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Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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die passenden Worte zu finden, um ihren Gefühlen Ausdruck zu geben. Sie fand aber keine.
    »Ach, Mr. Baxter!« sagte sie nur.
3
    Ronnie Fishs ziellos wandernde Füße hatten ihn nach Westen getragen. Es dauerte deshalb nicht lange, bis er in seiner Nase einen vertrauten und durchdringenden Duft verspürte und feststellte, daß er sich ganz in der Nähe jener abseits gelegenen Wohnstatt befand, die der Kaiserin von Blandings als kombinierter Schlaf-Eßraum diente. Bereits nach wenigen Schritten sah er sich in die Lage versetzt, dieses edle Tier persönlich in Augenschein zu nehmen. Den Rüssel tief gesenkt und das Schwänzchen voller joie de vivre geringelt, verzehrte die Kaiserin gerade schmatzend ihr Mittagsmahl.
    Es ist immer eine Freude, jemandem beim Essen zuzusehen. Ronnie lehnte sich fasziniert über die Umzäunung. Seinen Tennisball hielt er locker in der Hand und ließ ihn dann mit einem kurzen Schnicken aus dem Gelenk vom Rücken der Silbermedaillengewinnerin hochspringen. Er fand, daß das dabei entstehende dumpfe Geräusch beruhigend auf seine strapazierten Nerven wirkte, und deshalb warf er noch einmal. Die Kaiserin hatte hervorragende Rückpralleigenschaften. Sie war nicht so ein schmächtiges Gestell, sondern bot eine breite, solide Fläche dar. So fuhren die beiden denn ein Weilchen fort – sie mit dem Fressen, er mit dem Ballwerfen, bis Ronnie plötzlich entdeckte, daß dieser Freisport sein Denken beflügelte. Und langsam reifte in seinem Geist ein Plan, erst vage, dann immer klarer umrissen.
    Wie wäre es zum Beispiel damit?
    Wenn es etwas gab, das seinem Onkel Clarence gefiel, das dazu angetan war, seinen Onkel Clarence milde zu stimmen, dann war das doch die Ankündigung, daß jemand zurück zur Natur wollte. Er konnte gar nicht genug kriegen von Leuten, die zurück zur Natur wollten. Wie wäre es also damit? Zu dem alten Herrn zu gehen, ihm zu sagen, man habe es sich überlegt und sei ganz seiner Meinung, daß England nur eine Zukunft habe, wenn die Landflucht gestoppt werde, und ihn um eine tüchtige Portion des Vermögens anzugehen, um damit eine Farm aufzumachen?
    Der Plan, eine Farm aufzumachen, würde mit Sicherheit … Moment mal. Noch eine Idee unterwegs. Ja, da kam sie schon, und was für ein Prachtexemplar! Nicht einfach irgendeine Farm, sondern eine Schweinefarm! Onkel Clarence würde doch bestimmt einen Luftsprung machen und jeden mit Geld überhäufen, der vorhatte, aufs Land zu ziehen und Schweine zu züchten? Na klar, und ob er das würde. Und wenn das Geld erst mal sicher auf Ronald Overbury Fishs Konto bei der Cox-Bank gelandet war, dann nichts wie ab zum Standesamt, Hand in Hand mit Sue!
    Es gab ein melodisches »plonk«, als Ronnie den Ball zum letzten Mal vom geduldigen Rücken der Kaiserin hochspringen ließ. Dann ging er davon – nicht mehr schlurfend, sondern beschwingt –, um den Plan noch ein wenig auszufeilen, bevor er ihn seinem Onkel vortrug.
4
    Leider ist es bei diesen genialen Einfällen oft so, daß sie bei nochmaligem Hinsehen plötzlich einen fatalen Fehler aufweisen. Ronnie Fishs Glück jedoch wurde nicht von einer solchen Enttäuschung getrübt.
    »Ach – Onkel Clarence«, sagte er, als er eine halbe Stunde später in die Bibliothek stürmte.
    Lord Emsworth war in die neueste Ausgabe des Schweinezüchter-Organs vertieft. Als er aufsah, vermochte Ronnie in seinen Augen wenig Onkelliebe zu entdecken. Davon ließ er sich jedoch nicht schrecken. Alsbald würden diese Augen milde glänzen. Wenn Lord Emsworth momentan auch nicht für das Porträt eines gütigen Onkels hätte sitzen können, so würde sich seine Haltung – dessen war Ronnie sicher – in allernächster Zeit doch merklich ändern.
    »Ach – Onkel Clarence, wegen meines Vermögens.«
    »Deines was?«
    »Vermögens. Meines Geldes. Des Geldes, das du für mich verwaltest. Und sehr gut verwaltest«, setzte Ronnie charmant hinzu. »Weißt du, ich habe mir so allerhand durch den Kopf gehen lassen und möchte dich bitten, mir ein Portiönchen davon zu überlassen für ein Unternehmen, das ich gerade plane.«
    Nun, er hatte nicht erwartet, daß die Augen schon jetzt milde aufleuchten würden, und das taten sie auch nicht. Durch den Kneifer seines Onkels betrachtet, sahen sie eher aus wie zwei Austern in einem Aquarium.
    »Willst du noch einen Nachtclub eröffnen?«
    Lord Emsworths Stimme klang frostig, und Ronnie beeilte sich, diesen Irrtum richtigzustellen.
    »Nein, nein! Nichts dergleichen. Bei

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