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Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit

Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit

Titel: Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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war, war sein Verständnis der Welt auf ein elementares Begreifen beschränkt gewesen. Jetzt hatte er ein Wissen, das von keiner realen, durch die üblichen Sinnesorgane erfassbaren Quelle herrührte. Er konnte spüren, was in Ordnung war. Er konnte die Richtigkeit dessen, was war, und dessen, was sein sollte, spüren.
    »Empfinden sie – wir  – alle so?« Seine Worte fühlten sich zu melodisch an, als würde seine Stimme durch irgendeinen Filter dringen.
    Sie dachte kurz nach, während sie weiter seine Hand hielt. »Nein, nicht in dem Ausmaß. Aber sie sind auch nicht meine Kinder. Da bist du der Einzige.«
    Als er sie anschaute, sah er sie erstmals mit seinem verwandelten Blick. Winzige vom Mondlicht beleuchtete Ketten, die wie silberner Filigranschmuck aussahen und für ihn im Elfenreich noch nicht sichtbar gewesen waren, erstreckten sich netzartig zwischen ihm und ihr. Er griff danach. »Was ist das?«
    Er konnte es berühren; obwohl er merkte, dass es nicht gegenständlich war, fühlte es sich doch schwerer an als es aussah.
    »Niemand anders wird es sehen.« Sie nahm auch seine andere Hand. »Das sind wir . Du bist aus demselben Stoff wie ich, als hätte ich dich selbst geboren. Du und ich haben dasselbe Blut. Das bedeutet, dass du Dinge sehen wirst, Dinge wissen wirst … Ich wusste nicht, wie ich es dir sagen sollte.«
    »Dinge sehen?« Er schaute an ihr vorbei auf den weiten Sandstrand, auf dem sie standen. Er glaubte nicht, dass das Sehen war. Er spürte Dinge: Krebse, die durch den Sand krochen, Möwen und Seeschwalben, deren Füße die Erde berührten. In Gedanken versunken ging er auf das Wasser zu. Als es über seine Füße schwappte, spürte er all das Leben, von dem es darin wimmelte – Tiere und Elfen. Selchies, die sich irgendwo im Osten paarten. Eine Meerjungfrau, die mit ihrem Vater stritt.
    Seth konzentrierte sich darauf, es nicht zu spüren, es nicht zu wissen.
    »Das ist nicht wie sehen«, sagte er zu Sorcha. »Ich fühle die Welt. Es ist so, als wäre ich die ganze Zeit, in der ich zu leben glaubte, in Wirklichkeit kaum bei Bewusstsein gewesen.«
    »So ist das bei Elfen. Und bei dir umso mehr, da du mir gehörst. Die Hunde bringen Furcht hervor. Gancanaghs Lust. Das ist das, was sie fühlen.« Sie führte Seth vom Wasser fort zu einem ausgewaschenen Felsen. »All das und noch mehr wirst du fühlen. Einige von uns können alles fühlen, doch bei dir werden manche Dinge stärker hervortreten als andere. Niall fühlt Lust und Angst deutlicher. Du wirst alles fühlen, was richtig ist, logische Entscheidungen, reine Vernunft.«
    Seth setzte sich neben sie auf die Felsnase und wartete.
    »Und wir sehen auch anders.« Ihr Blick war unsicher, doch ihre Stimme felsenfest. »Meine Schwester und ich können vorausschauen. Sie sieht bewusst nur die Stränge, die sie heraussuchen muss, um Chaos zu stiften. Ich dagegen konzentriere mich auf das Gegenteil. Aber sie sind ohnehin alle nur Möglichkeiten und Verknüpfungen. Vergiss das nie.«
    »Weil ich dir gehöre.« Als er seinen Handel mit ihr angestrebt hatte, hatte er über nichts anderes als Langlebigkeit und Stärke nachgedacht. »Das hier ist jetzt alles anders, weil ich dein Sohn bin.«
    »Ja. Du wirst einige … Unterschiede zu anderen Elfen bemerken.« Sie drückte seine Hand. »Aber wenn dir das Sehen zu viel wird, wirst du im Elfenreich Zeit haben, dich davon zu erholen. Du kannst jederzeit zurückkommen und dich daran erfreuen, ein Sterblicher zu sein; du kannst dem Elfendasein, der Tatsache, dass mein Blut durch deine Adern fließt, entfliehen.«
    »Was werde ich alles … Ich meine, welche anderen Veränderungen …« Er versuchte, seine neue Gabe – den Fluch  – zu begreifen, und bemühte sich, die Flut von Informationen zu verstehen, die aus der Welt um ihn herum auf ihn einströmte. »Ich sehe Möglichkeiten.«
    Sie hielt seine Hand fest, als er sie wegziehen wollte. »Deine eigenen Lebensfäden sind weniger deutlich zu sehen. Du siehst nur die Fäden der anderen. Vielleicht siehst du sie aber auch nur gelegentlich. Ich weiß nicht, wie viel von mir du in dir trägst.«
    Er senkte den Kopf, schloss die Augen und versuchte alles bis auf Sorchas Worte auszublenden. Die neuen Sinneseindrücke wurden zu einem fernen Rauschen, doch silberne Fäden des Wissens erstreckten sich wie Straßen vor ihm, denen er in seinem Kopf folgen konnte. Er könnte so vieles wissen , wenn er es selbst zuließ – aber er wollte es gar nicht. Etwas

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