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Sommerkussverkauf

Sommerkussverkauf

Titel: Sommerkussverkauf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
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ist?«
    Verdammt noch eins, dachte Kate, die zunehmend versucht war, aus der Haut zu fahren. Mein Vater ist mehrfacher Millionär; ein Anruf kostet weniger als zehn
Pence
. Wovon redest du, Frau?
    Aber Marcella hatte mit ihrem Eimer und einer Ladung Fensterputzutensilien bereits den Raum verlassen.
     
    Natürlich hatte Marcella das mit Absicht eingefädelt.
    Dieser Gedanke kam Kate, als sie die Gypsy Lane hinunterging, mit Norris auf den Fersen. Es war mittlerweile 13  Uhr; es hatte fünfzig Minuten gedauert, zu duschen, sich die Haare zu waschen, anzuziehen und sorgfältig Make-up aufzutragen, damit der Schrecken ihrer vernarbten Gesichtshälfte minimiert wurde. Die Ironie dieses Rituals entging Kate nicht; vor langer, langer Zeit war sie eine ausnehmend hübsche, junge Frau gewesen und Make-up hatte sie atemberaubend schön gemacht. Heutzutage war Schminke ein Hilfsmittel, das nötig war, damit Kleinkinder bei ihrem Anblick nicht vor Schreck aufschrien.
    Wenn es nur nicht in dieser Hitze zerlief.
    Kate bog mit düsteren Gedanken um die Ecke und blieb beim plötzlichen Anblick der Blumen auf der gegenüberliegenden Straßenseite stehen: Mohnblumen, Margeriten und Hundsrosen markierten die Stelle, an der April Harvey gestorben war. Marcella hatte sie kurz nach dem Unfall selbst dort gepflanzt. Jedes Mal, wenn sie zum Dauncey House ging, kam sie daran vorbei und wurde von neuem an Aprils Tod erinnert.
    Blumen hin oder her, sie würde es wohl kaum jemals vergessen können.
    Kate blieb stehen und betrachtete die Blumen, erinnerte sich an April mit ihrem lustigen, schwankenden Gang, der verzerrten Ausdrucksweise und dem schiefen Grinsen. Zu ihrer Schande erinnerte sie sich auch daran, wie sie und ihre Freundinnen von Ridgelow Hall sich über April lustig gemacht hatten, wann immer sie April begegnet waren, wie sie ihre Eigenarten und ihre komische Sprechweise nachgeäfft hatten. Zumindest immer dann, wenn der Rest von Aprils Familie nicht in der Nähe gewesen war. Jeder, der dabei ertappt worden wäre, wie er sich über sie lustig machte, wäre von Maddy oder Jake sofort und wirksam in die Mangel genommen worden.
    Es war zutiefst beschämend, sich jetzt daran zu erinnern, aber sie war damals noch klein gewesen. Es war ganz typisch für Kinder, sich über Leute lustig zu machen, die nicht perfekt waren. Ihr war nie der Gedanke gekommen, dass sie eines Tages selbst nicht perfekt sein könnte.
    Norris wurde das Warten zu langweilig, er zog an der Leine. Langsam schritt Kate die schattenscheckige, baumbestandene Straße entlang. Als sie um die letzte Kurve kam, wo die Gypsy Lane auf die breite Main Street traf, sah sie zur Rechten Snow Cottage und dahinter die Werkstätten und Galerien, die sich etwas abgerückt von der Straße aneinanderreihten. Dort produzierten Metallarbeiter, Maler und Töpfer ihre Waren und stellten sie für die Touristen aus.
    Und da war auch Jake Harvey, genau wie Marcella es vorhergesagt hatte. Er saß vor seiner Werkstatt und plauderte angeregt mit einer älteren Frau, die einen seiner maßgefertigten Särge inspizierte.
    Jake trug nichts weiter als weiße Jeans und sah aus wie einer Coca-Cola-Werbung entsprungen. Braungebrannt, mit glatten Muskeln und langen Haaren, die von der Sonne in fünfzig verschiedene Blond-Schattierungen ausgebleicht worden waren, verkörperte er den archetypischen Herzensbrecher, vor dem einen die Mütter immer gewarnt hatten, auf den man sich nie einlassen sollte. Nicht, dass Kate jemals selbst in Versuchung gekommen wäre; während ihrer Teenagerjahre hatten sie und ihre Freundinnen für Jungs von den Privatschulen geschwärmt, die Henry oder Tristram hießen.
    Zögernd näherte sie sich der Werkstatt. Sie war sich bewusst, dass ihr Magen vor Beklommenheit Purzelbäume schlug. Mein Gott, dieser ganze Stress nur wegen zehn Pence.

9 . Kapitel
    »Er ist perfekt«, schwärmte die ältere Frau und fuhr mit knorriger Hand über die glänzende, dunkelkarmesinrote Oberfläche des Sarges. Beim Geräusch sich nähernder Schritte drehte sie sich um und begrüßte Kate mit einem fröhlichen Lächeln. »Hallo, meine Liebe, sehen Sie sich das an – hat der junge Mann nicht hervorragende Arbeit geleistet?«
    Wenn sie sich auf den Sarg konzentrierte, musste sie wenigstens nicht dem Blick von Jake Harvey standhalten. Kate betrachtete das Bild einer langbeinigen Brünetten, die gerade ein Bein hochwarf, vermutlich mitten in einem Can-Can-Tanz.
    »Das bin ich«, erklärte die Frau

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