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Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht

Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht

Titel: Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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damit provoziert – Wenn du sie schützen willst, dann mach ein Ende. Lass einen richtigen König regieren. Aber würde wirklich ein anderer, mächtiger König den Thron besteigen, wenn er scheiterte? Er konnte es nicht wissen. Er war plötzlich unsicher auf den Beinen und hasste sie, hasste diese ganze Situation.
    Dann beugte Beira sich vor und flüsterte so nah an seinem Gesicht, dass ihr eisiger Atem auf seine Lippen traf: »Ich bin sicher, du findest deine kleine Königin. Vielleicht hast du das ja bereits. Vielleicht war es Siobhan oder diese Eliza von vor einigen hundert Jahren. Gott, war das ein süßes Ding, diese Eliza. Sie hätte eine reizende Königin abgegeben, meinst du nicht?«
    Keenan erschauderte, sein Körper war von der Eiseskälte wie gelähmt. Er versuchte sie zurückzudrängen, sie wieder aus sich hinauszuzwingen.
    Ich bin der Sommerkönig. Das kann sie nicht machen.
    Er schluckte und musste sich konzentrieren, um aufrecht stehen zu bleiben.
    »Stell dir vor, sie wäre die ganze Zeit, all die Jahrhunderte hindurch, schon da, in der Schar von Mädchen, die zu schwach waren, um das Risiko auf sich zu nehmen. Zu ängstlich, um das Zepter aufzuheben und es herauszufinden.«
    Mehrere Fuchszofen betraten den Raum. »Sein Zimmer ist bereitet, Herrin.«
    »Mein armer Liebling ist müde. Und er war so unartig zu seiner Mami.« Sie seufzte, als hätte sie das ehrlich verletzt.
    Dann legte sie einen Finger unter sein Kinn und schob seinen Kopf in den Nacken. »Und schon wieder muss ich dich ohne Abendessen ins Bett schicken. Irgendwann einmal schaffst du es aufzubleiben.« Sie drückte ihm einen Kuss aufs Kinn. »Vielleicht.«
    Dann wurde alles dunkel um ihn, und die Fuchszofen trugen ihn in das Zimmer, das Beira stets für ihn bereithielt.

Fünf
»Diese Unterirdischen haben Auseinandersetzungen,
Streitigkeiten und Fehden, sie kennen Zweifel
ebenso wie die Zwietracht verschiedener Gruppen.«
    Robert Kirk /Andrew Lang: Die verborgene Gemeinschaft (1893)
    Als der Wind sich drehte und eine Welle beißender Kälte übers Haus trieb, wusste Donia, dass Beira auf dem Weg zu ihr war.
    Wer sollte es auch sonst sein?
    Trotz der Lage von Donias kleinem Haus – es stand außerhalb der eisenbelasteten Stadt in einer der wenigen bewaldeten Gegenden von Huntsdale – besuchte sie niemand. Als Keenan Huntsdale ausgewählt hatte, waren ihm alle gefolgt, hatten ihre Häuser bezogen und warteten ab. Donias Wahl war auf dieses kleine Cottage gefallen, weil sie dachte – hoffte  –, das Elfenvolk könnte unter den Bäumen im Garten seine ausgelassenen Feste feiern, doch sie taten es nicht. Und sie würden es auch niemals tun. Keiner wagte sich näher an sie heran, so als gelte Keenans Anspruch auf sie noch immer. Nicht einmal die Vertreter der anderen Höfe kamen in ihre Nähe: Nur die Häupter des Sommer- und des Winterhofes wagten sich zu ihr.
    Donia öffnete ihre Tür und trat einen Schritt zurück. Es hat keinen Sinn, so zu tun, als wüsste ich nicht, dass sie da ist.
    Beira wehte zur Tür herein und blieb wie eine aufgetakelte alte Schauspielerin posierend auf der Schwelle stehen. Nachdem sie in die Luft geküsst und falsche Komplimente gemacht hatte, streckte sie sich auf dem Sofa aus, schlug die Beine übereinander und ließ ihre zierlichen Füße über den Rand baumeln. Nur das schmucklose Zepter, das sie locker in der Hand hielt, ruinierte ihr Femme-fatale-Kostüm. »Ich habe gerade an dich gedacht, Schätzchen.«
    »Sicher.« Das Zepter stellte keine Gefahr für sie dar – jetzt nicht mehr  –, aber Donia suchte trotzdem Abstand. Sie lehnte sich an die steinerne Wand neben dem Ofen. Wärme sickerte durch ihre Haut. Nicht genug, um die Kälte abzumildern, die über sie hinwegkroch, aber es war immer noch besser, als neben der Quelle dieses schrecklichen Frosts zu sitzen.
    Beira machte die Kälte nichts aus; sie bestand aus ihr und hatte sie daher unter Kontrolle. Donia trug sie zwar in sich, doch nicht ohne Qualen, nicht ohne sich nach Wärme zu sehnen. Beira suchte keine Wärme; sie schwelgte in der Kälte und trug sie wie eine Wolke aus Eisparfüm – vor allem wenn andere darunter litten.
    »Mein Kleiner war heute Abend bei mir«, sagte Beira in ihrem üblichen falsch-beiläufigen Ton.
    »Das dachte ich mir schon.« Donia versuchte Gelassenheit auszustrahlen, aber trotz jahrzehntelanger Übung war ein besorgter Unterton zu hören. Verlegen, weil sie immer noch etwas für Keenan empfand,

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