Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht
nicht in ihren Haaren verfing. »Sie haben mich zu einer Elfe gemacht. Ich bin eine von ihnen.«
»Das hab ich schon kapiert, als du dich unsichtbar gemacht hast.«
»Sie haben mich einfach verwandelt, und ich bin … Ich will nicht ihre verdammte Königin sein.«
Er nickte.
»Aber ich glaube auch, dass ich es bin … Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich bin heute Abend der anderen begegnet – der Winterkönigin.« Sie fröstelte, als sie an die schreckliche Kälte zurückdachte und daran, wie weh sie getan hatte. »Sie ist schrecklich. Sie ist einfach aufgekreuzt und hat Keenan angegriffen. Ich hätte ihr am liebsten eine geknallt. Ich wollte gegen sie kämpfen.«
Sie erzählte ihm von der Spur aus Eis, die Beira hinter sich hergezogen hatte, von den Hexen, dem Kuss, der alle anderen davon überzeugt hatte, dass sie ihre Königin war. »Ich will das alles nicht«, sagte sie schließlich.
»Dann werden wir eine Möglichkeit finden, es rückgängig zu machen.« Er zog sie mit den Beinen näher zu sich hin, bis sie auf seinem Oberkörper lag. »Oder wir überlegen uns, wie wir damit klarkommen.«
»Und wenn ich das nicht kann?«, flüsterte sie.
Seth antwortete nicht; er versprach nicht, dass alles gut werden würde. Er küsste sie einfach.
Sie spürte, dass sie immer wärmer wurde; es war wie ein kleines Leuchten, das irgendwo in ihrem Bauch begann, aber sie dachte sich nichts dabei, bis Seth zurückwich und sie anstarrte.
»Du schmeckst nach Sonnenschein. Von Tag zu Tag ein bisschen mehr«, flüsterte er. Er fuhr mit seinen Fingerspitzen über ihre Lippen.
Sie ging vom Sofa weg und hätte am liebsten geweint. »Haben sich die Dinge zwischen uns deshalb verändert? Weil ich mich verändere?«
»Nein.« Er ging ruhig und langsam auf sie zu, als nähere er sich einem ängstlichen Tier.
»Sieben Monate, Ash. Sieben Monate hab ich darauf gewartet, dass du mich ansiehst. Das hier …«, er nahm ihre Hand, die leuchtete, wie Keenans Hand es getan hatte, »ist nicht der Grund. Ich war schon vorher in dich verliebt.«
»Woher sollte ich das denn wissen?« Sie zupfte an der blöden Bluse, die Donia ihr gegeben hatte. »Du hast nie was gesagt.«
»Ich hab eine ganze Menge gesagt«, korrigierte er sie sanft. »Du hast es bloß nicht gehört.«
»Aber warum jetzt? Wenn es nicht daran liegt, warum dann?«
»Ich habe gewartet.« Er zog die Schleife ihrer Bluse auf und wickelte das Band um seinen Finger. »Du hast mich die ganze Zeit weiter wie einen Freund behandelt.«
»Du warst mein Freund.«
»Und ich bin es auch immer noch.« Er schob einen Finger durch die oberste Schlaufe des Samtbandes und zog weiter daran. »Aber das heißt ja nicht, dass ich nicht auch noch was anderes sein kann.«
Sie schluckte schwer, rührte sich aber nicht von der Stelle.
Er schnürte weiter ihre Bluse auf.
»Er hat nicht … Ich meine, wir haben nicht …«, stammelte sie.
»Ich weiß. Sonst wärst du da nicht hingegangen, nicht in diesem Aufzug.« Er ließ seinen Blick langsam über die Vinylhose und die leicht geöffnete Bluse wandern, bis er in ihr rot angelaufenes Gesicht schaute. »Es sei denn, du willst ihn. Wenn es so ist, dann sag es mir jetzt, Ash …«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Aber wenn er so … Es ist nicht er , es ist so ein Elfenzauber …«
Er schob ihren Kopf hoch. »Gib nicht auf. Verlass mich nicht, noch bevor du überhaupt richtig angekommen bist.«
»Und wenn ich … wenn wir …« Sie holte tief Luft und versuchte, sich zu sammeln. »Wenn ich hierbleiben will heute Nacht, mit dir zusammen sein will?«
Er starrte sie an. »Die Geschichte mit ihnen wäre der falsche Grund.«
»Stimmt.« Sie nagte verlegen an ihrer Lippe herum.
Aber dann musste sie wieder an Keenans Schweigen im Rath and Ruins denken, an seine ausweichende Reaktion, als sie ihn gefragt hatte, ob Elfen Beziehungen mit Sterblichen haben konnten. Es war möglich, dass sie Seth verlor, wenn sie ihre Königin wurde. Sie schloss die Augen.
»Ash, ich will ja. Ich will dich , aber unseretwegen , nicht wegen irgendetwas, was die Elfen tun oder nicht tun.«
Sie nickte. Er hatte Recht; sie wusste es. Aber es war einfach nicht fair. Nichts von alldem war fair oder richtig. Das Einzige, was sich richtig anfühlte, war Seth.
»Das heißt nicht, dass du nicht bleiben kannst. Nur ohne Sex.« Er sprach leise, so wie neulich morgens, als sie vor Angst fast verrückt geworden war. »Aber das lässt ja eine Menge Spielraum.«
Seth
Weitere Kostenlose Bücher