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Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Zweifel, ob sie in ihrem Bemühen, ein herzliches Einvernehmen herzustellen, nicht vielleicht ein wenig zu vertraulich gewesen war, zerschmolz unter dem warmen Lächeln der Älteren. Lady Constance war herzlich, fast überschwenglich. Sie hatte zwar immer gehofft, daß Ronald und Millicent einmal ein Paar würden, aber nachdem daran nicht mehr zu denken war, schien diese reiche Miss Schoonmaker zweifellos auch eine glänzende Partie. Und diese traute Autofahrt durch London, dachte sie, hatte doch sicherlich etwas zu bedeuten, selbst in einer Zeit, da traute Autofahrten gang und gäbe sind im Zusammenleben der Geschlechter. Jedenfalls hoffte sie das sehr.
    »Da sind Sie also in London!«
    »Ja.«
    »Sie sind aber nicht lange in Paris geblieben.«
    »Nein.«
    »Wann werden Sie zu uns nach Blandings kommen?«
    »Oh, ich hoffe bald.«
    »Ich fahre heute abend dorthin zurück. Ich war nur für einen Tag hier. Du nimmst mich doch mit, Ronald?«
    Ronnie nickte stumm. Nun, da die Krise vorüber war, überkam ihn Schwäche. Wenn es nicht sein mußte, wollte er jetzt lieber nicht sprechen.
    »Sie müssen bald kommen. Die Gärten sind zur Zeit wundervoll. Mein Bruder wird sehr erfreut sein, Sie kennenzulernen. Ich wollte gerade ins Claridge, um eine Tasse Tee zu trinken. Wollen Sie nicht mitkommen?«
    »Ein andermal gerne«, sagte Sue, »aber ich muß weiter. Ronnie wollte mit mir einkaufen gehen.«
    »Ich dachte, Sie hätten Ihre Einkäufe schon in Paris erledigt?«
    »Nicht alle.«
    »Nun, ich hoffe, Sie bald wiederzusehen.«
    »Ja, das hoffe ich auch.«
    »In Blandings.«
    »Vielen Dank. Ronnie, ich glaube, wir müssen fahren.«
    »Ja.« Ronnies Sinne waren verwirrt, aber dieser Punkt war ihm klar. »Ja, müssen fahren. Weg von hier.«
    »Es hat mich sehr gefreut, Sie zu treffen. Meine Schwester hat mir viel über Sie geschrieben. Ronald, wenn du gepackt hast, hole mich bitte am Claridge ab.«
    »Wird gemacht.«
    »Ich möchte nicht so spät fahren.«
    »In Ordnung.«
    »Also dann, auf Wiedersehen.«
    »Bis dann.«
    »Auf Wiedersehen, Lady Constance.«
    »Auf Wiedersehen.«
    Der Zweisitzer fuhr davon, und als er um die Ecke gebogen war, nahm Ronnie eine Hand vom Steuer, tastete nach einem Taschentuch, und als er es gefunden hatte, wischte er sich die fiebrige Stirn.
    »Also das war Tante Constance!« sagte Sue.
    Ronnie holte tief Luft.
    »Es ist doch schön, jemanden zu treffen, von dem man schon viel gehört hat.«
    Ronnie faßte das Lenkrad wieder mit beiden Händen und drehte matt daran, um einem Hund auszuweichen. Er war entkräftet nach dieser Begegnung.
    Sue betrachtete ihn beinahe ehrfürchtig.
    »Genial, Ronnie! Diese Schlagfertigkeit! Diese Geistesgegenwart! Ich würde es nicht glauben, wenn ich’s nicht selbst gehört hätte. Warum hast du mir nie gesagt, daß du so ein brillanter Kopf bist?«
    »Ich wußte es ja selber nicht.«
    »Natürlich ist jetzt alles ein bißchen komplizierter geworden.«
    »Was??« Ronnies Augen weiteten sich. So hatte er das noch gar nicht betrachtet. »Wie meinst du das?«
    »Als Kind habe ich mal ein Verschen gelernt …«
    Ronnie sah sie gequält an.
    »Laß uns jetzt nicht aus der Kindheit plaudern«, bat er. »Ich bin fix und fertig. Ein andermal …«
    »Schon gut, ich will gar nicht vom Thema abschweifen. Ich erinnere mich auch nur noch an die zwei Zeilen, in denen es hieß ›Oh, welch tückisch Netz wir spinnen, wenn zu lügen wir beginnen‹. Findest du nicht auch, daß das Netz ein bißchen tückisch ist, Ronnie, Darling?«
    »Was? Wieso? Sieht doch alles ganz gut aus. Tante Constance hat dich ohne Umstände akzeptiert.«
    »Und wenn die richtige Miss Schoonmaker in Blandings ankommt mit ihrem Geschmeide und vierundzwanzig Reisekoffern?« fragte Sue sanft.
    Der Zweisitzer machte ein paar wilde Schlenker.
    »Ach du lieber Himmel!« rief Ronnie.
    Sues Augen funkelten.
    »Da gibt’s nur eines«, sagte sie. »Du steckst nun schon mal drin, und jetzt mußt du noch tiefer hinein. Verhindere, daß sie kommt.«
    »Aber wie denn?«
    »Telegraphiere ihr, daß sie nicht nach Blandings kommen kann, weil Scharlach oder irgendwas ausgebrochen ist.«
    »Das kann ich doch nicht tun!«
    »Du mußt! Unterschreibe mit ›Lady Constance‹.«
    »Aber angenommen …«
    »… sie finden’s heraus? Dann bist du nicht schlechter dran, als wenn sie zur Tür hereinschneit und sich für ein paar Wochen häuslich niederläßt. Und das wird sie, wenn du nicht telegraphierst.«
    »Das ist wahr.«
    »Mit

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