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Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Titel: Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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sah.
    Ihre Experimente waren ein Geheimnis, von dem weder Niall noch Gabriel etwas wussten, und doch war es nur eins einer Vielzahl an Dingen, die Ani bei der kleinsten Aufforderung für Irial getan hätte. Und es tut weniger weh als das, was ich schon getan habe. Auf Irials Bitte hin hatte sie es einem vertrauenswürdigen Distelelf an einem speziellen unangenehmen Abend erlaubt, sie zu umschlingen – und zwar mit Haut und Haaren. Wenn der Hof in seiner Gesamtheit von Irials Experimenten mit ihrem Fleisch und Blut erfuhr und darüber hinaus bekannt wurde, warum Irial die Blutproben testen ließ und Kopien davon herstellen wollte, wäre sie in großer Gefahr.
    Ebenso wie Irial.
    Nur wenige Elfen wussten von ihrer Anomalie – wofür sie dankbar war. Und während Niall zwar bekannt war, dass sie anders war als andere Elfen, hatte er keine Ahnung von diesen Experimenten. Er glaubte, ihre besondere Fähigkeit, sich sowohl von Elfen- als auch von Sterblichen-Emotionen zu ernähren, würde vor denen geheim gehalten, die sie sonst töten, missbrauchen oder aber unterstützen würden. Niall war ein barmherziger König und erlaubte seinen Elfen, zu tun, was sie nicht lassen konnten, hielt den Hof jedoch zugleich an einer kurzen Leine.
    In einer Zeit, in der Bananach – die Aaskrähe, die Kriegsbringerin – stärker wurde, war das gefährlich. Die Elfenhöfe, zumindest jene diesseits des Schleiers, die Höfe in der Welt der Sterblichen, standen kurz davor, aufeinander loszugehen. Die sich zuspitzende Krise nährte zwar einerseits den Hof der Finsternis, der sich an negativen Gefühlen satt fraß, bedrohte aber auch die, die Ani lieb und teuer waren. Politische Umwälzungen zwischen den Höfen, die Gerüchte von bevorstehenden tödlichen Kämpfen, all das war gut und schön – bis zu dem Punkt, an dem ihr eigener Hof in Gefahr geriet.
    Und Bananach wird den Hof der Finsternis nicht verschonen. Ebenso wenig wie die Welt der Sterblichen, in der meine Familie lebt.
    Irial tat dasselbe, was er schon als König getan hatte: Er agierte hinter den Kulissen, machte Geschäfte, legte die Regeln großzügig aus. In diesem Fall war Anis Sicherheit eine dieser Regeln, mit denen er freizügig umging.
    Mit meiner Zustimmung.
    Als Irial zurück ins Zimmer kam, betrachtete sie ihn argwöhnisch. Bei all ihrer Bewunderung für ihn wusste sie, dass sein Verhalten selten von Schwäche oder Zärtlichkeit beeinflusst wurde. Er hatte den Thron am Hof der Albträume schließlich nicht deshalb jahrhundertelang innegehabt, weil er sich leicht beeindrucken ließ.
    »Du weißt, dass ich das hier nicht täte, wenn es bessere Möglichkeiten gäbe.« Das war keine Lüge, aber auch nicht ganz wahr. Solange es kein eindeutiges Mittel gab, um die Sicherheit seines Hofs zu gewährleisten, würde er dies eben tun – und noch viel Schlimmeres .
    Der ehemalige König der Finsternis betrachtete sie allerdings noch immer als ein Kind, das dumm genug war, sich von seinen Worten irreführen zu lassen. Doch sie war kein Kind mehr.
    Dumm vielleicht, aber nicht naiv, nicht unschuldig und nicht so leicht zu täuschen.
    Sie lehnte sich an die Wand. Der Raum verschwamm vor ihren Augen. »Du hast mich mein ganzes Leben lang beschützt. Hast Tish beschützt … und Rab … und … es geht uns gut. Ist also schon okay.«
    Die Welt um sie herum drehte sich. Das heutige Experiment hatte damit begonnen, dass sie so hungrig geblieben war, wie es nur ging, bevor sie zur Ader gelassen wurde. Das war nicht das Unangenehmste an diesen Versuchen, aber es war auch nicht gerade schön.
    Irial trat an den Kamin, um das Feuer anzufachen – weg von ihr, damit sie sich in Ruhe sammeln konnte. Dann fragte er: »Alles in Ordnung?«
    »Ja, klar.« Sie setzte sich; gut fühlte sie sich nicht gerade. An den meisten Tagen war sie fast am Verhungern. Während der ersten Monate ihres Hungerns hatte sie Menschen und ein paar Halblinge um sich gehabt. Aber seit sie in Gabriels Obhut gegeben worden war, wurde sie so kurz gehalten, dass sie manchmal körperliche Schmerzen vor lauter Hunger hatte. Die paar Gefühle, die sie von Irial abbekam, und die unzureichenden Kontakte, die Gabriel ihr am Hof erlaubte – selbst das nur widerwillig – konnten sie kaum sättigen. Umarmungen und flüchtige Berührungen reichten dazu bei weitem nicht aus.
    Irial strich geistesabwesend über den Kaminsims aus Marmor. Wie alles in seinem Haus war er sehr stilvoll gestaltet. Die scharfen Kanten und

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