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Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht

Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht

Titel: Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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lang stand er einfach nur da und sagte nichts. Dann fragte er mit gepresster Stimme: »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Ja. Eigentlich ist ja nichts Schlimmes passiert. Sie haben mir nur Angst gemacht. Mir geht’s gut.« Und so war es auch.
    Doch Seth fiel es offensichtlich schwer, ruhig zu bleiben. Er biss die Zähne zusammen; seine Miene war angespannt. Er wandte sich kurz von ihr ab und versuchte, sich zu fassen, aber sie kannte ihn zu gut, als dass er es vor ihr hätte verbergen können.
    »Wirklich, mir geht’s gut«, versicherte sie ihm. »Mein Gesicht tut an den Stellen weh, wo er mich angefasst hat, aber so schlimm war das alles gar nicht.«
    Als sie noch jünger gewesen war, hatte sie einmal gesehen, wie eine Gruppe von Elfen ein zierlich aussehendes Elfenmädchen im Park ins Gebüsch gezerrt hatte. Die Elfe hatte gekreischt und schreckliche Schreie ausgestoßen, die danach monatelang in Ashlyns Albträumen widerhallten. Unsanft gepackt und kurze Zeit gegen ihren Willen festgehalten zu werden war noch lange nicht das Schlimmste, was ihr passieren konnte.
    »Donia hat mich gerettet, bevor es wirklich schlimm werden konnte«, sagte sie erneut.
    »Ich weiß nicht, was ich tun würde, wenn dir irgendetwas passiert …« Er brach ab, in seinen Augen stand eine ungewohnte Angst.
    »Aber es ist mir nichts passiert.« Sie wünschte sich, die Sorge aus seinem Blick vertreiben zu können, und wechselte daher das Thema. »Jetzt erzähl aber mal, wie deine Begegnungen mit den Elfen waren …«
    Er nickte und akzeptierte ihren indirekt geäußerten Wunsch, das Thema zu wechseln. »Was hältst du davon, dass wir erst mal beide getrennt aufschreiben, was passiert ist?«
    »Warum denn?«
    »Damit ich weiß, dass es sich nicht nur in meiner Fantasie abspielt oder mir von dir suggeriert wird.«
    Er schien unsicher zu sein, und sie konnte es ihm nicht verübeln. Sie konnte den Elfen nicht ausweichen; er schon. Er hat eine Wahl, was Ashlyn in Bezug auf sie nie gehabt hatte.
    Sie nahm den Stift und den Block, den er ihr hinhielt, und schrieb: Kniffe in den Hintern, Bibliothek. Streicheln über die Wange, Bibliothek. Lecken am Hals, Willow Avenue. Stechen mit dem Finger, anstupsen, Bein stellen, Sixth Street, Joe’s Diner, Kreuzung vor Keelies Elternhaus, unter der Brücke. Sie schaute hoch. Seth starrte auf ihre wachsende Liste.
    Er drehte sein Blatt um, damit sie sehen konnte, was er geschrieben hatte: Gekniffen in der Bibliothek. Angerempelt (?) draußen vor dem Diner. Geschubst unter der Brücke?
    Sie überließ ihm ihre – noch immer unfertige – Liste.
    »Elfen, hm?« Er lächelte, aber nicht so, als wäre er froh. »Wie kommt es dann, dass ich es gespürt habe?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht weil du jetzt weißt, dass es passieren kann ?« Sie holte tief Luft. Einerseits wusste sie, dass sie ihm raten sollte, das Weite zu suchen, bevor die Elfen sich allzu sehr auf ihn konzentrierten; doch andererseits war sie dann wieder ganz allein mit dieser Geschichte. Aber er verdiente sie, diese Chance, den Brutalitäten der Elfen zu entkommen, solange er noch konnte. »Du weißt ja, dass du mir immer noch sagen kannst, dass ich dich aus dieser Geschichte raushalten soll. Wenn es dir lieber ist, kannst du so tun, als wäre nichts von alldem geschehen. Ich würde das verstehen.«
    Er spielte mit der Zunge an dem silbernen Ring in seiner Unterlippe herum. »Warum sollte ich das tun?«
    »Weil sie dich anfassen .« Sie atmete geräuschvoll aus und rutschte auf der Anrichte noch ein Stück weiter nach hinten. »Jetzt weißt du es. Du hast sie gespürt.«
    »Das ist es wert.« Er nahm den Teekessel, füllte ihn jedoch nicht auf. Er sah sie einfach nur an. »Ich dachte mir irgendwie schon, dass sie so etwas tun.«
    »Ja, aber jetzt hast du es selbst gespürt … und sie haben dich alle angestarrt. Seitdem diese beiden mir auf den Fersen sind, hat sich irgendetwas verändert.« Sie versuchte nicht, die Angst und Sorge in ihrer Stimme zu verbergen. Wenn er schon über sie Bescheid wusste, musste er auch erfahren, wie verängstigt sie wirklich war.
    Er stellte den Teekessel wieder weg, kam zu ihr und stellte sich vor sie.
    Sie legte ihre Arme um ihn.
    »Es tut mir leid, dass ich vorhin nicht da gewesen bin«, flüsterte er und drückte sie fest an sich.
    Sie sagte nichts. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Wenn sie ihm erzählte, was sie über die Jahre alles gesehen hatte, machte er sich nur noch mehr Sorgen. Und wenn sie zu viel

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