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Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht

Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht

Titel: Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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denn sie näherten sich der Tür.
    Der Türsteher – der seit Keenans Ankunft seltsame Metallringe in seinen Zauber eingefügt hatte – grinste sie an. »Ash.«
    Und sie grinste – wieder selbstbewusst – zurück. »Bis dann!«
    Ihr lockerer Umgang mit dem Türsteher schockierte Keenan. Er setzte dazu an, sie zu fragen, was zwischen ihnen vorgefallen war – was ihm weitaus lieber war, als mit ihr darüber zu diskutieren, ob sie eine Beziehung mit einem Sterblichen haben konnte.
    Doch als sie nach draußen kamen, spürte er es: Eine Welle beißender Kälte rollte auf sie zu.
    »Beira.« Hastig flüsterte er: »Bitte bleib in meiner Nähe. Da kommt meine Mutter.«
    »Ich dachte, du wohnst bei deinen Onkeln.«
    »Tu ich auch.« Er stellte sich vor Ashlyn, um sie zu verdecken. »Beira eignet sich denkbar wenig dafür, irgendjemanden zu umsorgen.«
    »Aber, aber, Schätzchen, das ist nicht sehr nett.« Beira trat aus der Dunkelheit wie ein Albtraum, den er nie mehr würde vergessen können.
    Ihr Zauber zeigte ihre übliche Perlenkette und ein schlichtes graues Kleid. Auch die dicke Felljacke, die sie trug, war weiterhin sichtbar. Die mit Schnee gefüllten Augen und den frostigen Glanz auf ihren Lippen zeigte er dagegen nicht. Keenan wusste jedoch, dass Ashlyn beides wahrnahm. Er wusste, dass sie das wahre Gesicht seiner Mutter sah. Der Gedanke war ihm unbehaglich.
    Beira seufzte und blies ihm dabei ihren eisigen Atem ins Gesicht. »Ich dachte ja bloß, dass ich das Mädchen auch mal kennenlernen sollte, das gerade in aller Munde ist.«
    Damit beugte die Winterkönigin sich noch weiter vor und küsste ihn auf beide Wangen.
    Keenan spürte die Erfrierungen, die sich dort bildeten, wo ihre Lippen seine Haut berührten, aber er hielt still, und glücklicherweise sagte auch Ashlyn nichts.
    »Weiß denn das andere Mädchen, dass du mit ihr ausgehst?«, fragte Beira in einem gut hörbaren Flüsterton, während sie auf Ashlyn zeigte und die Nase rümpfte.
    Keenan ballte die Hand zur Faust. Er dachte an die Drohungen, die Beira Donia gegenüber ausgesprochen hatte, und wünschte sich, seiner Wut freien Lauf lassen zu können. Aber jetzt, wo Ashlyn – noch immer verwundbar – neben ihm stand, wagte er es nicht. »Woher soll ich das wissen?«
    »Na, na, na, Wut macht schrecklich hässlich, findest du nicht?«
    Er schluckte den Köder nicht.
    Sie klatschte in die Hände, womit sie eine neue Kältewelle in seine Richtung wehte, und flötete: »Möchtest du uns nicht vorstellen, mein Schatz?«
    »Nein.« Er blieb vor Ashlyn stehen, damit sie nicht in Beiras Reichweite kam. »Ich glaube, du solltest jetzt gehen.«
    Beira lachte. Ihre ganze Kälte schwang in diesem Gelächter mit und fügte ihm Schmerzen zu.
    Er bemühte sich, Ashlyn gut abzuschirmen, damit die eisige Luft sie nicht traf, doch sie stellte sich neben ihn und starrte Beira verächtlich an.
    »Lass uns gehen.« Nun war es Ashlyn, die seine Hand nahm, nicht aus Liebe oder Zuneigung, sondern als Zeichen der Solidarität. Das war nicht mehr das ängstliche Mädchen, mit dem er im Rath gesprochen hatte. Nein, sie sah eher wie eine Kriegerin aus, wie eine von der alten Garde, die selbst in glücklichen Momenten zu lächeln vergaß. Sie war wunderbar.
    Während er kämpfen musste, um den Kälteströmen, die Beira aussandte, standzuhalten, zog Ashlyn ihn zu sich herab und küsste ihn auf beide Wangen; ihre Lippen waren wie Balsam auf seinen schmerzenden Wunden. »Ich hasse Leute, die anderen wehtun.«
    Wärme schoss durch seine Hand, brannte auf seiner Wange.
    Das kann nicht sein.
    Keenan sah von Ashlyn zu seiner Mutter. Sie standen sich gegenüber, als wären sie bereit, einen Krieg zu beginnen, wie ihn das Elfenvolk schon seit Jahrtausenden nicht mehr erlebt hatte.
    Gedankenverloren starrte Keenan auf den Müllcontainer am Ende der Straße, zu einem schlaftrunkenen Mann, der sich in einem Nest aus Lumpen und Kisten zusammengerollt hatte. Dann hörte er seine Berater und Leibwächter von hinten herbeieilen.
    Beira kam näher und wollte ihre schneeweiße Hand an Ashlyns Wange legen. »Ihr Gesicht kommt mir bekannt vor.«
    Ashlyn wich ihr aus. »Nein.«
    Beira lachte, und Ashlyn spürte, wie etwas Kaltes und Ekliges ihren Rücken hinabglitt.
    Ihre Wut darüber, dass sie eine von ihnen wurde, spielte plötzlich keine Rolle mehr; sie war in dem Moment unwichtig geworden, als Beira Keenan verletzt hatte. Ihr Beschützerinstinkt war in ihr aufgeflammt – ein Drang, den

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