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Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Titel: Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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verloren.
    »Chela hat ein paar robuste Exemplare aufgetrieben, die diese hier ersetzen können. Sie erfreuen sich gerade der Annehmlichkeiten im anderen Raum.« Gabriel warf eine Damenhandtasche in einen der Mülleimer und zeigte dann auf eine der Leichen.
    »Die gehört uns!« Zwei der Söldnerelfen hoben sie hoch, ein dritter Ly Erg öffnete die Tür. Sie würden sie in einen anderen Teil der Stadt bringen und dort ablegen, damit die Sterblichen sie fanden.
    »Zieht aber keine Show mit ihr ab«, knurrte Gabriel, als die Ly Ergs hinausgingen. Der Elf, der die Tür aufhielt, machte eine abwehrende Geste mit der Hand, wobei seine hellrote Handfläche kurz sichtbar wurde.
    Irial stieg über ein Paar hinweg, das mit glasigen Augen an ihm vorbeistierte.
    »Sie hat sie dauernd angespornt, sich um sie zu prügeln. Was auch immer mit diesem neuen Stoff verschnitten ist, es hat sie gewalttätig gemacht.« Gabriel leerte Taschen aus, riss zerfetzte Kleidungsstücke ab und koordinierte die grinsenden Distelelfen, während er dieser grausigen Aufgabe nachging. »Mit denen, die sie mochten, haben sie eine Show abgezogen. Ein paar von ihnen haben sie gestern ein Abendessen serviert.«
    »Ein Abendessen?«
    Einer der Söldnerelfen grinste frech. »Wir haben ihnen auch die richtigen Sachen besorgt. Außer den Hüten und Handschuhen, die wir für sie geklaut haben, waren sie komplett nackt.«
    »Und wir haben sie geschminkt. Sahen echt gut aus«, fügte eine Leannanshee hinzu.
    Irial hätte die Vampirelfe am liebsten gezüchtigt, aber eigentlich war das auch nicht schlimmer als die meisten anderen Dinge, die sie über die Jahrhunderte getan hatten, um sich zu amüsieren. Ein König der Finsternis verlangt von seinen Elfen nicht, dass sie Mitleid mit Sterblichen haben . Er unterdrückte sein Unbehagen und sagte: »Vielleicht sollten wir im Park vor dem Loft des jungen Königs eine Bühne errichten … Eine Szene aus dem Mittsommernachtstraum  … oder …«
    »Nein. Das von dem anderen sterblichen Stücke-Kritzler. Wie hieß das noch mal? Das mit der Sündenparade?« Einer der Ly Ergs rieb sich mit seinen blutroten Händen durchs Gesicht. »Dieses Lustige.«
    »Sünden sind toll«, murmelte eine der Vampirelfen.
    Eine aus dem Kreis um Jenny Grünzahn hob eine der Leichen hoch. »Hier haben wir die Völlerei. Der hat jede Elfe im Raum besprungen, die ihn wollte.«
    Sie lachten.
    »Das nennt man Wollust , Schwester. Die, die der Völlerei frönen, erkennt man daran, dass sie zu viel Fleisch um die Hüften haben. Wie dieser hier.«
    »Wie heißt denn nun das Stück?«, wiederholte der Ly Erg unwirsch.
    »Faustus. Die tragische Geschichte von Doctor Faustus«, sagte Leslie mit leiser Stimme, und alle drehten sich zur Tür um, in der sie stand. Ihr Spitzenpyjama war größtenteils von dem Morgenrock bedeckt, den sie sich übergeworfen hatte. »Das ist von Christopher Marlowe. Es sei denn, man glaubt an die Theorie, dass Marlowe und Shakespeare ein und dieselbe Person waren.«
    Keine der Elfen sagte etwas. Jeden anderen hätten sie angeknurrt oder aufgefordert, sich ihren Späßen anzuschließen. Bei Leslie taten sie jedoch weder das eine noch das andere.
    Sie zog ein Päckchen von Irials Zigaretten aus ihrem Morgenrock, steckte sich eine an und beobachtete schweigend, wie sie die frisch dem Wahnsinn verfallenen Sterblichen einsammelten. Als sie näher kamen, öffnete sie ihnen die Tür.
    Sie überquerten die Schwelle und weiteten ihren Zauber aus, um darin auch die zu verbergen, die sie bei sich trugen. Doch Leslie sah sie. Sie sah alles von ganz nah – einen Verrückten mit weit aufgerissenen Augen, einen frischen Leichnam und nacktes Fleisch. Ihre Angst und ihr Abscheu wuchsen. Beides spürte sie nicht, denn die Welle der Emotionen floss zu Irial hinüber.
    Sobald die Elfen verschwunden waren, ging sie zu ihm hin und schnippte ihre Asche auf den blutverschmierten Teppich. Ihre nackten Füße wirkten auf den Blutflecken nur umso weißer. »Warum?«
    »Frag mich das nicht.« Irial sah das zarte Beben ihrer Hände, sah zu, wie sie den Gefühlen zu widerstehen versuchte, die er zugelassen hatte.
    »Sag mir warum.« Sie ließ die Zigarette fallen und zertrat sie mit ihrem bloßen Fuß. Das Zittern wurde heftiger, als Wellen von ganz gewöhnlicher Angst durch sie hindurchbrandeten.
    »Du willst die Antwort gar nicht hören, Liebling.« Er streckte seinen Arm nach ihr aus in dem Wissen, dass die Gefühle sie – ihren besten Absichten

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