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Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit

Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit

Titel: Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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nur zu wissen, ohne die Macht, Dinge verändern zu können, vermittelte ihm ein Gefühl der Hilflosigkeit. Er wollte den Streit zwischen den beiden Meereselfen schlichten. Er sah ihre Lebensfäden. Das Mädchen würde ihren Vater wütend verlassen. Und er würde trauern, weil sie wahrscheinlich sterben würde, wenn sie ging.
    »Wie hältst du das aus?«, flüsterte er.
    »Ich ändere, was ich kann, aber ich akzeptiere, dass ich nicht allmächtig bin.« Sie stand vor ihm und sah ihn aufmerksam an. »Wenn du das hier nicht sein könntest, hätte ich dich nicht ausgewählt. Ich kann nicht sehen, was du jetzt tun wirst; dazu hast du zu viel von meinem Wesen in dir. Aber ich weiß, dass du alles sein kannst, was du willst. Du bist einer, der Drachen töten wird und Heldentaten vollbringen, die es wert sind, in Balladen besungen zu werden.«
    Seth begriff, dass die Gabe, die Sorcha ihm geschenkt hatte, sehr viel umfassender war, als er gedacht hatte. Er hatte eine Aufgabe, eine richtige Aufgabe, sowohl hier draußen als auch im Elfenreich. Im Elfenreich schuf er Kunstwerke für seine Mutter; in der Welt der Sterblichen wusste er, welche Dinge in Ordnung gebracht werden mussten. Er konnte ihre ordnende Hand in dieser Welt sein, wenn er die Fähigkeiten dazu besaß. »Ich weiß nicht, wie man kämpft oder Politik macht oder irgendwas  …«
    »Wer sind denn deine Freunde?«, fragte sie ihn provozierend.
    »Ash, Niall …« Er lächelte, als ihm dämmerte, was sie sagen wollte. »Niall weiß, wie man kämpft. Gabriel und Chela interessieren sich für nichts anderes. Donia weiß alles über Politik. Und Niall auch. Und Ash. Und die Wachen des Sommerhofs … Ich kann von allen drei Höfen einen Teil dessen lernen, was ich brauche.«
    »Allen vier Höfen«, korrigierte Sorcha. »Aber du musst all diese Dinge nicht tun. Du brauchst kein Held zu werden, Seth. Du könntest im Elfenreich bleiben, Kunstwerke erschaffen, mit mir spazieren gehen und reden. Ich werde uns Dichter und Musiker an den Hof holen, Philosophen und –«
    »Das werde ich. Ich werde jedes Jahr zu dir nach Hause kommen … aber dies hier« – er küsste sie auf die Wange – »ist auch meine Welt. Ich kann sie besser machen für die, die ich liebe. Für dich. Für Ash. Für Niall. Ich kann beide Welten sicherer machen.«
    Sie saßen eine Weile schweigend nebeneinander. Seth dachte über die Meereselfen nach, die sich unter Wasser stritten.
    »Wenn die Äste des Seetangs sich verknoten würden wie bei einem Sturm, so dass die Tochter nicht wegschwimmen könnte –« Er verstummte, als genau das passierte. Die Meerjungfrau war frustriert, aber sie kehrte nach Hause zurück.
    Bevor er etwas dazu sagen konnte, zog Sorcha ihn rasch in seine Arme und sagte: »Ich muss jetzt gehen. Geh zu deiner Ashlyn. Finde deinen Platz, und wenn du mich brauchst …«
    »Ich brauche dich«, versicherte er ihr.
    »Ruf mich, und ich werde da sein.« Sie bedachte ihn mit einem Blick, den er häufig bei seinem Vater gesehen hatte, als er noch jünger war – einem Blick voller Sorge und Hoffnung. »Oder du kommst zu mir. Wann immer du willst. Devlin wird ebenfalls für deine Sicherheit sorgen … und Niall … und …«
    »Ich weiß.« Er drückte ihr einen Kuss auf die Wange. »Ich erinnere mich an alle Instruktionen, die du mir gegeben hast.«
    Sie seufzte. »Wir können es nicht länger hinauszögern, nicht wahr?«
    Mit einer kleinen Geste krümmte sie den Raum, um einen Durchgang zu dem Park gegenüber von Ashlyns Loft zu öffnen. Sorcha beobachtete schweigend, wie Seth durch den Schleier in den Park trat.
    Da er auch vorher schon die Sehergabe besessen hatte, war er nicht erstaunt, all die Elfen im Park zu erblicken. Aobheall schimmerte in ihrem Springbrunnen und stutzte, als sie Seth plötzlich vor sich sah. Die Ebereschenmänner starrten ihn an. Sommermädchen unterbrachen ihren Tanz.
    »Das nenne ich mal eine Überraschung«, murmelte Aobheall. Das Wasser um sie herum erstarrte, einzelne Tropfen hingen wie winzige Kristallkügelchen in der Luft.
    Seth stand einfach nur sprachlos da, während die neuen Eindrücke auf ihn einstürmten. Aobhealls Stimme klang unverändert, doch der Drang, sie zu berühren, war verschwunden – ohne dass er ein Zauberamulett in der Hand hielt. Die Realität war anders. Er war anders. Die Erde um ihn herum atmete, und er konnte es spüren. Das Säuseln der Bäume war eine Musik, die sich in das scheinbare Schweigen der anderen

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