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Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Titel: Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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Gefühle heraufzubeschwören, doch in ihr regten sich nur müde Ahnungen davon. Die Emotionen gehörten nur einen kurzen Augenblick wirklich ihr, bevor sie sich wieder verflüchtigten.
    Dann rief Ren mit belegter Stimme von unten: »Leslie?«
    Mit einer Ruhe, zu der sie eigentlich gar nicht fähig sein sollte, rollte sie aus dem Bett und ging zur Tür. Sie hatte keine Angst. Das war ein Gefühl, das sie nun schon kannte und das ihr gefiel. Nachdem sie den Riegel geöffnet hatte – den offenbar jemand vorgelegt hatte –, ging sie zum Treppenabsatz. Als sie hinabsah, erblickte sie ihn neben ihrem Bruder: Irial.
    »Was machst du denn hier?«, fragte sie. Obwohl ihre Stimme ruhig war, zitterte Leslie. Dieses Gefühl, Aufregung, verflüchtigte sich nicht. Im Gegensatz zu den anderen blieb es und wurde immer intensiver.
    »Dich besuchen.« Er streckte eine Hand aus. »Mich vergewissern, dass es dir gutgeht.«
    Ren stand neben Irial und versuchte, seine Aufmerksamkeit zu erregen. »Ähm, brauchen Sie … irgendwas? Kann ich irgendwas für Sie tun?«
    »Vorsichtig«, murmelte Irial, der außer Leslie niemanden wahrnahm. Seine Hände lagen jetzt auf ihren Hüften.
    Wie ist er denn so schnell die Treppe hochgekommen?
    »Nicht. Bitte?« Sie wünschte, sie würde seine Anwesenheit nicht als so tröstlich empfinden, wünschte, sie wüsste, was sie eigentlich fragen wollte, als sie es erneut sagte: »Bitte?«
    »Ich bin nicht hier, um dir wehzutun, a ghrá , mein Liebling.« Er trat einen Schritt zurück und ging, ohne sich umzusehen und ohne seine Hände von ihrer Hüfte zu lösen, rückwärts die Treppe hinunter.
    »Du hast nicht gelogen, oder?«
    »Wir lügen nicht.«
    Leslie sah Irial an. »Wer bist du? Was bist du?«
    Er erwiderte ihren Blick und einen unwirklichen Moment lang dachte sie, sie sähe Schatten, die wie dunkle Flügel an seiner Haut saßen. Sie spürte ein Kribbeln am ganzen Körper und war sicher, dass unzählige winzige Münder auf einmal ihre Haut berührten – sie beruhigten, alles auslöschten außer der Lust. Sie erbebte, als sie plötzlich völlig unbekannte Sehnsüchte überkamen; ihr Mund war trocken, ihre Handflächen wurden feucht, ihr Herz pochte laut in ihrem Kopf.
    Ohne den Blick von ihr abzuwenden, sagte Irial: »Ich werde für dich sorgen, dich vor Verletzungen und Schmerz schützen. Ich gebe dir mein Wort darauf, Leslie. Du wirst niemals mehr etwas entbehren. Sag, was du haben willst, und es gehört dir. Du wirst nie mehr Angst oder Schmerz empfinden. Wenn nur eine Ahnung solcher Gefühle in dir aufkeimt, werde ich sie von dir nehmen. Du wirst sie nicht länger als einen kurzen Moment zu spüren bekommen. Schau.« Er ließ seinen Blick sinken und schaute in die Leere zwischen ihnen. Eine schattenhafte Weinranke spannte sich von seinem Körper zu ihrem, wand sich in ihre Haut hinein. Sie streckte die Hand aus, als wollte sie sie berühren; ihre Hände streiften die schwarzen Federn, die sich wie Blätter um die Ranke wanden. Sie zuckten beide zusammen.
    »Es ist real. Was auch immer du mit mir gemacht hast«, sagte sie.
    »Du wolltest in Sicherheit sein. Du wolltest ohne Angst und Schmerz sein. Das hast du jetzt.« Irial wartete nicht, dass sie sich bewegte; er zog sie näher, bis sie an ihm lehnte. Er roch wie Torfrauch, wie Räume, in denen der Geruch von Sex und Verlangen stand, seltsam süß und schwindelerregend. Sie rieb ihre Wange an seinem Hemd und sog seinen Duft ein.
    »Ich werde dich nie verlassen«, flüsterte Irial. Dann wandte er sich zu der Gruppe um, die sich hinter ihm versammelt hatte. »Wenn einer von euch sie jemals wieder anfasst …«
    »Ich wusste ja nicht, dass sie deine Freundin ist …«, begann der Dealer.
    Irial machte eine Geste mit der Hand. Zwei von Narben übersäte Typen tauchten aus dem Nichts auf, traten vor und packten den Dealer.
    Er war einer von ihnen. Leslies Knie gaben nach. Er … Ihr Magen krampfte sich zusammen, als sie versuchte, diesen Gedanken zu Ende zu denken. Die panische Angst der anderen Personen im Raum, des Dealers, der aufschrie, als er weggeführt wurde – auch das spürte sie, alles zugleich. Die Begierde der Sterblichen – Sterblichen?  – im Raum, die Lust, das verzweifelte Verlangen. Sie spürte, wie ein Durcheinander von Gefühlen auf sie einstürzte. Verlangen, Angst, Schmerz – all das überflutete ihren Körper, bis sie zu schwanken begann.
    »Ihre Gefühle … Ich brauche …« Sie umklammerte Irials

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