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Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Titel: Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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bereits in ihren Träumen besucht hatte, als sie noch ein Kind gewesen war, hinterfragte sie Raes Anwesenheit nicht.
    »Ich glaube, ich bin einsam.« Ani zog die Knie an die Brust und legte ihre Arme darum. »Außerdem, nicht bei Tish zu sein, ist … nicht richtig . Was, wenn sie mich braucht? Was, wenn …«
    »Ist sie denn allein?«
    »Nein, aber trotzdem …« Ani versagte die Stimme, als um sie herum verzerrte Bilder auftauchten, die ihre Ängste widerspiegelten.
    Eine gesichtslose Elfe griff nach Tish.
    Blutbedeckte Hände schlugen nach Rabbit.
    Anis Mutter Jillian lag tot vor einem Schrank.
    Ani saß hinter einem viel zu kleinen Schutzwall in der Falle und eine gesichtslose Elfe packte sie.
    Anders als der Tee und das Essen, die Rae erschaffen hatte, entsprangen diese Dinge Anis Einbildung. Hier, wo Ani sich sicher fühlte, gab sie sich einer Mischung aus Erinnerungen und Ängsten hin. Rae konnte die Realität im Traum verändern, aber manchmal überwogen die Einbildungen des Träumenden.
    »Das sind keine echten Erinnerungen«, sagte Rae. »Es ist nicht das, was passiert ist. Du kannst nicht wissen …«
    »Aber sie war immer da, und dann war sie plötzlich weg.« Ani sah Rae wütend an. »Da war ein Monster. Es muss so gewesen sein. Es hat sie mitgenommen und … irgendwas gemacht. Sie verletzt. Sie umgebracht. Es kann gar nicht anders sein. Wenn sie noch lebte, wäre sie nach Hause gekommen. Sie hätte uns nicht verlassen. Sie hat uns geliebt .«
    »Du bist ein Wesen, das andere in Angst versetzt, und keins, das selbst darin baden sollte.« Rae konzentrierte sich darauf, ihre Umgebung neu zu gestalten. Sie entfernte die gesichtslose Elfe, die tote Mutter und die zitternden Mädchen. Sie wischte all das weg und damit – hoffentlich – auch Anis Angst. »Erzähl mir von deinem Hof. Denk darüber nach. Berichte mir, wie es mit der Meute läuft.«
    »Ich bin wieder mitgeritten. Die Wölfe rannten zu unseren Füßen dahin, die Rösser schnell wie Schatten … Es ist einfach perfekt. Ich will immer dabei sein … Ich will ein Ross. Ich will stärker sein. Ich will … oh … Ich will alles.« Anis Augen leuchteten in demselben seltsamen Grün wie die Augen der Tiere, die zur Meute gehörten. Trotz ihrer gemischten Herkunft war sie dazu bestimmt, unter Elfen zu leben – das war Rae klar gewesen, als sie das Mädchen zum ersten Mal getroffen hatte.
    Ani hatte keine Ahnung von den Schwüren, die geleistet und gebrochen worden waren, damit sie leben konnte. Rae schon. Sie musste jedes Mal daran denken, wenn Devlin sich weigerte, über die Hundselfe zu sprechen, jedes Mal, wenn er es ablehnte, sie zu besuchen. Sie hatten Ani verschont. Und es würde eine Zeit kommen, in der sie die unausweichlichen Konsequenzen dafür würden tragen müssen.
    Rae drückte Anis Hand. In der Traumlandschaft, durch die Rae schritt, konnte sie das tun: einen anderen Körper berühren. »Du bist zu ungeduldig.«
    Ani zeigte auf sich selbst. »Ich bin eine Hundselfe. Was erwartest du?«
    »Genau das, was du bist«, antwortete Rae.
    Ani spazierte in die Traumlandschaft hinein. Für sie war es einfach mal wieder ein Traum, in dem ihr Unterbewusstsein sich durch Ängste und Sorgen arbeitete. Aber im Augenblick hatte sie keine Lust, sich anzustrengen – und ging deshalb weg.
    Rae folgte ihr in einen großen schattigen Wald.
    Die Zeit wurde knapp. Weder Devlin noch Ani waren den ihnen zustehenden Positionen ein Stück näher gekommen. Und ich kann ihnen nichts sagen, ohne alles zu verderben.
    Aus den Tiefen des Waldes erklang Wolfsgeheul. Zwischen den Bäumen öffnete sich eine Lichtung und man konnte das Tapsen von Pfoten auf dem mit Nadeln bedeckten Weg hören. Als die Wölfe näher kamen, überlief Rae ein Schauder. Ani neben ihr seufzte – die Wölfe trösteten sie. Unvermittelt drehte sie sich zu Rae um und platzte heraus: »Glaubst du , das Monster war vom Hof des Lichts? Die Lichtelfen hassen meinen Hof. Sie stehlen Halblinge. Sie sind Monster.«
    »Monster werden nur von denen so bezeichnet, die Namen vergeben.« Rae erstarrte, als die Wolfsaugen im Wald in einem zornigen Grün aufleuchteten. »Sterbliche schreiben Geschichten über die Schönheit des Elfenreichs, über die zarten Elfenwesen anderer Höfe, und die Wesen deines Hofs sind die Feinde.«
    »Er war nicht von meinem Hof. So viel steht fest.« Ani hockte sich auf den Weg, und die Wölfe kamen aus dem Wald geschlichen und stießen Ani und Rae mit ihren

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