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Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht

Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht

Titel: Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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winkte. »Weißt du, was er getan hat?«
    Donia antwortete nicht; es war keine echte Frage. Genau wie Keenan. Es würde eine Erleichterung sein, nicht mehr zwischen den beiden zu stehen.
    »Er ist zu der Schule von diesem Mädchen gegangen. Hat sich dort angemeldet, wie ein Sterblicher. Ist das zu fassen?« Beira lief hin und her. Die Absätze ihrer eleganten schwarzen Stiefel klackerten, so dass es klang, als fiele Eisregen auf die schäbige Veranda. »Er hat die ganze Woche mit ihr verbracht und ist ihr nachgelaufen wie dir dieser Hund.«
    »Wolf. Sasha ist ein Wolf.«
    »Wolf, Hund, Kojote, was auch immer. Der Punkt ist …«, Beira hielt inne und stand so unbeweglich da, als wäre sie aus Eis gemeißelt, »der Punkt ist, dass er einen Weg gefunden hat, an sie ranzukommen, Donia. Begreifst du, was das heißt? Er macht Fortschritte, du hingegen nicht. Du lässt mich im Stich.«
    Agatha lachte gackernd.
    Beira drehte sich betont langsam um und winkte sie heran. »Komm her.«
    Agatha trat auf die Veranda und grinste weiter, da sie ihren Fehler noch nicht begriffen hatte.
    »Es ist also amüsant, dass mein Sohn gewinnen könnte? Dass er vielleicht alles rückgängig macht, was ich aufgebaut habe?« Beira legte einen Finger unter Agathas Kinn. Ihre langen manikürten Nägel schnitten in die Haut der Hexe. Ein Rinnsal aus Blut lief ihr den Hals hinunter. »Ich finde das nicht im Geringsten komisch, Aggie-Schätzchen.«
    »Das hab ich auch nicht gemeint, meine Königin.« Agathas Augen weiteten sich. Sie warf Donia einen flehentlichen Blick zu.
    »Aggie, Aggie, Aggie«, Beira schnalzte abschätzig mit der Zunge, »Donia wird dir nicht helfen. Sie könnte nicht mal, selbst wenn sie es wollte.«
    Donia schaute weg und sah zu dem stets anwesenden Ebereschenmann. Er bebte vor Mitgefühl. Ihnen allen war Beiras Reizbarkeit nichts Neues, aber es war trotzdem schrecklich, dabei zusehen zu müssen.
    Beira hielt die Hexe fest umschlungen, legte ihre Lippen auf Agathas welken Mund und blies.
    Agatha versuchte sich zu befreien, ihre Hände drückten gegen Beiras Schulter und umklammerten ihre Handgelenke. Manchmal gab die Winterkönigin nach; manchmal nicht.
    Heute tat sie es nicht.
    Agatha kämpfte, aber es war vergebens: Nur ein anderer Monarch konnte gegen Beira ankommen.
    »Na also«, murmelte Beira, als Agathas Körper nach vorn sackte und leblos in ihren Armen lag.
    Agathas Geist – jetzt ein Schatten – stand neben ihnen, rang die Hände und weinte tonlos.
    Beira leckte sich über die Lippen. »Jetzt geht’s mir besser.«
    Sie ließ Agathas Leichnam zu Boden fallen.
    Agathas Schatten kniete neben ihrem leblosen Körper nieder. Eiskristalle fielen aus dem geöffneten Mund des Leichnams und glitten die eingesunkenen Wangen hinab.
    »Los, weg jetzt.« Beira verjagte den lautlos weinenden Schatten mit der Hand, als würde sie ein Insekt verscheuchen. Dann drehte sie sich zu Donia um. »Beeil dich, Mädchen. Meine Geduld ist bald erschöpft.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, ging Beira – gefolgt von Agathas Schatten – davon und ließ Donia allein mit der Leiche auf ihrer Veranda zurück.
    Donia starrte Agatha an – den Leichnam, der einmal Agatha gewesen war . Das Eis war geschmolzen und bildete eine Pfütze um sie, die das Haar der Hexe durchtränkte.
    Das könnte ich sein. Das werde eines Tages ich sein, wenn ich in Beiras Augen versage …
    »Kann ich behilflich sein?« Der Ebereschenmann stand so dicht neben ihr, dass sie ihn eigentlich hätte bemerken müssen, bevor er sie ansprach.
    Sie schaute zu ihm hoch. Seine graubraune Haut und seine dunkelgrünen blattartigen Haare ließen ihn beinahe in der Dunkelheit verschwinden. Wenn seine grellroten Augen nicht gewesen wären, wäre er fast mit der zunehmenden Dämmerung verschmolzen.
    Dämmerung? Wie lange stehe ich denn schon hier? Sie seufzte.
    Er gab den anderen Wachtposten, die hinten am Waldrand warteten, ein Zeichen. »Wir könnten sie mitnehmen. Die Erde ist feucht; ihre leibliche Hülle würde in dem lehmigen Boden rasch zerfallen.«
    Donia schluckte die Übelkeit hinunter, die in ihr aufzusteigen drohte.
    »Weiß Keenan es schon?«, fragte sie flüsternd. Sie gab nur ungern zu, dass sie noch immer um sein Wohlergehen besorgt war.
    »Skelley ist schon unterwegs, um es ihm zu berichten.«
    Donia nickte.
    Skelley? Welcher von ihnen ist das? Sie versuchte sich ganz auf die Wachmannschaft zu konzentrieren. Besser das, als über Agatha nachzudenken.
    Skelley,

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