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Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit

Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit

Titel: Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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Handy heraus. Dann streifte sie einen Zauber über ihren blutenden und viel zu blassen Körper und trat auf den Bürgersteig.
    Nur noch ein kleines Stück.
    Sie schaffte einen Block, dann liefen ihr die Tränen übers Gesicht. Ohne auch nur hinzusehen, drückte sie auf eine Taste. Als er ranging, ließ sie ihn nicht zu Wort kommen. »Ich brauche dich. Komm mich holen.«
    Dann legte sie auf und sackte auf dem Gehsteig zusammen. Es ist keine schwere Verletzung, hat sie gesagt. Und Elfen lügen nicht.
    Sie sah die Raben an, die am gegenüberliegenden Gebäude auf einem Sims saßen, dann drückte sie eine andere Taste und hielt sich das Telefon ans Ohr. Sie lächelte, als sie Seths Stimme hörte, obwohl es nur eine Aufnahme war. Nach dem Piepton sagte sie so deutlich wie möglich: »Ich schaffe es heute Abend nicht, zum Essen da zu sein. Es ist was dazwischengekommen … Ich liebe dich.«
    Sie wollte gern, dass er zu ihr kam, aber sie lag blutend auf der Straße – unfähig, sich gegen eine Gefangennahme oder weitere Angriffe zu schützen – und er war sterblich. Ihre Welt war nicht sicher für ihn. Ganz und gar nicht sicher.
    Sterbliche gingen an ihr vorbei. Sie waren ein Murmeln aus Geräuschen und Bewegung verglichen mit der Ruhe, die sie in sich selbst gefunden hatte und an die sie sich klammerte. Weiter unten auf der Straße hörte sie eine Bushaltestelle. Der Lärm der kommenden und gehenden Menschen schwoll für ein paar Augenblicke an. Die Raben schrien, ihre heiseren Stimmen vermischten sich mit den Geräuschen der sterblichen Welt um sie herum. Sie lehnte ihren Kopf an ein Haus. Der Ruß und der Dreck waren ihr egal, was zählte, war, dass der Beton sich warm anfühlte auf ihrer Haut. Wärme war das, was sie brauchte. Wärme wird alles wiedergutmachen . Sie dachte darüber nach, in einem Durcheinander von Worten, die in ihrem Kopf wie ein Rhythmus klangen. Wärme, Hitze, Sommer, Sonne, heiß, Wärme, Hitze, Sommer, Sonne, heiß. Er würde all diese Dinge zu ihr bringen.
    Sie erschauderte. Vor ihrem geistigen Auge konnte sie die Eisstücke sehen, die Donia in ihrer Haut zurückgelassen hatte. Kleine Stückchen Winter waren in ihrem Körper begraben. Eine Lektion, das war alles, was es war: eine Lektion und eine Warnung. Nicht tödlich. Aber sie war sich nicht sicher. Während sie dort auf der Straße saß, fragte sie sich, ob sie schlimmer verletzt war, als Donia beabsichtigt hatte. Wärme, Hitze, Sommer, Sonne, heiß, Wärme, Hitze, Sommer, Sonne, heiß. Sie dachte die Worte wie ein Gebet. Er würde kommen. Er würde Hitze und Sonnenlicht mitbringen.
    Wärme, Hitze, Sommer, Sonne, heiß. Nein, so schlimm verletzt bin ich nicht. Ich doch nicht. Aber sie war es. Sie fühlte sich, als müsste sie sterben. Eine Elfe zu sein, sollte doch ewiges Leben bringen. Doch das würde es nicht, wenn er nicht kam. Wärme, Hitze, Sommer, Sonne, heiß. Ich werde sterben.
    »Ashlyn?« Keenan hob sie vom Boden auf. Seine Haut war verdichtetes Sonnenlicht, und sie schmiegte sich enger in seine Arme. Er sprach mit ihr, sagte irgendetwas zu jemand anders. Egal. Tropfen von Sonnenlicht fielen wie Regen auf ihr Gesicht und sickerten in ihre Haut.
    »Zu kalt.« Sie zitterte so heftig, dass sie dachte, sie würde aus seinen Armen gleiten, doch er drückte sie an sich, und dann verschwamm die Welt vor ihren Augen.
    Als Ashlyn erwachte, war sie nicht zu Hause in ihrem Bett – und auch nicht in ihrem Bett im Loft oder in Seths Bett. Sie betrachtete das Gewirr von Weinreben über ihrem Kopf. Aus dieser Perspektive hatte sie sie noch nie gesehen, aber sie hatte von der Tür aus bewundert, wie sie sich um Keenans Bett rankten.
    »Was ist das?« Sie wusste, dass er im Zimmer war; es war nicht notwendig, nachzusehen. Er würde kaum woanders sein, nicht jetzt.
    »Ash –«, begann er.
    »Die Weinreben, meine ich. Sie sind nirgendwo anders im Loft. Nur … hier.«
    Er kam und setzte sich auf die Kante des lächerlichen rotgoldenen Brokat-Überwurfs, der sein viel zu großes Bett bedeckte. »Die Pflanze heißt ›Goldkelch‹. Ich mag sie. Tut mir leid, dass wir gestritten haben.«
    Sie konnte ihn nicht ansehen; es war dumm, verlegen zu sein, doch sie war es. In ihrem Kopf lief eine Wiederholung ihres Gesprächs mit Donia ab, als würde sich etwas ändern, wenn sie es noch einmal genau betrachtete. Sofort kam die Angst zurück. Ich hätte sterben können. Sie war sich nicht sicher, ob es stimmte, aber als sie blutend allein dort auf der

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