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Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht

Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht

Titel: Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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paar Jungs aus seiner Studentenverbindung eingeladen.
    Gut, dass wir nicht hingehen . Seth würde sie bestimmt nicht ausstehen können.
    Als Leslies Bruder den Laden betrat, kam Seth wieder herüber und legte seinen Arm in einer fast schon besitzergreifenden Geste um Ashlyns Schulter.
    Leslie formte mit den Lippen die Worte: »Siehst du?«
    Ashlyn hielt sich an Seth fest und ignorierte Leslie, die Kommentare ihres Bruders, der auf der Suche nach Ecstasy war, und auch den Elfen im Nebenraum. Wenn Seth an ihrer Seite war, schaffte sie das. Warum sollte sie so dumm sein, das alles für eine kurze Affäre aufs Spiel zu setzen?

Vier
»›… wenn du Sommerkönig wirst, wird sie deine Königin.
Das weiß auch deine Mutter, Königin Beira, nur allzu gut,
und es ist ihr Wunsch, dich von [ihr] fernzuhalten,
auf dass ihre eigene Herrschaft fortdauern möge.‹«
    Donald Alexander Mackenzie: Zaubermärchen und
Legenden aus der schottischen Mythologie (1917)
    Auf einem prachtvollen viktorianischen Anwesen am Stadtrand von Huntsdale, das kein Makler verkaufen konnte – oder je einem Kunden vorführte –, verharrte Keenan mit erhobener Hand. Er zögerte und betrachtete die stummen Gestalten, die sich in ebenso luftigen Bewegungen durch den dornigen Garten bewegten wie die Schatten, die unter den vereisten Bäumen tanzten. Das Eis schmolz nie in diesem Park und würde auch niemals schmelzen, aber die Sterblichen, die auf der Straße vorbeiliefen, sahen lediglich die Schatten. Wenn sie es überhaupt einmal wagten hineinzuschauen, sahen sie schnell wieder weg. Niemand – egal ob Sterblicher oder Elfe – setzte jemals ohne Beiras Einwilligung einen Fuß auf ihren frostigen Rasen. Er war alles andere als einladend.
    Hinter Keenan rollten Autos die Straße entlang. Ihre Reifen zermahlten den gefrorenen Schneematsch zu einer schmutzigen grauen Masse, doch das Geräusch wurde von der fast greifbaren Kälte erstickt, die über Beiras Haus lag wie ein Leichentuch. Das Atmen tat weh.
    Willkommen zu Hause.
    Natürlich hatte sich dies nie wie ein Zuhause angefühlt, aber Beira hatte sich ja auch nie angefühlt wie eine Mutter. In ihrer Sphäre verursachte ihm schon allein die Luft Schmerzen und nahm ihm das bisschen Kraft, das er besaß. Er versuchte, sich gegen sie zur Wehr zu setzen, doch bis zu dem Tag, an dem er in den Vollbesitz seiner Macht kommen würde, konnte Beira ihn in die Knie zwingen. Und das tat sie auch – bei jedem einzelnen Besuch.
    Vielleicht ist Ashlyn die Richtige. Vielleicht wird sie alles verändern.
    Keenan wappnete sich innerlich und klopfte an.
    Beira riss die Tür auf. Auf ihrer freien Hand balancierte sie ein Tablett mit dampfenden Schokoplätzchen. Sie beugte sich vor und küsste die Luft neben seinem Kopf. »Möchtest du ein Plätzchen, Schätzchen?«
    Sie sah aus, wie sie im letzten halben Jahrhundert bei ihren verhassten Zusammenkünften immer ausgesehen hatte: wie eine spöttische Nachahmung dessen, was die Sterblichen als Inbegriff der Mütterlichkeit betrachteten. Sie trug ein einfaches geblümtes Kleid, eine Rüschenschürze und eine einreihige Perlenkette. Ihr Haar war hochgebunden zu etwas, das sie »Dutt« nannte.
    Sie wackelte ein wenig mit dem Tablett. »Die sind ganz frisch. Extra für dich.«
    »Nein.« Er ignorierte sie und trat ein.
    Sie hatte sich mal wieder neu eingerichtet – ein moderner Albtraum, perfekt ausstaffiert mit elegantem silbernem Tisch, steifen, seltsam geformten schwarzen Sesseln, gerahmten Schwarzweißfotos von Morden, Hinrichtungen und Folterszenen. Die Wände waren abwechselnd reinweiß oder mattschwarz mit großen geometrischen Mustern in der jeweils anderen Farbe. Ausgewählte Details der aufgehängten Fotoabzüge – mal ein Kleid, mal die Lippen, mal blutende Wunden – waren per Hand rot nachkoloriert. Diese grausigen Effekte waren das einzige wirklich Farbige im gesamten Raum. Das alles passte weit besser zu ihr als diese Kostümierung, auf der sie immer bestand, wenn er sie besuchte.
    Ein schlimm zugerichtetes Waldgeistlein, das hinter der Bar stand, fragte: »Ein Drink, der Herr?«
    »Keenan, Schatz, sag dem Mädchen, was du möchtest. Ich muss mal eben nach dem Braten sehen.« Beira hielt inne. Sie hatte noch immer das Tablett mit den Schokoplätzchen in der Hand. »Du bleibst doch zum Abendessen, nicht wahr, mein Lieber?«
    »Hab ich eine andere Wahl?« Er ignorierte den Waldgeist und ging zu einem Foto, das an der gegenüberliegenden Wand hing. Es

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