Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis
Berührung sie sich verzehrten. Der Entzug machte sie so krank, dass sie nicht darüber nachdachten, welche Folgen es hatte, wenn sie sich mit dornenbesetzten Körpern und nicht kompatiblen Formen paarten.
Und Niall hatte voller Ekel begriffen, dass er derjenige war, der diese Sterblichen dem Hof der Finsternis zugeführt hatte. Irial bot ihm einen Handel an: »Entweder du unterhältst den Hof oder sie müssen es tun, Gancanagh. Angst und Schmerzen sind der Preis für ihre Freilassung. Und es ist mir ziemlich egal, wer ihn bezahlt.« Und Niall hatte geglaubt, das Richtige zu tun, indem er freiwillig seinen Eid ablegte, damit die Süchtigen im Austausch für ihn freikamen. Doch letztlich war es umsonst gewesen: Sie welkten trotzdem dahin, während sie um ihre Droge bettelten, die in Nialls Haut war.
Keenan ergriff erneut das Wort: »Unser Hof hat den Vorteil deiner Herkunft nie zu seinen Gunsten ausgenutzt.« Er hatte einen abwesenden Blick, der sowohl nachdenklich als auch berechnend wirkte. »Wenn ich unseren Hof schützen will, muss ich jetzt aber alle unsere Vorteile ausspielen.«
Keenan entkorkte eine Flasche, die in einem Wärmebehälter gestanden hatte, goss einen mit Honig gesüßten Drink in zwei Gläser und bot ihm eines davon an.
Niall konnte nicht antworten, er brachte kein Wort heraus. Er starrte seinen König einfach nur an.
»Selbst wenn Irial eine gewisse Macht über sie hat, wird Leslie eigentlich dich wollen, und er will dich auch. Das können wir ausnutzen, um hinter die Geheimnisse zu kommen, die Irials Hof vor uns verbirgt.« Keenan bot Niall das Glas erneut an. »Komm schon. Er wird dir nichts tun. Vielleicht teilt er das Mädchen ja mit dir und …«
»Du hast es gewusst. Du hast gewusst, dass Leslie von ihm ergewählt war, dass …«
»Nein. Ich wusste nur, dass es Sterbliche gibt, die erwählt und von Dunkelelfen mitgenommen werden. Ich hatte gehofft, wir würden bis jetzt mehr darüber herausfinden, warum und wie sie sich mit Sterblichen verbinden. Jetzt müssen wir die neue Situation nutzen. Es ist noch nicht zu spät. Sie will dich. Ich habe gemerkt, wie sie dich angesehen hat, bevor das alles anfing. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Tatsache, dass Irial sie für sich beansprucht, diesen Wunsch völlig auslöscht. Vielleicht ist das alles sogar vorteilhafter, als ich erhofft hatte. Wenn sie überlebt, kann sie dort sehr viel in Erfahrung bringen. Und sie wird es dir erzählen. Sie wird tun, was immer du willst, nur um in deiner Nähe sein zu können.« Keenan bot ihm den Drink zum dritten Mal an. »Trink mit mir, Niall. Lass nicht zu, dass diese Sache uns entzweit.«
Niall nahm das Glas und ließ es – seinen Blick fest auf Keenan gerichtet – zu Boden fallen. »Ich habe nur für dich gelebt, Keenan. Meine ganze Existenz, jede meiner Entscheidungen galt dir, neun gottverdammte Jahrhunderte lang. Wie konntest du sie missbrauchen wie …«
»Nicht ich bin derjenige, der das Mädchen missbraucht. Es ist nicht mein Blut, das unter ihrer Haut steckt. Irial …«
»Es ist diesmal nicht Irial, der mich benutzt, hab ich Recht?« Niall ließ, hin- und hergerissen zwischen Wut und Verzweiflung, den Kopf hängen. »Wie konntest du mich benutzen , Keenan? Wie konntest du Geheimnisse vor mir haben? Du hast mich manipuliert …« Er trat einen Schritt vor, näherte sich seinem König voller Wut, in der Versuchung, die Hand gegen den Elfen zu erheben, den zu beschützen und bis zu seinem letzten Atemzug zu ehren er geschworen hatte. »Du willst mich immer noch benutzen. Du hat es gewusst, und …«
»Ich hatte davon gehört, dass sie beim Tätowieren die Tinte austauschen, und vermutet, dass Leslie davon betroffen ist. Aber es ist nicht gerade leicht, hinter Geheimnisse des Hofs der Finsternis zu kommen. Sie ist bloß eine Sterbliche. Ich kann sie nicht alle retten, und wenn eine oder zwei draufgehen, damit wir den Rest von ihnen schützen können … So war es doch schon immer.« Keenan wich nicht zurück und rief auch die Wachen nicht wieder herein. »Wenn wir es klug anstellen, bekommen wir beide, was wir wollen.«
»Du hast mich ermutigt, was Leslie betraf, wolltest mich dazu animieren, Ashlyn den Gehorsam zu verweigern, meiner Königin, deiner Königin.«
»Ja, das stimmt.«
Während Niall zitternd vor Wut dastand, fielen ihm alle Äußerungen Keenans aus der letzten Zeit wieder ein; es war niederschmetternd, was er alles nicht begriffen hatte, sei es aus blindem
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