Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Titel: Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
Vom Netzwerk:
Distanz zwischen sich und Sorcha zu bringen, und stellte sich so hin, als lehnte sie an der Höhlenwand. Die Entfernung schützte sie nicht, aber sorgte dafür, dass sie sich in Anwesenheit der Königin des Lichts nicht so verunsichert fühlte.
    »Darf ich dich jetzt um die Erlaubnis bitten?«
    Sorcha stockte. »Ich bin nicht sicher. Ich weiß nicht, ob mir die Leichtigkeit, mit der du in meine Träume hineinspazierst, gefällt. In jedermanns Träume. Das ist schamlos.«
    Rae schwieg. Früher, in ihrem sterblichen Leben, war es eine schwere Anschuldigung gewesen, wenn man der Schamlosigkeit bezichtigt wurde. Ihre alten Instinkte sorgten dafür, dass sie sich für ihr unangemessenes Verhalten entschuldigen wollte, aber sie hatte ja nichts Schlimmes getan: Sie hatte nur versucht, den Schmerz einer trauernden Elfe zu lindern. Die Entschuldigung war sie eigentlich Devlin schuldig, dafür, dass sie sich überhaupt gezeigt hatte. Also schwieg Rae, die Hände sittsam gefaltet, den Blick gesenkt. Der Anschein von Anständigkeit erschien ihr als passende Antwort.
    »Aber ich bin nicht sicher, wie ich dich töten soll. Das Fehlen eines Körpers, den man ausbluten könnte, kompliziert die ganze Angelegenheit.« Sorcha war ebenso gefühllos, wie Devlin den meisten Elfen erschien, so unnachgiebig, wie Logik sein sollte. Es war schaurig.
    »Verstehe.« Rae nickte. »Hast du versucht, dir meinen Tod zu wünschen?«
    »Nein.«
    »Darf ich fragen …«
    »Nein.« Sorcha saß plötzlich auf einem silbernen Thron, welcher auf einem Podium stand. Beides war eine Sekunde zuvor noch nicht da gewesen. Die Königin hatte durch reine Willenskraft einen Sessel, einen Fußboden und Marmorsäulen heraufbeschworen und …
    Wir sind nicht mehr in der Höhle . Rae erschauderte. Sorcha konnte sie offenbar von einem Ort an den anderen versetzen. Oder hat sie die Welt um uns herum verändert?
    »Zu deinem Glück habe ich entschieden, dass du mir nützlich sein kannst.« Sorcha hob eine Hand, als gäbe sie jemandem ein Zeichen, und zwei Sterbliche kamen herbei. Sie waren beide verschleiert. Transparente graue Gaze hing über ihren Gesichtern und Schultern. Ein ähnlicher Stoff bedeckte ihre Körper. Nur Arme und Füße waren entblößt.
    Rae fragte sich, ob sie ihnen schon mal begegnet war, während sie durch Träume gewandelt oder in Devlins Körper gewesen war, doch konnte sie es vom bloßen Anblick der nackten Arme und Füße nicht sagen. Schweigend blieb sie vor der Königin stehen.
    »Schlaft«, befahl Sorcha den Sterblichen. »Hier.«
    Der Boden war zweifellos schön: Mosaikfliesen bildeten ein aufwendiges Kunstwerk, auf dem sie herumliefen wie auf jedem anderen normalen, beliebigen Untergrund. Aber er war weder einladend noch weich.
    Die Sterblichen legten sich gehorsam auf den Boden. Sie schlugen die nackten Knöchel übereinander und falteten die Hände über ihren Bäuchen. Wie verhüllte Leichen bei einer Totenwache lagen sie schweigend ausgestreckt zu Füßen ihrer Königin. Aber was sie nicht taten, war schlafen.
    Rae überlegte, ob sie die Situation kommentieren sollte. Aber dann wäre Sorcha vielleicht noch verärgerter. Sie vermutete, dass Sorcha ihr aus Gründen, die sie nicht verriet, befehlen würde, in die Träume der Sterblichen einzutreten, während sie schliefen.
    »Sag mir, was sie träumen«, forderte Sorcha.
    »Sie schlafen aber nicht.«
    »Natürlich schlafen sie. Ich habe es ihnen ja befohlen. Sie schlafen.« Sorchas steinerne Miene lud nicht zu Widerspruch ein, doch die Königin des Lichts irrte sich.
    »Ich kann nicht in ihre Träume gehen, wenn sie nicht träumen«, log Rae. Sie konnte ihnen Tagträume geben. Das erforderte weitaus mehr Konzentration, aber wenn sie kreativ waren wie die meisten Sterblichen im Elfenreich, konnte Rae sie sogar zum Schlafen verleiten. Sie hatte nicht viel Erfahrung damit sammeln können, weil Devlin sie so sorgfältig versteckt hielt, doch es gab ein paar Tricks, die Rae heimlich ausprobiert hatte, wenn Sterbliche oder Elfen in Reichweite waren.
    »Dann sorg dafür, dass sie träumen.« Sorcha strich ihre Röcke glatt, während sie auf ihrem unbequemen Thron saß – ihre Aufmerksamkeit galt offenbar mehr dem Fall ihres Kleides als den Sterblichen zu ihren Füßen.
    »Sie sind wach.« Rae war sich nicht sicher, wie viel Enttäuschung die Königin ihr verzeihen würde. Sie wünschte, sie hätte sich von Devlin verabschiedet.
    »Schlaft«, befahl Sorcha den Sterblichen erneut, aber sie

Weitere Kostenlose Bücher