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Sommerkussverkauf

Sommerkussverkauf

Titel: Sommerkussverkauf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
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als sei er wieder ein Teenager, der sich fragte, ob Maddy zu Hause war, aber er durfte nicht stehen bleiben, durfte die Aufmerksamkeit nicht auf sich lenken. Stattdessen fuhr er weiter, bog in die Gypsy Lane und rüstete sich mental für den Augenblick, in dem er die Stelle erreichte, an der sich der Unfall ereignet hatte.
    Da war sie auch schon. Ihm war nicht klar gewesen, dass er den Atem angehalten hatte. Kerr atmete langsam aus und sah, dass die Wildblumen, die Marcella Harvey gepflanzt hatte, immer noch dort wuchsen und die Stelle markierten, an der ihre geliebte Stieftochter gestorben war. Wie sollte er es je anstellen, dass Marcella ihm und seiner Familie vergeben könnte?
    Er fuhr gemächlich die schmale Straße hoch und sah vor sich eine Frau mit einem Hund. Sie kehrte ihm den Rücken zu, trug eine ausgebeulte, graue Jogginghose und eine Baseballmütze.
    Am oberen Ende der Gypsy Lane wendete er den Wagen erneut. Als er an Dauncey House vorbeikam, sah er, wie die junge Frau und ihr Hund auf die Auffahrt bogen. Dieses Mal drehte sie sich zu ihm, und er spürte ein aufflackerndes Wiedererkennen. Er war fast sicher, dass es sich um Kate Taylor-Trent handelte.
    Kerr drückte den Fuß auf das Gaspedal und rauschte vorbei. Er musste morgen früh los und hatte bis abends spät Termine in London. Es war an der Zeit, nach Bath zurückzukehren.
     
    Als er außer Sichtweite war, drehte sich Kate um und sah die Allee hinunter. War das Kerr McKinnon gewesen? Mein Gott, war er es wirklich? Aber was machte er hier in Ashcombe? Soweit sie wusste, war er vor Jahren nach London gezogen und dort geblieben.
    Aber wenn seine Mutter noch im selben Haus wohnte, dann kam er sicher hin und wieder auf Besuch. Obwohl niemand zu wissen schien, ob Pauline McKinnon noch am Leben war; laut Estelle hatte sie seit Jahren niemand mehr gesehen.
    Kerr McKinnon in einem dunkelblauen Mercedes und mit Sonnenbrille. Es war eine Weile her – na schön, ein Jahrzehnt –, seit sie einander zuletzt gesehen hatten, aber Kate wusste instinktiv, dass er es gewesen sein musste. Ihr Herz pochte immer noch heftig. Ihr war gleichzeitig heiß und kalt. Und Norris zu ihren Füßen bedachte sie mit einem weltüberdrüssigen Blick, der besagte, dass er genau wusste, was ihr durch den Kopf ging.
    Sie war ziemlich sicher, dass Kerr die Narben nicht gesehen hatte. Sie hoffte
inständig
, dass er sie nicht gesehen hatte – obwohl das eine blödsinnige Hoffnung war. Und selbst wenn, falls sie sich früher oder später doch einmal über den Weg liefen, würde er ihre neugewonnene, unheimliche Ähnlichkeit mit Quasimodo sowieso bemerken.
    Ach, vergiss es. Wenn es den Unfall nicht gegeben hätte, dann hätte sie sich sehr gefreut, Kerr wiederzusehen, hätte ihm vielleicht sogar zugewunken und ihm bedeutet, anzuhalten. Sie war einmal sehr in ihn verknallt gewesen und, das wusste sie genau, er auch in sie. Wenn er am Ende jenes Sommers nicht zurück an die Universität gegangen wäre …
    Wie auch immer, jetzt war es zu spät. Der Unfall hatte sich ereignet, und es war keine Freude mehr, unerwartet auf alte Freunde zu stoßen.
    »Wer ist hässlicher, Norris? Du oder ich?«
    Norris schnüffelte und sah zu ihr auf.
    »Für dich ist es allerdings leichter.« Kate zog an seiner Leine. »Du hast schon immer so ausgesehen.«
    Estelle trat ihnen an der Tür mit einem strahlenden Lächeln entgegen.
    »Schatz, phantastische Neuigkeiten! Rate, wer eben angerufen hat?«
    Kate konnte nicht anders; für den Bruchteil einer Sekunde flogen ihre Gedanken zu Kerr McKinnon. Aber …
    »Daddy!«
    »Oh.« Kate beugte sich vor und leinte Norris ab. Na schön, sie hatte es nicht anders verdient, weil sie sich hatte mitreißen lassen.
    »Er kommt morgen nach Hause«, plapperte Estelle weiter. Wie üblich übertrieb sie es. »Und zwar eine ganze Woche lang! Ist das nicht herrlich?«
    »Herrlich.« Pflichtschuldigst zwang sich Kate zu einem Lächeln. Nicht, dass sie ihren Vater nicht sehen wollte, aber das war kaum eine welterschütternde Nachricht. Wie die meisten Industriemagnaten war er ein Workaholic und verbrachte einen Großteil seiner Zeit in London, von wo aus er von jetzt auf gleich rund um den Globus fliegen konnte. Wenn er zu Hause war, telefonierte er ununterbrochen.
    »Er kommt gegen Mittag und es tut ihm leid, dass er es nicht früher geschafft hat, aber er macht es morgen wieder gut.« Estelles Augen funkelten und sie verriet: »Ich glaube, er hat dir ein Geschenk

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