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Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht

Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht

Titel: Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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sein gesetztes Benehmen hatte er allerdings ungewöhnlich lange Haare; unter seinem Zauber glitzerten dicke Silbersträhnen. Da er seine Haare zu einem festen Zopf geflochten hatte, war sein kleines schwarzes Sonnen-Tattoo am Hals gut zu sehen. Der zweite Elf hatte ultrakurz geschorene holzbraune Haare und ein Gesicht, das man wohl im nächsten Moment wieder vergessen hätte, wäre da nicht diese lange Narbe gewesen, die sich von der Schläfe bis zu seinem Mundwinkel zog.
    »Ashlyn ist eine unserer besten Schülerinnen und hat denselben Stundenplan wie Ihr Neffe. Sie wird ihm helfen, alles aufzuholen«, versicherte Pater Myers den Elfen.
    Sie stand da, versuchte ihren Fluchtimpuls zu unterdrücken und weigerte sich, zu Keenan hinzusehen – obwohl der sie erwartungsvoll beäugte. Unterdessen tauchten hinter Pater Myers noch mehr Elfen auf.
    Einer von denen, deren Haut wie Baumrinde aussah – rissig und gräulich –, fing einen Blick von Keenan auf. Er gab den anderen, die am Ausgang Spalier standen, ein Zeichen und sagte: »Alles unter Kontrolle.«
    »Miss Foy? Ashlyn?« Pater Myers räusperte sich.
    Sie riss ihren Blick von dem Elfengefolge los, das in die Bishop O’Connell eingedrungen war. »Entschuldigen Sie, Pater. Was denn?«
    »Würdest du Keenan den Weg zum Mathematikunterricht zeigen?«
    Keenan wartete. Er trug eine abgewetzte Ledertasche über der Schulter und betrachtete sie aufmerksam. Seine »Onkel« und Pater Myers schauten Ashlyn an.
    Sie hatte keine Wahl. Sie bezwang ihre Angst und antwortete: »Ja, sicher.«
    Abwarten, bis sie das Interesse verlieren? Wohl kaum. Sämtliche Regeln, mit denen sie aufgewachsen war und die ihr Sicherheit gegeben hatten, sie alle ließen sie im Stich.
    Bis mittags war Ashlyns Selbstbeherrschung durch Keenans Auftritt als Mensch schon arg strapaziert. Er lief hinter ihr her und redete und benahm sich so, als wäre er völlig ungefährlich, als wäre er echt.
    Ist er aber nicht.
    Sie stopfte die Schulbücher in ihr Schließfach und schürfte sich dabei die Fingerknöchel auf. Keenan blieb neben ihr stehen wie ein unerwünschter Schatten, den sie nicht abschütteln konnte.
    Sie beäugten einander und sie fragte sich erneut, ob es wohl wehtun würde, wenn sie seine metallisch aussehenden Haare berührte. Die Kupfersträhnen schimmerten durch seinen Zauber hindurch und zwangen sie dazu hinzuschauen, auch wenn sie sich alle Mühe gab, es nicht zu tun.
    Rianne blieb stehen und lehnte sich geräuschvoll gegen die Schließfächer. Das Scheppern ließ einige Schüler verstummen und herüberstarren.
    »Ich hab ja schon gehört, dass er nicht übel ist, aber …«, Rianne legte eine Hand auf ihre Brust, als bekäme sie schlecht Luft, schaute zu Keenan hin und musterte ihn langsam von oben bis unten, »Wahnsinn. Der ist definitiv ein Leckerbissen.«
    »Kann ich nichts zu sagen.« Ashlyn lief rot an. Und werde ich auch nicht können. Woher auch immer dieser seltsame Drang, ihn anzufassen, kam: Sie war stärker als jeder Instinkt. Konzentrier dich einfach.
    Leslie und Carla gesellten sich zu ihnen, und Rianne stieß sich von den Schließfächern ab. Sie trat näher an Keenan heran und begutachtete ihn wie ein Stück Fleisch auf einem Teller. »Ich wette, du könntest es rausfinden.«
    Carla tätschelte seinen Arm. »Sie tut dir nichts.«
    Ashlyn nahm ihre Bücher für den Nachmittagsunterricht heraus. Ihre Freundinnen sollten eigentlich nicht mit ihm sprechen; er sollte eigentlich nicht hier in ihrer Welt sein. Und erst recht sollte er nicht diese einladende Wärme ausstrahlen, die sie an Sommertage denken ließ, sie einlud, die Augen zu schließen und sich zu entspannen … Beherrschung. Konzentration . Sie konnte das aushalten. Sie musste es können.
    Sie sortierte ihre Sachen so, dass alles, was sie mit nach Hause nehmen musste, ganz oben auf dem Stapel in ihrem Fach lag. Auf diese Weise würde sie am Ende des Tages schnell Reißaus nehmen können.
    Sie zwang sich zu lächeln und scheuchte ihre Freundinnen weg: »Ich komme sofort nach. Haltet mir einen Platz frei.«
    »Wir halten gleich zwei frei. Du kannst diesen …«, Rianne wedelte mit der Hand in Keenans Richtung, »… Leckerbissen doch nicht unbeaufsichtigt lassen.«
    »Einen Platz, Ri, nur einen .«
    Keine von ihnen drehte sich noch einmal um. Rianne winkte ihr über ihre Schulter gönnerhaft zu.
    Nachdem sie tief Luft geholt hatte, wandte Ashlyn sich Keenan zu. »Die Mittagspause überstehst du ja wohl ohne Hilfe.

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