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Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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anderen Worten«, fuhr Sue fort, »anstatt dir Zeit zu lassen, um Lord Emsworth das Geld nach und nach aus der Tasche zu ziehen, mußt du jetzt schnelle Arbeit leisten.« Sie faßte ihn am Arm. »Hier ist ein Postamt«, sagte sie. »Geh rein und gib das Telegramm auf, bevor du wieder schwach wirst.«
    Ronnie hielt an.
    »Ich glaube, du wirst einen neuen Rekord im Onkel-Anpumpen aufstellen müssen«, sagte Sue nachdenklich. »Meinst du, daß du das schaffst?«
    »Jedenfalls werde ich nicht lockerlassen.«
    »Denk daran, was davon abhängt.«
    »Ich werd’s schon nicht vergessen. Das Problem ist nur, daß mir zum Lockermachen der Scheinchen lediglich mein natürlicher Charme zur Verfügung steht. Und soweit ich sehen kann«, sagte Ronnie, »hat Onkel Clarence von dessen Existenz bis jetzt keine Ahnung.«
    Und er schritt zum Postamt, tief in Gedanken versunken.

Sensationelle Entführung eines Schweins
1
    Wie man seiner ›Ode an den Tabak‹ entnehmen kann, war der Dichter Calverley der Ansicht, daß ein Quentchen Tobaks, in Ruhe geschmaucht, auch die größte Herzensbeschwernis erleichtert. Ronnie Fish hätte dieser Theorie jedoch widersprochen. Es war jetzt der dritte Morgen seines Aufenthalts auf Blandings; mit einem Tennisball in der Hand, den er um der besseren Konzentration willen ab und zu warf und wieder auffing, war er durchs Gelände gestreift, eine Zigarette nach der andern paffend. Aber der Tabak, obwohl türkisch und teuer, hatte seine Verzweiflung mitnichten erleichtert. Die Gegenwart erschien Ronnie finster und die Zukunft schwarz. So schlich er in dem sonnendurchfluteten Park umher, ließ seinen Tennisball springen und stöhnte innerlich.
    Auf der Haben-Seite des Hauptbuchs konnte er nur eines für sich verbuchen: daß Hugo im Schloß war. So konnte dieser herzensbrecherische Tanzstar wenigstens nicht in London seinen fatalen Charme bei Sue spielen lassen. Das war ein Trost. Zugleich war das aber auch alles. Denn außer Hugo gab es ja in der Metropole noch unzählige andere männliche Einwohner, die alle entweder Sue kannten oder sich bemühten, ihre Bekanntschaft zu machen. Zum Beispiel dieses Brechmittel Pilbeam. Womöglich hatte es dieser menschliche Bazillus inzwischen geschafft, Sue vorgestellt zu werden. Ein schrecklicher Gedanke.
    Und selbst wenn dem nicht so war, wenn Sue, wie versprochen, alle diese zwielichtigen Gestalten, die sich mit Einladungen zum Essen an sie heranmachten, abblitzen ließ – was war damit schon gewonnen? Mit anderen Worten: Wie sollte es weitergehen?
    Ronnie wußte nur zu gut, daß er sich mit seiner Fahrt nach Blandings Castle auf ein Unternehmen eingelassen hatte, von dessen Erfolg oder Mißerfolg es abhing, ob sein Weg in die Zukunft mit Rosen bestreut oder mit Staub und Dornen bedeckt sein würde. Und bis jetzt war seinen Bemühungen, die Zuneigung und Achtung seines Onkels zu erringen, keinerlei Erfolg beschieden gewesen. Wenn er sich einmal in der Gesellschaft Lord Emsworths befand, dann schien dieser ihn entweder gar nicht zu bemerken oder sich zu wünschen, er wäre nicht vorhanden. Es war ganz offensichtlich, daß nach dem Zusammenbruch des Hot Spot seine Aktien denkbar schlecht standen. Die Börse war lustlos. Fish-Vorzugsaktien wurden weit unter Parität gehandelt.
    Dergestalt grübelnd und erfolglos versuchend, sich vorzustellen, wie ein wohlwollender Onkel ihm mit der einen Hand übers Haar strich, während er mit der anderen Schecks ausfüllte, hatte er sich ein Stückchen vom Haus entfernt und war gerade zu einer kleinen Baumgruppe gekommen, als er in einer Senke zu seiner Linken etwas Seltsames bemerkte.
    Es war ein großer gelber Wohnwagen. Und was, so fragte er sich, machte ein Wohnwagen auf dem Anwesen von Blandings Castle?
    Um über dieses Problem besser nachdenken zu können, warf er seinen Tennisball gegen den Wagen und fing ihn wieder auf; woraufhin sich die Tür öffnete und ein bebrilltes Gesicht erschien.
    »Hallo!« rief das bebrillte Gesicht.
    »Hallo!« rief Ronnie.
    »Hallo!«
    »Hallo!«
    Es drohte sich daraus schon eine Art Jägerchor zu entwickeln, aber in diesem Augenblick verschwand die Sonne hinter einer Wolke, so daß Ronnie den Eigentümer des Gesichts erkennen konnte. Bis dahin hatte ihn nämlich das von der Brille reflektierte Licht geblendet.
    »Baxter!« rief er erstaunt.
    Ihn hätte er zu allerletzt erwartet, im Park von Blandings Castle zu treffen. Er hatte von dem schrecklichen Krach vor ein paar Jahren gehört und ihm war

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