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Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Titel: Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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Ordnung des Reichs nur darauf wartete, dass ihm klar wurde, was er entstehen lassen konnte. Wenn sie gekonnt hätte, hätte sie ihm das alles schon Jahre vorher gesagt. Doch die Verfügungen der Eolas waren bindend.
    »Bitte, Devlin«, flehte sie. »Denk an das, was du weißt, aber stell mir keine Fragen, die zu beantworten mir verboten ist.«
    Ein Klopfen an der Tür des äußeren Gemachs ließ sie innehalten.
    »Wartet hier.« Devlin ging, um die Tür zu öffnen.
    Sobald er weg war, sah Ani sie an. »Du liebst ihn sehr.«
    Rae seufzte. »Deine Direktheit ist nicht immer charmant, Ani.«
    Die Hundselfe grinste. »Ich glaube, du hast schon mal so was erwähnt.«
    Devlin kam mit düsterer Miene zurück. »Sie hat mich in den Saal einbestellt.«
    Devlin betrat Sorchas großen Saal. Es war beleidigend für ihn, wenn er vor allen und jedem, der Lust hatte zuzuschauen, herzitiert wurde, und das vergrößerte seine Wut. Es wollte ihm auch nicht gelingen, diesen Zorn zu unterdrücken, wie er es ewige Zeiten getan hatte. Er war ihr eine Ewigkeit Ratgeber, Assassine, Familie gewesen! Und doch rief sie ihn vor den Augen aller in ihren Saal.
    Die Königin des Lichts saß auf dem Thron und wirkte vollkommen emotionslos. Hinter ihr stand, mit einer Hand auf der Rückenlehne des Throns, Seth. Seine Gefühle waren verborgen. Devlin bemühte sich zur Abwechslung einmal nicht, seine eigenen Gefühle zu ummänteln: Er schäumte vor Wut. Sorcha hätte beinahe das Elfenreich ruiniert, zeigte sich von ihrer eigenen Torheit jedoch völlig unbeeindruckt.
    Devlin durchquerte den Saal bis zum Podium und blieb, ohne sich zu verneigen, davor stehen. Zum allerersten Mal beugte er nicht das Knie vor der Königin.
    Niemand im Raum sagte ein Wort. Aber sie schauen zu – und das weiß sie. Er hatte nicht nur eine Ewigkeit lang für seine Königin getötet; er verstand von unausgesprochenen Drohungen ebenso viel wie von körperlichen. »Wie viel hast du vor mir versteckt? Das ist die Frage, über die ich jetzt nachzudenken gezwungen bin, Devlin.« Sorcha klang ruhig, doch ihre Stimme hatte einen neuen Unterton. Sie sprach vor den Bewohnern des Lichthofs mit ihm, als wäre er ein Nichts.
    Da übertrat er eine Grenze, die er noch nie überschritten hatte: Er stieg aufs Podium und packte seine Schwester am Arm. »Darüber werden wir hier nicht diskutieren.«
    »Lass das!«, forderte sie und wollte sich losmachen, doch er hielt sie fest.
    »Du blamierst uns beide mit deinem Benehmen«, flüsterte er.
    Seth trat vor. Doch im Elfenreich war er sterblich und deshalb nicht schnell genug: Bis er sich vom Fleck bewegt hatte, waren Sorcha und Devlin bereits weit vom Podium entfernt.
    Devlin blickte zurück und sagte zu ihm: »Die Königin des Lichts schwebt nicht in körperlicher Gefahr.« Diese Versicherung galt in erster Linie Seth, aber die anderen versammelten Elfen hörten sie ebenfalls.
    Seth nickte.
    Sorcha leistete weiter Widerstand. Sie stemmte sich vergeblich gegen Devlins Brust und zischte: »Lass mich los!«
    »Entweder du reißt dich jetzt zusammen, Schwester, oder wir besprechen alles vor ihnen.«
    Die Königin des Lichts spitzte beleidigt die Lippen, gab aber ihre Gegenwehr auf.
    Devlin zerrte seine Schwester-Mutter-Königin durch den Raum und drückte die Tür zum Garten auf.
    Sie trat vor ihn, und zum ersten Mal in den Tausenden von Jahren, die sie allein in ihrem privaten Park gestanden hatten, sah er Wut in ihren Augen aufblitzen. Die silbernen Adern in ihrer Haut schimmerten wie Mondlicht unter der Oberfläche.
    »Wodurch wurde Seth in den Elfenstand erhoben?«
    »Ich wüsste nicht …«
    »Wodurch?«
    »Du kennst die Antwort, sonst würdest du dich nicht so aufführen. Ich habe ihm etwas von meiner eigenen Essenz geschenkt, um ihn neu zu erschaffen. Ich habe nicht mit diesen Konsequenzen und Gefühlen gerechnet, aber ich bedaure es nicht.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich wollte ein Kind ganz für mich allein. Ich wollte einen Sohn und er brauchte eine M…«
    »Du hattest schon einen Sohn, wenn du nicht zu grausam wärst, es zuzugeben …« Er wandte den Blick ab.
    »Nein, ich habe einen Bruder. Du bist mein Bruder, erschaffen aus Ordnung und Gewalt. Ich wollte jemanden, der nur von mir ist.« Sie wurde fahrig, unordentlich, hatte ihre Gefühle nicht so unter Kontrolle, wie man es von der Königin des Lichts erwartete. Nachdem sie eine Ewigkeit mit ihrer Zwillingsschwester im Gleichgewicht gewesen war, hatte sie nun

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