.«
    »Warum nicht?«
    »Weil der Film niemals fertiggestellt worden ist. Weil Magnus und Will sich im Streit getrennt haben.« Lucy schwieg kurz. »Weil Magnus herausgefunden hat, dass Will mit seiner Frau schlief.«
    In Estelles Ohren ertönte ein hoher, summender Ton, und sie hoffte sehr, dass nicht sie diesen Ton produzierte.
    »Sie sehen also, Sie sind nicht die Erste«, meinte Lucy mitfühlend. »Magnus war Workaholic, die meiste Zeit war er unterwegs. Moira war einsam, fühlte sich vernachlässigt. Dann kam Will, und sie fand seine Aufmerksamkeit derart schmeichelhaft, dass es nicht lange dauerte, bis sie sich ihm hingab. Will sagte ihr, er würde sie lieben. Es klingt, als habe er eine ziemlich überzeugende Art. Ich kann mir gut vorstellen, wie schwer es ist, ihm zu widerstehen.«
    Verstört fragte Estelle: »Was geschah dann?«
    »Eines Tages kam Magnus unerwartet früh nach Hause und erwischte sie in flagranti. Ist Ihnen die Delle auf Wills Nase aufgefallen?«
    Estelle nickte. Wie oft hatte sie diese Delle in den letzten Tagen geküsst?
    »Das ist die Stelle, an der Magnus ihm die Nase gebrochen hat«, erzählte Lucy. »Er tobte wie ein Berserker – und wer könnte es ihm verdenken? Er liebte seine Frau.«
    »Fahren Sie fort.« Estelle starrte auf ihre Finger, die sie in ihrem Schoß verknotet hatte.
    »Moira verließ Magnus und zog bei Will ein. Sie verbrachten zwei Wochen in seiner Wohnung, dann einen Monat in der Karibik. Moira bezahlte alles. Sie dachte, sie würden

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