Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit
»Nein. Das nicht. Niemals.«
Seth war nicht sicher, was er tun sollte, doch als er Anstalten machte aufzustehen, hielt Niall ihn am Unterarm fest. »Bleib hier.«
Devlin beobachtete sie scheinbar teilnahmslos. »Gehört der zu dir?«
»Er ist mein Freund«, korrigierte Niall ihn.
»Er sieht mich. Er hat sie gesehen.« Devlins Ton war nicht vorwurfsvoll, aber trotzdem alarmierend. »Sterbliche sollten nicht sehen können.«
»Er tut es aber. Wenn du versuchst, ihn mitzunehmen« – Niall bleckte seine Zähne und knurrte wie ein Tier –, »wird weder das, was ich früher für deine Königin empfunden habe, noch unsere Freundschaft meinen Zorn besänftigen.« Dann sah er Seth an. »Geh nicht mit ihm mit. Niemals.«
Seth zog stumm fragend eine Augenbraue hoch.
Devlin erhob sich. »Wenn Sorcha gewollt hätte, dass ich den Sterblichen hole, dann wäre er nicht mehr hier. Sie hat seine Abholung nicht angeordnet. Ich bin hier, um dich vor Ärger an deinem Hof zu warnen.«
»Und ihr Bericht zu erstatten.«
»Selbstverständlich.« Devlin warf Niall einen überaus verächtlichen Blick zu. »Ich melde meiner Königin alles. Ich diene dem Hof des Lichts in jedweder Angelegenheit. Beherzige das, was meine Schwester dir sagt.«
Damit stand er auf und ging.
Niall drückte seine Zigarette aus, die er gar nicht geraucht hatte, und zog die nächste hervor.
»Möchtest du mir vielleicht irgendwas davon erklären?« Seth gestikulierte durch den Raum.
»Eigentlich nicht.« Niall zündete die Zigarette an und nahm einen langen Zug. Dann hielt er sie tief in Gedanken versunken vor sich. »Und ich bin nicht mal sicher, ob ich es dir alles erklären könnte .«
»Bist du in Gefahr?«
Niall blies den Rauch aus und grinste. »Hoffen darf man ja.«
»Und ich?«
»Nicht wegen Devlin. Wenn er hierhergeschickt worden wäre, um dich zu holen, dann hätte er es auch versucht.« Niall sah zur Tür, durch die der Lichtelf verschwunden war. »Devlin ist in geschäftlichen Angelegenheiten des Lichthofs unterwegs, weil Sorcha sich nicht oft unter Sterblichen aufhält.«
»Und die Elfe, die dich angegriffen hat?«
Niall zuckte die Achseln. »Das ist eins ihrer Hobbys. Gewalt, Streit und Schmerz machen ihr Freude. Sie in Schach zu halten, ist eine der schwierigeren Aufgaben, die Irial mir hinterlassen hat. Er hilft mir, aber … Es fällt mir schwer, ihm zu vertrauen.«
Darauf wusste Seth nichts zu erwidern. Sie verbrachten mehrere Zigarettenlängen in unbehaglichem Schweigen.
Die Kellnerin blieb stehen, um – nicht zum ersten Mal – über die Tische neben ihrem zu wischen, und starrte Niall interessiert an. Die meisten Elfen und Sterblichen taten das. Niall war ein Gancanagh, verführerisch und süchtig machend. Bis er der König der Finsternis geworden war, war seine Zuneigung für seine Partnerinnen tödlich gewesen.
»Wer war sie? Diese El…« Seth unterbrach sich, als die Kellnerin mit einem sauberen Aschenbecher an ihren Tisch trat. »Wir sagen Bescheid, wenn wir irgendwas brauchen«, sagte er zu ihr.
»Es macht mir nichts aus, vorbeizukommen, Seth.« Sie sah ihn wütend an und wandte ihre Aufmerksamkeit dann dem König der Finsternis zu. »Niall … Kann ich dir irgendwas bringen?«
»Nein.« Niall strich mit der Hand über den nackten Arm des Mädchens. »Du bist immer so gut zu uns, nicht wahr, Seth?«
Als die Kellnerin wegging und Niall dabei seufzend noch einen Blick zuwarf, verdrehte Seth die Augen und murmelte: »Wir sollten deine Zaubermittel an alle hier verteilen.«
Ein Grinsen wischte den düsteren Ausdruck aus Nialls Gesicht. »Spielverderber.«
»Genieß es ruhig. Genieß die Aufmerksamkeit, aber beschränke deine Zuneigung auf Elfen«, warnte Seth.
»Ich weiß. Du musst …« – der König der Finsternis zuckte zusammen, als bereite ihm dieser Gedanke Schmerzen – »du musst mich einfach immer wieder daran erinnern. Ich möchte niemals das werden, was Keenan ist oder Irial war.«
»Und das wäre?«, fragte Seth.
»Ein selbstsüchtiger Mistkerl.«
»Du bist ein Elfenkönig, Mann. Ich weiß ja nicht, ob du groß die Wahl hast. Aber wenn ich so sehe, was hier eben mit dieser Rabenelfe los war …«
»Nicht. Ich würde es dir und mir gern ersparen, dass du über die unangenehmen Dinge in meinem Leben Bescheid weißt, wenn du erlaubst.«
Seth hielt abwehrend die Hand hoch. »Wie du willst. Ich verurteile dich nicht, so oder so.«
»Immerhin einer von uns beiden, der das nicht tut«, murmelte
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