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Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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ich nicht arbeite, Clarence?« fragte er. »Worum geht es eigentlich?«
    Lord Emsworth war noch immer in heller Empörung.
    »Er hat mit Tennisbällen nach meinem Schwein geworfen!«
    Der Ehrenwerte Galahad blieb unbeeindruckt. Von Entsetzen war bei ihm keine Spur.
    »Soll das heißen«, sagte er streng, »daß es bei diesem Krakeel, der mir den ganzen Morgen ruiniert hat, nur um dein verdammtes Schwein ging?«
    »Ich verbiete dir, die Kaiserin ein verdammtes Schwein zu nennen! Grundgütiger Himmel!« rief Lord Emsworth erregt. »Kann denn niemand in dieser Familie begreifen, daß sie das außergewöhnlichste Tier in ganz England ist? Noch nie in der Geschichte der Landwirtschaftsschau von Shropshire hat ein Schwein jemals die Silbermedaille zweimal hintereinander gewonnen! Und wenn man sie nur in Ruhe lassen wollte, anstatt sie mit Tennisbällen zu bombardieren, dann wird ihr genau das gelingen. Eine noch nie dagewesene Leistung.«
    Der Ehrenwerte Galahad runzelte die Stirn und schüttelte mißbilligend den Kopf. Es war ja schön und gut, dachte er, wenn man für den eigenen Stall optimistisch war, aber er war ein Mann der Tatsachen. In einem langen und wechselvollen Leben hatte er so manche aussichtsreiche Sache scheitern sehen. Außerdem war er abergläubisch und hielt nichts davon, den Tag vor dem Abend zu loben.
    »Sei dir da mal nicht so sicher, mein Lieber«, sagte er ernst. »Ich habe neulich im Dorfgasthaus auf ein Glas Bier hineingeschaut, und da war einer, der drei zu eins auf ein Tier namens Rosa von Matchingham wetten wollte. Schien sehr zuversichtlich. Großer, rothaariger Kerl. Schielt ein bißchen und war angesäuselt.«
    Lord Emsworth vergaß Ronnie, vergaß Tennisbälle, vergaß bei dieser höchst beunruhigenden Mitteilung rein alles und dachte nur noch an jene Schmach, die ihn schon lange um seinen Seelenfrieden brachte.
    »Rosa von Matchingham gehört Sir Gregory Parsloe«, sagte er, »und der Mann, der diese lächerliche Wette angeboten hat, war bestimmt Wellbeloved, sein Schweinehüter. Du weißt ja, daß dieser Mensch früher für mich gearbeitet hat, aber Parsloe hat ihn mir abspenstig gemacht, indem er ihm mehr Lohn versprach.« Lord Emsworth war jetzt stinkwütend. Der Gedanke an George Cyril Wellbeloved, diesen gewissenlosen Schweinehüter, ließ ihn innerlich kochen. »So eine Dreistigkeit und Unverschämtheit von ihm!«
    Der Ehrenwerte Galahad stieß einen leisen Pfiff aus.
    »So ist das also! Ist wohl nicht die feine Art, wenn Parsloes Schweinehüter herumgeht und Drei-zu-eins-Wetten anbietet, wie?«
    »Allerdings nicht! Rosa von Matchingham bekam zwar letztes Jahr den zweiten Preis, aber mit der Kaiserin ist sie gar nicht zu vergleichen.«
    »Dann paß nur auf dein Schwein auf, Clarence.« Der Ehrenwerte Galahad sah ihn ernst an. »Ich kann mir denken, was hier gespielt wird. Parsloe hat vor, die Kaiserin aus dem Rennen zu werfen.«
    »Aus dem Rennen zu werfen?«
    »Ihr einen Appetitzügler zu verpassen, und wenn das nicht geht, sie zu entführen.«
    »Das ist doch nicht dein Ernst!«
    »Doch. Der Mann ist mit allen Wassern gewaschen. Ich kenne den guten Parsloe seit dreißig Jahren, und ich schwöre dir: Wenn seine leibhaftige Großmutter an einem Wettbewerb für Mastschweine teilnähme und es in seinem finanziellen Interesse läge, sie aus dem Weg zu räumen, dann würde er nicht eine Sekunde zögern, ihr irgendwelche Mittelchen in ihre Kohlrüben und Kartoffeln zu mischen.«
    »Du meine Güte!« rief Lord Emsworth bestürzt aus.
    »Ich will dir eine kleine Geschichte über Parsloe erzählen. Früher trafen sich immer ein paar von uns im Großen Faß in der Gossiter Street – sie haben’s inzwischen abgerissen –, und da ließen wir unsere Hunde um die Wette nach einem Stück Fleisch springen. Einmal ließ ich meinen Towser, einen Prachtshund, gegen Parsloes Banjo antreten; es ging dabei um hundert Pfund. Als es dann soweit war und das Fleisch den Hunden hingehängt wurde – was soll ich dir sagen, da gähnte meiner doch bloß und rollte sich zusammen, um zu schlafen! Ich hab’ ihm gepfiffen … ihn gerufen … Towser, Towser … hat alles nichts genützt … er schlief. Und ich bin fest davon überzeugt, daß der junge Parsloe ihn damals kurz vor dem Wettkampf beiseite genommen und mit sechs Pfund Steak vollgestopft hat. Konnte natürlich nichts beweisen, aber ich habe an dem Hund geschnuppert, und er hat gerochen wie eine Garküche an einem Sommerabend. So einer ist dieser

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