Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht
wir damit tun sollen. Sie ebenfalls verstreuen, so wie die Erde? Die Elfen damit bewerfen?«
Ashlyn stand auf und lief im Raum umher.
Er schaute zu ihr hoch, wandte sich dann aber wieder den markierten Passagen zu. »Drehe deine Kleider auf links, um dich vor ihnen zu verbergen. Für sie siehst du dann aus wie jemand anders … Pflanzen und Kräuter, die als Gegenmittel wirken: Vierblättriger Klee, Johanniskraut, rotes Eisenkraut – sie alle helfen dabei, den Zauber zu durchschauen, mit dem sie sich umgeben.«
Er legte das Buch beiseite und aß einen Keks. Dabei schaute er an ihr vorbei ins Leere und wartete.
Ashlyn ließ sich wieder auf das Sofa fallen, weiter entfernt als sonst. »Ich weiß nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dauernd mit meinen Klamotten auf links durch die Gegend zu laufen. Und mit Brot werfen? Na ja. Was soll ich denn tun? Immer Bagels und Toastbrot mit mir rumschleppen?«
»Salz wäre einfacher.« Er legte die Zettel auf einen der Beistelltische und stand auf. Dann zog er eine Schublade an einem der Plastikschränke auf, die gestapelt in der Ecke standen. Nachdem er eine Weile darin herumgewühlt hatte, hielt er eine Handvoll Salztütchen hoch. »Hier. Die sind vom Imbiss. Steck sie ein.« Er warf ihr ein paar davon zu und stopfte den Rest in seine eigene Tasche. »Nur für alle Fälle.«
»Steht denn da, wie viel Salz man braucht und was man damit macht?«
»Es über sie rieseln lassen? Sie damit bewerfen? Keine Ahnung. In dem Buch habe ich nichts darüber gefunden, aber ich werde der Sache nachgehen. Ich hab noch ein paar andere über Fernleihe bestellt.« Er trat zurück an den Tisch und kritzelte etwas auf eines der Blätter. »Und was ist mit den Kräutern? Ich kann welche besorgen. Hast du eine Idee, welche es sein sollen?«
»Ich kann sie doch sowieso sehen, Seth«, erwiderte sie ungeduldig. Sie riss sich zusammen – atmete tief durch – und nahm sich einen Keks aus der Packung neben ihr. »Wozu sollte ich Kräuter brauchen?«
»Vielleicht wäre ich dir eine größere Hilfe, wenn ich sie auch sehen könnte …« Er machte sich erneut Notizen: Weiter nach Rezepten suchen. Paste? Tee? Wie Kräuter nutzen, um sehen zu können? Kamillentee für Ash.
»Kamillentee?«
»Das hilft dir, dich zu entspannen.« Er beugte sich zu ihr hin, strich ihr tröstend über die Haare und legte dann seine Hand in ihren Nacken. »Du hast mich angeblafft.«
»Tut mir leid.« Sie runzelte die Stirn. »Ich dachte, ich kann das alles aushalten, aber heute … Wenn Donia nicht gewesen wäre … Aber das ist es ja gerade. Sie hätte eigentlich nicht da sein dürfen . Ich sehe die Elfen schon mein Leben lang, aber sie haben mich nie beachtet. Und jetzt ist es so, als hätten sie mit allem aufgehört, was sie vorher getan haben, nur um mich zu beobachten. So ist es noch nie gewesen.«
Er stand da, drehte an einem der Stecker in seinem Ohr und starrte sie an. Dann nahm er das Buch und setzte sich auf den Sessel ihr gegenüber. »Das Tragen von Gänseblümchen soll Kinder davor schützen, von Elfen entführt zu werden. Aber ich weiß nicht, ob die Gänseblümchen auch noch wirken, wenn man einmal über das Kindesalter hinaus ist.«
Er warf das Buch auf den Boden und schlug das nächste auf. »Trage einen Stab aus Ebereschenholz bei dir. Wenn sie Jagd auf dich machen, springe über ein fließendes Gewässer, vor allem wenn es gen Süden fließt.«
»Wir haben hier zwar einen Fluss, aber ich sehe nicht, wie ich den überspringen soll, es sei denn, mir wachsen Sprungfedern unter den Füßen. Nichts von alldem hilft uns wirklich weiter.« Sie hasste es, so weinerlich zu klingen. »Was soll ich denn mit einem Stab? Sie schlagen? Und wenn ich das tun würde, wüssten sie dann nicht, dass ich sie sehen kann?«
Seth nahm seine Brille wieder ab und legte sie auf einen der Bücherstapel auf dem Boden. Er rieb sich die Augen. »Ich bemühe mich ja, Ash. Das ist heute das erste Mal, dass ich gesucht habe. Wir werden noch mehr finden.«
»Was, wenn ich keine Zeit mehr habe? Die Regeln ändern sich, und ich weiß nicht, wieso. Ich muss jetzt etwas tun.« Sie zitterte, als sie daran zurückdachte, wie seltsam still die Elfen gewesen waren, als sie an ihnen vorbeiging. Es war beängstigend.
»Zum Beispiel?« Er klang nach wie vor ruhig. Je ängstlicher sie wurde, desto ruhiger klang er.
»Sie suchen. Mit den beiden reden, mit denen das alles angefangen hat: Keenan und Donia.« Sie legte die Hand über
Weitere Kostenlose Bücher