Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Titel: Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
Vom Netzwerk:
waren, zu Freudenschreien hin. Ihre roten Hände zuckten im Gleichtakt, während sie Gabriel einzukreisen begannen. Sie bezogen ihre Nahrung teilweise aus frischvergossenem Blut, eine Gewohnheit, die Niall verstörend gefunden hatte, als er davon erfuhr. Sie waren nicht zahlreich genug, um Gabriel überwältigen zu können, doch zusammen mit Bananach … Es geht mich eigentlich nichts an. Das ist Sache des Hofs der Finsternis. Dem ich nicht angehöre.
    Niall trat einen Schritt zurück, aber Gabriel einem halben Dutzend Ly Ergs und einer im Blutrausch schwelgenden Bananach zu überlassen, gefiel ihm gar nicht. Gabriels Ankunft hatte ihn davor bewahrt, von Bananach schwer verletzt oder gar getötet zu werden; dafür schuldete er ihm eine Gegenleistung. Der Hundself erwartete das wahrscheinlich nicht von ihm, doch Niall war es sich selbst schuldig. Das war das Einzige, was er nicht verloren hatte: seine Ehre.
    Er stürzte sich ins Getümmel – nicht für einen Hof oder einen König, sondern einfach weil es richtig war. Danebenzustehen, während jemand – und sei es Gabriel – gegen einen zahlenmäßig überlegenen Gegner ankämpfen musste, kam nicht in Frage.
    Niall dachte nicht über die möglichen Folgen nach, als er auf die Söldnerelfen einschlug. Er dachte auch nicht darüber nach, wo sein König war. Er machte sich überhaupt keine Gedanken. Einigen Schlägen der Ly Ergs konnte er ausweichen, doch nicht allen. Obwohl diesen Kreaturen mit den roten Handflächen mehr daran lag, ihren Gegnern blutige Wunden zu schlagen, als bleibende Verletzungen zu verursachen, hatten sie über die Jahre bereits eine große Zahl von Elfen und Sterblichen getötet.
    Bananach schoss an Gabriel vorbei und stieß die metallenen Spitzen ihrer Stiefel in Nialls Bauchmuskeln. Ein reißender Schmerz warf ihn nach hinten, als das giftige Eisen in sein Fleisch drang. Er stolperte, und sie nutzte ihren Vorteil dazu, ihre blutverschmierten Krallen in ihn hineinzuschlagen.
    Dann packte Gabriel sie, trieb sie im Zweikampf immer weiter von Niall weg auf den Zaun zu und verschaffte Niall so Raum für die Abwehr der Ly Ergs. Das Ganze machte ihm irritierend viel Spaß, wirkte wie ein Heilmittel auf seine Schwermut, die er zuvor vergeblich abzuschütteln versucht hatte. Es änderte nichts, aber es war erfrischend.
    Als es Niall gelungen war, die meisten Söldnerelfen in die Flucht zu treiben, hatte Gabriel Bananach so blutig geschlagen, dass sie sich auf den einzigen Ly Erg stützen musste, der sich aus dem Tumult herausgehalten hatte. Trotzdem kämpfte sie weiter, bis Gabriel ihr einen so harten Schwinger versetzte, dass sie rückwärtstaumelte und zu Boden ging.
    »Bring sie hier weg, bevor Chela merkt, dass ich mal wieder eine Rauferei mit ihr hatte«, sagte er zu dem einzelnen unverletzten Söldnerelfen und knurrte die anderen Ly Ergs an, die wieder näher herangerückt waren. »Wenn ich dauernd Streit mit Bananach kriege, mischt sich Che am Ende noch ein. Und das wollen wir doch alle nicht, oder?«
    Statt einer Antwort stellte der Ly Erg sich einfach neben die Rabenfrau, und Bananach lehnte ihren Kopf an sein Bein.
    »Du bereitest mir Unannehmlichkeiten, Hündchen. Falls nötig, werde ich der Eiskönigin einen Besuch abstatten oder dem jungen König. Irgendwer …«, sie wies mit dem Kinn auf Niall, was entweder eine Einladung oder eine Warnung sein sollte, »… wird mir schon helfen, die Dinge an diesem Hof geradezubiegen.«
    »Irial hat bereits gesagt, was zu tun ist.« Gabriel streckte seine Arme aus, um der Rabenfrau die Befehle zu zeigen, die über seine Haut wanderten.
    »Iri muss verschwinden. Er ist im Weg und tut nicht, was getan werden muss. Wir wollen Krieg. Wir brauchen offene Gewalt. Das hatten wir schon viel zu lange nicht mehr.« Bananach schloss die Augen. »Außerdem wird es allmählich öde, dass du mir überallhin nachläufst.«
    »Dann bleib, wo du bist, und ich höre auf dir nachzulaufen.« Gabriel ließ sich schwer auf den Gehsteig sinken und inspizierte seine Verletzungen. Als er mit dem Finger eine klaffende Wunde auf seiner Stirn untersuchte, schnitt er eine Grimasse, was zusammen mit dem Blut, das ihm das Gesicht herablief, ein entschieden unschöner Anblick war.
    Der Ly Erg streckte seine bereits rote Hand aus, um über Bananachs blutüberströmtes Gesicht und ihre Arme zu streichen und sich an dem Schlachtenblut zu laben, wie seinesgleichen es früher auf den blutdurchtränkten Schlachtfeldern getan hatten.

Weitere Kostenlose Bücher