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Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Titel: Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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Hand.
    »Schh!« Er küsste sie, und die Gefühle verflüchtigten sich. »Sie gehen nur durch dich hindurch. Das sind nicht deine Empfindungen. Nur ein kurzer Augenblick, und sie sind wieder verschwunden.«
    Er hatte einen Arm um sie gelegt und führte sie zum Sofa.
    Sie sah zur Tür, durch die die Männer – wo kamen sie eigentlich her?  – den Dealer hinausgeführt hatten.
    Irial kniete sich vor sie. »Es wird alles gut werden. Niemand wird dir mehr wehtun. Nie mehr. An den Rest gewöhnst du dich schon.«
    Sie nickte stumm und sah ihn an, wie sie noch nie im Leben jemanden angesehen hatte. Irial konnte dafür sorgen, dass alles wieder gut wurde, geordnet, glücklich. Er war die Antwort auf eine Frage, die sie vergessen hatte zu stellen. Sie nahm ihren Körper nur noch als undeutliches Summen wahr; es war ein angenehmes Gefühl. Die Empfindungen, die durch sie hindurchgegangen waren, waren schrecklich gewesen, abstoßend; das wusste sie genau. Doch nachdem Irial sie von ihr genommen hatte, empfand sie nur noch Glückseligkeit. Etwas Schweres, Blumiges war in ihrem Mund, auf ihren Lippen. Lust. Seine. Meine. Ihre Adern vibrierten förmlich davon, als kreiste Feuer durch ihren Körper, strebte zu ihrem Herzen, breitete sich in ihren Nerven aus.
    Dann hallten Nialls Worte in ihrem Kopf wider. »Überleben ist das Einzige, was zählt. Du wirst es schaffen.« Was schaffen? Was überleben? Es passierte doch gar nichts Schlimmes. Irial sorgte für ihre Sicherheit. Er kümmerte sich um sie.
    »Komm jetzt. Sie werden ein paar Sachen für dich zusammenpacken.« Irial zeigte auf zwei fast androgyne Typen, die die Treppe hochstiegen. »Wir müssen weg von diesen ganzen Sterblichen. Damit wir reden können.«
    »Reden?« Sie hätte beinahe gelacht. Wie er da vor ihr kniete, war Reden so ziemlich das Letzte, wonach ihr zumute war. Ihre Augen schienen ihr zu weit aufgerissen; jede Pore ihres Körpers war wie elektrisiert.
    »Oder was auch immer dich sonst glücklich macht«, fügte er mit einem anzüglichen Grinsen hinzu. »Du hast mir eine große Ehre erwiesen, Leslie. Die Welt gehört dir.«
    »Ich brauche die Welt nicht. Ich brauche …« Sie beugte sich vor und legte ihr Gesicht an seine Brust, hasste den Stoff, der ihr im Weg war, wurde auf einmal richtig wütend auf dieses verdammte Material. Sie knurrte – und erstarrte, als sie merkte, dass ihre Hand bereits dabei war, sein Hemd zu zerreißen, dass sie einen Laut von sich gegeben hatte, der weit davon entfernt war, normal zu sein, und so weit entfernt von einem menschlichen Laut, dass sie das eigentlich erschrecken sollte.
    Er zog sie auf die Füße und hielt sie dabei eng an sich gedrückt. »Alles ist gut. Das ist am Anfang nur ungewohnt. Schhhh!«
    Und als er tief einatmete, war auch alles gut. Aber er sprach immer noch weiter, fragte sie: »Was soll ich mit ihnen machen?«
    Ren und den anderen stand blankes Grauen in den Gesichtern geschrieben. Doch sie waren jetzt nicht mehr wichtig; keiner von ihnen war jetzt noch wichtig. Nur Irial. Nur diese Lust, dieses Vertrauen. Das war das Einzige, was zählte.
    »Wen kümmert das schon?«, sagte sie.
    Dann hob er sie in seine Arme und trug sie über die Schwelle in eine Welt, die plötzlich weitaus verführerischer war, als sie je für möglich gehalten hatte.

Neunundzwanzig
    Niall hatte seinen König verlassen, er hatte Leslie enttäuscht und Irial all seine Zweifel und Sehnsüchte preisgegeben. Seit Jahrhunderten war er nicht mehr so abgrundtief verzweifelt gewesen. Er hatte einen Teil der Nacht und den gesamten Tag damit verbracht, ziellos umherzulaufen, hatte dabei aber keinerlei Antworten gefunden – nicht einmal die richtigen Fragen.
    Er hatte gesehen, dass ihn die Elfen beobachteten: Keenans und Irials Elfen und die, die ungebunden waren. Wie ich es wieder bin. Keiner von ihnen, nicht einmal jene, die versucht hatten mit ihm zu reden, hatten ihn zum Stehenbleiben bewegen können. Mehrmals hatte er sie gewaltsam aus dem Weg schieben müssen, aber er hatte weder ein Wort gesprochen noch die Worte gehört, die sie an ihn richteten.
    Doch dann kam Bananach auf ihn zu, bewegte sich wie ein Schatten durch die hereinbrechende Nacht. Die langen Federn auf ihrem Rücken bewegten sich und flatterten im Wind. Sie trug einen Zauber, der diese Federn wie Haare aussehen ließ, und näherte sich ihm als Sterbliche.
    Er blieb stehen.
    Das Lächeln, das sie ihm schenkte, stand im Widerspruch zu dem heimtückischen Blick in

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