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Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Nachtclubs zahlt man doch nur drauf. Ich hätte gleich die Finger davon lassen sollen. Überhaupt habe ich von London die Nase voll, Onkel Clarence. Ich bin mehr für’s Landleben. Man sollte was gegen die Verstädterung unternehmen. Was England braucht, sind junge Männer, die zurück wollen zur Natur. Das ist meine Meinung.«
    Ein leichtes Unbehagen beschlich jetzt Ronnie Fish. Ungefähr an dieser Stelle hätte der milde Glanz einsetzen müssen, aber zu seiner Enttäuschung mußte er feststellen, daß die Augen ihn noch genauso austernmäßig ansahen wie zuvor. Er kam sich vor wie ein Schauspieler, der fest mit tosendem Applaus gerechnet hat und der jetzt nach seinem großen Monolog abtritt, ohne daß sich eine müde Hand rührt. Er überlegte, ob sein Onkel nicht vielleicht ein bißchen schwerhörig geworden war.
    »Zur Natur«, wiederholte er etwas lauter. »Mehr junge Männer, die zurück wollen zur Natur. Deshalb hätte ich gern einen Batzen Geld, um eine Farm aufzubauen.«
    Er gab sich einen Ruck und kam dann mit der großen Enthüllung heraus.
    »Ich will nämlich Schweine züchten«, sagte er feierlich.
    Irgend etwas stimmte nicht. Das war jetzt nicht mehr zu übersehen. Sein Onkel unterließ nicht nur den Luftsprung und die Überhäufung mit Gold, sondern er sah ihn auch immer finsterer an. Lord Emsworth hatte seinen Kneifer abgesetzt und putzte ihn jetzt. Im unbedeckten Zustand erschienen seine Augen Ronnie Fish noch unerfreulicher als hinter Glas.
    »Schweine!« rief Ronnie, seine wachsende Unruhe niederringend.
    »Schweine?«
    »Schweine.«
    »Du willst Schweine züchten?«
    »Ganz recht!« brüllte Ronnie. »Schweine!« Und es gelang ihm sogar, irgendwo aus den Tiefen seines Innern ein Lächeln hervorzuholen und auf seinem Gesicht anzubringen.
    Lord Emsworth setzte seinen Kneifer wieder auf.
    »Und ich nehme an«, krächzte er und bebte dabei vom kahlen Scheitel bis zur übergroßen Sohle, »wenn du erst mal welche hast, wirst du ihnen den ganzen Tag lang Tennisbälle auf den Rücken werfen, wie?«
    Ronnie schluckte. Das war ein Schock. Das Lächeln blieb zwar auf seinen Lippen, als sei es dort mir Reißzwecken befestigt, aber seine Augen waren geweitet vor Schrecken.
    »Wie bitte?« fragte er schwach.
    Lord Emsworth erhob sich. Solange er darauf bestand, ein altes Tweedjackett mit durchgewetzten Ellenbogen zu tragen und einen Schlips, dessen Knoten irgendwo unterhalb des obersten Hemdenknopfes hing, konnte er zwar keine rundum befriedigende Verkörperung heiligen Zorns abgeben, wirkte aber dennoch so imposant, wie es bei dieser Aufmachung überhaupt möglich war. Er richtete sich zu seiner vollen, nicht unbeträchtlichen Größe auf und blickte von seiner höheren Warte unheilvoll auf seinen Neffen nieder.
    »Ich habe dich beobachtet! Ich ging gerade zum Schweinestall, und da sah ich, wie du mein Schwein dazu mißbraucht hast, um mit deinem dämlichen Tennisball zu spielen. Tennisball!« Der Kneifer schien Feuerstrahlen zu sprühen. »Weißt du denn nicht, daß die Kaiserin von Blandings ein überaus sensibles, empfindliches Geschöpf ist, das schon beim kleinsten Anlaß die Nahrungsaufnahme verweigern kann? Du hättest mit deinem idiotischen Tennisball das Werk von Monaten zunichte machen können.«
    »Entschuldige …«
    »Sowas ist nicht zu entschuldigen!«
    »Ich dachte nicht …«
    »Du denkst nie. Das ist es ja. Schweinefarm!« rief Lord Emsworth mit überschnappender Stimme. »Du könntest nie im Leben eine Schweinefarm führen. Du bist nicht fähig, eine Schweinefarm zu führen. Du bist es nicht wert, eine Schweinefarm zu führen. Wenn ich von allen Menschen in der Welt einen auswählen sollte, um eine Schweinefarm zu führen, dann würde ich dich zu allerletzt nehmen.«
    Ronnie Fish hatte sich zum Tisch getastet und suchte jetzt Halt daran. Ihn schwindelte. Nur eines war ihm halbwegs klar, daß nämlich sein Onkel Clarence ihn nicht für den idealen Leiter einer Schweinefarm hielt. Ansonsten war er völlig durcheinander. Es war, als sei er auf etwas getreten, das dann mit Getöse in die Luft gegangen war.
    »Sagt mal, was ist denn hier los?!«
    Der da gesprochen hatte, war der Ehrenwerte Galahad, und er hatte mißmutig gesprochen. Die Tür zum Arbeitszimmer nebenan war nur angelehnt gewesen, und das Stimmengewirr hatte ihn bei seinem literarischen Schaffen gestört, so daß er jetzt, verständlicherweise vergrämt, kam, um zu sehen, was los sei.
    »Kannst du deine Vorträge nicht halten, wenn

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