Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
Vom Netzwerk:
Parsloe!«
    »Galahad!«
    »Tatsache. Du kannst das in meinem Buch nachlesen.«
    Lord Emsworth wankte zur Tür.
    »Du meine Güte! Ich ahnte ja nicht … Ich muß sofort zu Pirbright. Ich hätte nie … Woher sollte ich denn …«
    Er schloß die Tür hinter sich. Der Ehrenwerte Galahad wollte schon zu Papier und Feder zurückkehren, als er die Stimme seines Neffen Ronald vernahm.
    »Onkel Gally!«
    Das Gesicht des jungen Mannes hatte ein flammendes Karmesinrot angenommen, und seine Augen flackerten seltsam.
    »Was gibt’s?«
    »Du glaubst doch nicht im Ernst, daß Sir Gregory versuchen wird, die Kaiserin zu entführen?«
    »Doch, doch. Kenne ihn immerhin seit dreißig Jahren.«
    »Aber wie sollte er das anstellen?«
    »Indem er nachts in ihren Stall geht und sie rausholt.«
    »Und dann irgendwo versteckt?«
    »Richtig.«
    »Aber ein Tier von der Größe … Das ist ja, als ob einer im Zoo reinschaut und sich einen Elefanten untern Nagel reißen wollte.«
    »Red keinen Quatsch. Sie hat ja schließlich einen Ring durch die Nase, nicht wahr?«
    »Du meinst also, Sir Gregory könnte sie bei diesem Ring schnappen, und sie würde dann seelenruhig mitkommen?«
    »Natürlich. Anno ’95 haben Puffy Benger und ich am Abend des Junggesellenballs in Hammer’s Easton das Schwein des alten Wivenhoe entführt und in Plug Bashams Schlafzimmer gesperrt. Gar kein Problem. War das reinste Kinderspiel.«
    Er zog sich in die Kleine Bibliothek zurück, und Ronnie sank matt in den Sessel, aus dem sich Lord Emsworth so majestätisch erhoben hatte. Er mußte sich jetzt erst einmal setzen. Ihm war soeben ein Gedanke gekommen, der ihn ganz benommen machte. Ein fast beängstigend genialer Gedanke. Zwar hatte schon der Einfall mit der Schweinefarm gezeigt, daß dies sein kreativer Morgen war, aber er hätte nie gedacht, daß er so kreativ sein würde.
    »Donnerwetter!« sagte Ronnie.
    Könnte er …
    Warum denn nicht?
    Aber angenommen …
    Nein, die Sache war nicht durchführbar.
    Wirklich? Und warum? Warum war sie nicht durchführbar? Er könnte es doch mal versuchen. Er könnte doch dem sachverständigen Rat seines Onkels Galahad folgen und heute nacht hinausschleichen, die Kaiserin aus ihrer Behausung entführen, sie irgendwo für ein, zwei Tage verstecken und sie dann in einer spektakulären Aktion ihrem verzweifelten Besitzer wieder in die Arme führen. Und was wäre das Ergebnis? Würde Onkel Clarence an seiner Schulter Tränen vergießen oder nicht? Würde er einsehen, daß sein Wohltäter reiche Belohnung verdiente, oder nicht? Und ob er das würde! Fish-Vorzugsaktien würden ins Unermeßliche steigen. Die kleine Bitte wegen eines Darlehens würde sich wie von selber erfüllen. Aus den Emsworthschen Schatztruhen würden sich wahre Geldströme ergießen.
    Aber war das denn zu machen? Ronnie zwang sich, den Plan in Ruhe auf schwache Stellen hin abzuklopfen.
    Er konnte keine finden. Ein geeignetes Versteck fiel ihm sofort ein – die leerstehende Jagdhütte drüben im Wald. Da kam nie jemand hin. Die wäre so sicher wie ein Bankschließfach.
    Gefahr, geschnappt zu werden? Warum sollte er geschnappt werden? Wer würde schon Ronald Fish mit der Sache in Verbindung bringen?
    Ernährung des Tieres?
    Ronnies Gesicht verdüsterte sich. Es gab also doch einen Haken. Er hatte keine genauen Vorstellungen darüber, was Schweine fraßen, aber was es auch war, er wußte, daß sie davon rauhe Mengen fraßen. Es wäre zwecklos, Lord Emsworth eine zum Skelett abgemagerte Kaiserin zurückzubringen. Der derzeitige Speisezettel mußte also beibehalten werden, sonst konnte er die ganze Sache gleich bleiben lassen.
    Zum erstenmal kamen ihm Zweifel an der Qualität seiner plötzlichen Eingebung. Mit Sorgenfalten auf der Stirn durchforschte er das Bücherregal und nahm einen Band mit dem Titel ›Rentable Schweinezucht‹ heraus. Ein Blick auf Seite 61 bestätigte seine Befürchtungen.
    »Na, Mahlzeit«, stöhnte Ronnie, der schon bei flüchtigem Lesen auf nichts als Bierhefe, Kartoffelschlempe, Rapskuchen, Kolbenhirse, Molke und Buttermilch stieß. Ihm war jetzt klar, daß dies keine Ein-Mann-Operation war. Außer einem verwegenen Anführer wurde auch noch ein treuer Adjutant benötigt.
    Aber welcher Adjutant?
    Hugo?
    Nein. Obwohl in vieler Hinsicht der ideale Komplize für ein Unternehmen dieser Art, wies Hugo Carmody dennoch gewisse Mängel auf, die ihn automatisch disqualifizierten. Hugo zum Spießgesellen zu machen bedeutete, ihn in die Hintergründe

Weitere Kostenlose Bücher