Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit
flocht.
»Du bist wie wir«, flüsterte Tracey. »Nicht sterblich.«
Sie kam mit einer traurigen Miene auf ihn zu, die normal für sie war, und soweit Seth sehen konnte, nicht den Umständen geschuldet. Tränen füllten ihre Augen. Sie umarmte ihn. »Was hast du getan?«
Zum ersten Mal, seit er mit Sommermädchen zu tun hatte, übte ihre Berührung keinerlei Wirkung auf ihn aus. Er fühlte sich nicht versucht, sie länger im Arm zu halten, und auch die Angst, dass sie ihn in ihrer Vergesslichkeit verletzen könnte, war verschwunden.
Er ließ sie los. »Ich habe mich verändert.«
Skelley nahm Tracey in die Arme und hielt sie fest, als sie zu schluchzen begann. Andere Sommermädchen weinten still.
»Das ist doch gut !« Seth fühlte sich stärker, lebendiger und war sich seiner Entscheidung sicher. »Es ist das, was ich will.«
»Sie haben es auch gewollt«, sagte Skelley. »Deshalb weinen sie. Sie erinnern sich daran, dass sie dasselbe törichte Opfer gebracht haben.«
Aobheall verzog keine Miene und weinte auch nicht. Sie warf ihm einen wässrigen Kuss zu. »Geh zu deiner Königin, Seth, aber sei gewarnt, dass das Leben als Elfe nicht so schön ist, wie du dachtest. Sie hat das tun müssen, was das Beste für ihren Hof war.«
Der Druck in Seths Brust, die Angst davor, was sich noch verändert haben mochte, wuchs. Bei Sorcha im Elfenreich hatte er dieses Unbehagen nicht so stark empfunden. Dort war er ruhig. Dort hatte er Gewissheit. Jetzt war er im Begriff, das Haus seiner Geliebten zu betreten in der Hoffnung, dass das, was er mit ihr aufgebaut hatte, immer noch stark genug war, um gerettet werden zu können.
Er sprach nicht mit den Wachen, an denen er vorbeikam; er klopfte nicht an. Er öffnete die Tür und trat ins Loft. Sie war da. Ihre Wangenknochen standen deutlicher hervor als sonst, als hätte sie etwas zu viel Gewicht verloren, und sie saß viel näher bei Keenan als früher. Aber sie lächelte, während sie Keenan anschaute, der gerade mitten im Satz war.
Alles stand still, als Seth den Raum betrat. Keenan rückte nicht von Ashlyn weg, doch seine Worte und Gesten erstarrten. Ashlyns Lächeln verschwand und wurde durch einen Blick ersetzt, der irgendwo zwischen Erstaunen und Verunsicherung lag. »Seth?«
»Hallo.« Er war seit Monaten nicht mehr so nervös gewesen. »Ich bin wieder da.«
Die Gefühle in ihrem Gesicht wechselten so schnell, dass er Angst hatte, sich zu bewegen, doch dann schoss sie durch den Raum in seine Arme, und in dem Moment war alles gut auf der Welt. Sie klammerte sich weinend an ihn.
Keenan stand auf, ging aber nicht zu ihm. Er sah zornig aus. Kleine Wirbelwinde rasten durchs Zimmer. Sand peitschte gegen Seths Haut. »Du bist nicht mehr sterblich«, sagte Keenan.
»Nein«, bestätigte Seth.
Ashlyn löste sich aus der Umarmung und schaute ihn an. Sie trat einen Schritt zurück, ließ seinen Arm dabei aber nicht los. »Was hast du getan?«
»Ich habe eine Antwort gefunden.« Seth zog sie an sich und flüsterte: »Ich habe dich vermisst.«
Keenan sagte kein Wort mehr; mit fast mechanischen Bewegungen ging er an ihnen vorbei und aus der Tür.
Ashlyn verkrampfte sich, als er vorbeikam, und einen Moment lang war Seth sich nicht sicher, ob sie Keenan nachlaufen oder bei ihm bleiben würde. »Keenan? Warte!«
Doch der Sommerkönig war bereits fort.
****
Donia wusste, dass er es war, als es an der Tür klopfte. Ihre Spione hatten ihr berichtet, dass Seth als Elf in die Welt der Sterblichen zurückgekehrt war. Keenans Besuch war nur eine Frage der Zeit.
»Du wusstest, wo er war.« Sie musste es hören. Sie hatten zu viel Zeit mit Halbwahrheiten verbracht. Die Zeit, in der sie das toleriert hatte, war vorbei. »Du wusstest, dass Seth im Elfenreich war.«
»Ja, ich wusste es«, gestand er. Er war an der Tür stehen geblieben, sah sie mit denselben sommerperfekten Augen an, von denen sie den größten Teil ihres Lebens geträumt hatte, und bat sie stumm um Vergebung, darum, ihm irgendetwas zu sagen, das alles wiedergutmachte.
Sie konnte es nicht. »Ash wird es herausfinden.«
»Ich habe alles ruiniert, stimmt’s?«
»Mit ihr?« Donia blieb auf Distanz, berührte ihn nicht und kam nicht näher. Das musste sie tun. Er hatte ihr seine Liebe geschworen und sie dann verlassen, um Ashlyn zu umwerben. Das war nicht unerwartet gekommen, aber weh tat es trotzdem. Und jetzt suchte er Trost bei ihr. »Ja.«
»Und mit dir?«, fragte er.
Sie schaute weg. Manchmal war Liebe nicht
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