Sommerkussverkauf
Henkeln auf.
»Siehst du? Bescheiden bist du auch noch.« Maddy setzte alles auf eine Karte. »Du musst mir einen Gefallen tun. Darf ich mir Nuala ausleihen, nur für zehn Minuten?« Es war Freitagmittag und im Pub war nicht viel los. Nur um sicherzugehen, sagte sie noch: »Bitte?«
»Das muss ich ihr aber vom Lohn abziehen.«
War ja klar. Maddy schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Ich zahle dir die dreißig Pence aus meiner eigenen Tasche.«
»Meine Güte, du musst wirklich verzweifelt sein. Du bist doch nicht schwanger, oder?«
»Ich muss einfach nur mit Nuala reden.« Sie seufzte innerlich. »Und du bist ihr Boss, deshalb bin ich so nett zu dir.«
»Also gut. Was wollt ihr trinken?«
Hurra. »Zwei Cola, bitte.«
»Na schön, geh mit ihr nach draußen.« Dexter winkte in Richtung Nuala, die mit einer Schachtel Chipstüten aus dem Lagerraum kam. »Aber nur zehn Minuten. Und sie kriegt eine Diät-Cola. Wie es momentan ausschaut, passen wir beide kaum noch zusammen ins Bett.«
Als Dexter ihnen im Garten die Getränke servierte und Maddy das Wechselgeld aushändigte, sagte er: »Die Uhr läuft …
ab jetzt
.«
»Im Grunde trinke ich Diät-Cola ohnehin am liebsten«, meinte Nuala fröhlich, als sie sich nach draußen setzten. »Wenn man sich erstmal an den Geschmack gewöhnt hat …«
»Nein, das stimmt nicht«, unterbrach Maddy, »du hast dich nur selbst einer Gehirnwäsche unterzogen und denkst, du würdest es am liebsten trinken, weil Dexter dir keine normale Cola erlaubt.« Ihre Gespräche liefen oft so ab: Nuala verteidigte Dexter, und Maddy versuchte vergeblich, ihr die Augen zu öffnen.
»Aber …«
»Genug von dir, wir sind hier, um über mich zu reden. Wenn ich es dir nicht sofort erzähle, explodiere ich.«
Nuala fragte eifrig: »Also los. Hat es mit dem Typ zu tun, den du letzte Woche auf der Party kennengelernt hast?«
»Ja.«
»Ich wusste es doch! Ist er wirklich total umwerfend?«
»Ja, aber die Sache ist die, es ist nämlich
nicht
toll, weil …«
»Mein Gott, er ist
verheiratet
. Was ein Pech …«
»Ist er nicht.« Maddy schüttelte den Kopf und erzählte die gesamte Kerr-McKinnon-Saga in nur vier Minuten. Ausnahmsweise hörte Nuala aufmerksam zu und unterbrach sie kein einziges Mal.
»Scheiße«, sagte sie nur, als Maddy fertig war.
»Haargenau.«
»Das ist nicht gut.«
»Wem sagst du das«, stimmte Maddy ihr zu, trank ihre Cola aus und fühlte sich selbst ebenfalls ziemlich leer. Sie zog einen Umschlag aus ihrer Jeanstasche und legte ihn vor Nuala. »Und jetzt auch noch das hier.«
Nuala riss das Blatt Papier aus dem zerknitterten Umschlag und las die handschriftliche Notiz.
»Er will dich morgen treffen! Mein Gott, wie romantisch!«
»Es ist nicht romantisch, wenn er es nur tut, weil ein Anruf zu riskant wäre.« Maddy fuhr sich durch ihre bereits drastisch zerzausten Haare. »Er ist heute in London. Er hat den Umschlag seiner Empfangsdame gegeben, um ihn an mich weiterzuleiten.«
»Aber begreifst du das denn nicht? Das ist ja noch viel romantischer! ›Ich muss dich unbedingt sprechen.‹« Nuala las die Notiz verzückt laut vor. »›Samstagabend, 19 Uhr, in meiner Wohnung. Lass mich wissen, wenn du es nicht schaffst. Ich hoffe aber, du schaffst es. Kerr.‹ Oha, nette Wohnung«, fügte sie anerkennend hinzu, als sie die Adresse bemerkte. »Und?«
»Ich will natürlich. Aber wie könnte ich?«
»Was meinst du mit ›wie könnte ich‹? Bist du verrückt?«, quietschte Nuala. »Du musst einfach gehen!«
»Marcella bringt mich um.«
»Was Marcella nicht weiß, macht sie nicht heiß«, erwiderte Nuala munter. »Wie soll sie es denn herausfinden?«
»Aber …«
»Außerdem ist dir ja schon klar, dass du hingehen wirst.«
»Wie bitte?« Maddy starrte sie an. »Wie kannst du so was sagen?«
»Ach bitte! Warum sonst würdest du mir den Brief zeigen? Allein aus diesem Grund bist du doch hier, oder?« Nuala sah selbstgefällig aus. »Weil du wusstest, dass ich dir raten würde, dich mit ihm zu treffen. Sei ehrlich, du kennst mich doch. Du wolltest, dass ich dich dazu überrede, morgen Abend in seine Wohnung zu gehen, damit es meine Entscheidung ist und nicht deine.« Nuala strahlte Maddy an. »Und außerdem ist es dann meine Schuld, wenn irgendetwas schiefläuft.«
Maddy war sprachlos.
»Siehst du?«, meinte Nuala. »Ich bin nicht so dämlich wie ich aussehe.«
»Mein Gott, mir war ehrlich nicht klar, was ich da tue.« Maddy stieß einen Heulton aus, griff
Weitere Kostenlose Bücher