Sommerkussverkauf
tief im Innern musste sie es aus Jakes Mund hören, also hörte sie sich fragen: »Willst du mich irgendwann treffen, wenn Sophie nicht dabei ist? Oder war gestern eine einmalige Sache?«
Jake seufzte. »So hätte ich es persönlich nicht formuliert, aber ja, es war eine einmalige Sache.«
»Dann hast du mich also angelogen.« In Kates Stimme lag ein verräterisches Zittern. »Ich dachte, du magst mich wirklich. Du hast mir
gesagt
, dass du mich magst. Aber das war eine einzige große Lüge.«
»Das ist nicht fair. Ich mag dich wirklich«, meinte Jake gelassen. »Aber wir werden niemals ein Paar sein.«
Kate spürte, wie sich ihre Fingernägel in ihre Handflächen bohrten, als ein Funken Hoffnung aufblitzte. »Das könnten wir aber!« Ihr Herz raste, als ihr klar wurde, worum es hierbei ging. »Liegt es daran, dass deine Familie arm ist und meine reich? Jake, darauf kommt es überhaupt nicht an, es ist mir völlig egal, dass du kein Geld hast …«
»Tja, schön, dass du das sagst«, unterbrach Jake, »und ich fühle mich geschmeichelt, aber damit hat es nichts zu tun.«
Hilflos platzte Kate heraus: »Es liegt an meinem Gesicht.«
»Hör auf, für alles deinem Gesicht die Schuld zu geben. Vertrau mir, dein Gesicht ist dir selbst sehr viel wichtiger als sonst irgendjemand.«
»Na schön, schieß los.« Sie spielte nervös mit dem Knopf ihrer Jacke. »Woran liegt es dann?«
»Ganz einfach«, meinte Jake. »Wenn man sich in jemand verliebt, dann passiert das nicht, weil man es will. Es ist das
Letzte
, was man will – mein Gott, sieh dir das Chaos an, in das Maddy sich gebracht hat –, aber man hat keine Kontrolle darüber. Es geschieht einfach.« Er verstummte und es lag Mitgefühl in seinen grünen Augen. »Oder es passiert eben nicht. Je nachdem.«
Das war es also. Tief getroffen von der Ablehnung stapfte Kate den Hügel hinauf zu Dauncey House, in einer Geschwindigkeit, dass die Pfoten des armen Norris kaum den Boden berührten.
So viel dazu, dass sie geglaubt hatte, tatsächlich erleben zu können, wie es sich anfühlte, glücklich zu sein. Jetzt hieß es wieder einmal: Zurück auf Anfang.
33 . Kapitel
»O Gott, nicht du schon wieder.«
»Wie bezaubernd, dich wiederzusehen«, erwiderte Will Gifford liebenswürdig und trat zur Seite, als Kate an ihm vorbeirauschte. Er hielt die Haustür auf, bevor sie ihm vor der Nase zufallen konnte, und fügte hinzu: »Ist deine Mum da?«
»Macht das einen Unterschied?« Kate warf ihm einen gereizten Blick zu. »Für gewöhnlich schnüffelst du hier herum, egal ob jemand zu Hause ist oder nicht.«
»Aua«, sagte Will grinsend.
Verächtlich zischelte Kate: »Oh, werd’ erwachsen.«
Estelle hatte den Mund voller Pfefferminzschokolade, als Will in die Küche kam. Schuldbewusst trat sie rasch vom Kühlschrank weg, legte eine Hand über den Mund und winkte ihm mit der anderen verschämt zu.
»Bin gerade unserem Sonnenschein begegnet«, sagte Will.
Estelle zuckte, brachte es fertig, ein riesiges Stück Schokolade auf einmal hinunterzuschlucken und meinte kleinlaut: »Darum mein Frustessen.«
»Treibt sie Sie immer noch in den Wahnsinn?«
»Ich weiß nicht, was los ist. Gestern war sie phantastisch, so fröhlich, Sie hätten es nicht geglaubt.« Sie sah Will am Gesicht an, dass er ihr tatsächlich nicht glaubte. Ernsthaft fuhr Estelle fort: »Ehrlich, das ist die Wahrheit. Sie war glücklich, hat gelacht, sie hat sich sogar mit einer alten Freundin versöhnt. Ich dachte, dass wir es geschafft hätten, dass wir endlich die letzte Hürde hinter uns gebracht hätten, aber seit heute Nachmittag stehen wir wieder ganz am Anfang. Es ist, als sei der gestrige Tag nie passiert, und ich weiß nicht, was schiefgelaufen ist. Bin ich wirklich so begriffsstutzig?« Estelle schluchzte. »Andere Leute haben Kinder, die sie nicht wie ein Stück Dreck behandeln, aber für m-mich scheint das einfach nicht m-möglich zu sein.«
»He, he«, gurrte Will und durchquerte die Küche in Lichtgeschwindigkeit. Im nächsten Moment fand sich Estelle in seinen Armen wieder, und ihr wurde klar, dass sie sich unterbewusst danach gesehnt hatte, seit Will nach London aufgebrochen war. »Ist schon gut«, murmelte er beruhigend, »es liegt nicht an dir, du hast nichts falsch gemacht.«
Benommen atmete Estelle den frischen Duft seines Karo-Hemdes ein. Sie bemühte sich, diese verblüffende Wendung der Ereignisse zu begreifen. Wenn sie ehrlich war, hatte sie Tagträume von einer solchen
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