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Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Titel: Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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Türgriff packte, und verriet ihre Angst – oder Wut.
    Er drehte seiner Schwester schweigend den Rücken zu und folgte Ani.
    Er setzte sich auf den Beifahrersitz und hatte kaum die Tür hinter sich zugezogen, als Ani sich bereits in den Verkehr einfädelte. Devlin konnte Bananach im Rückspiegel sehen: Reglos starrte sie ihnen hinterher.
    Ani drehte die Musik auf. Wütende Gitarren und kreischende Stimmen plärrten aus den Lautsprechern.
    Als er seine Hand auf ihre legte, riss sie sie sofort weg.
    »Hilfst du Bananach?« Ani wandte den Blick nicht von der Straße ab, raste zwischen den Autos hindurch und kam ihnen von Zeit zu Zeit so nahe, dass Devlin fast erwartete, das Scheppern von Metall zu hören. »Sie hat gesagt …«
    »Glaubst du, sie hätte uns gehen lassen, wenn ich ihr mitgeteilt hätte, dass ich dich außerhalb ihrer Reichweite bringen will?«
    Sie blickte ihn an. »Warum sollte ich dir vertrauen?«
    »Vielleicht solltest du es nicht tun.« Er hatte für Ani soeben die zweite Schwester verraten, aber das bedeutete nicht zwangsläufig, dass er Ani nicht doch irgendwann töten würde. Wenn ihr Leben gegen das Wohl der Elfen stand, würde er im Interesse des Reichs handeln. »Ich bin nicht gekommen, weil ich dich töten oder verletzen will, Ani.«
    Sie hielt das Lenkrad umklammert. »Aber?«
    Als er sie ansah, wünschte er sich, sie wäre sicher in ihrem Versteck geblieben, hätte niemals Sorchas Aufmerksamkeit erregt oder jetzt Bananachs. Er konnte ihr das alles nicht sagen, nicht in diesem Moment, nicht, wenn sie ohnehin schon so wütend und ängstlich war. Doch er konnte ihr auch nicht alles verschweigen, weshalb er antwortete: »Aber du hast etwas, was sie haben will, etwas, von dem sie glaubt, dass es ihr ermöglicht, Sorcha zu besiegen und mächtiger zu werden, als der Krieg jemals werden sollte – und ich darf nicht zulassen, dass sie es bekommt.«
    »Warum?«
    Er seufzte. »Möchtest du ihr helfen?«
    »Nein, aber …«
    »Außerdem ist es mir lieber, wenn ich dich nicht töten muss. Wenn du ihr hilfst, werde ich das jedoch tun müssen«, unterbrach Devlin sie.
    Danach sagte keiner von ihnen mehr ein Wort. Nicht, als sie die Musik extrem laut stellte, nicht, als sie so rücksichtslos fuhr, dass er ihre Herkunft darin ganz sicher erkannte, und auch nicht, als sie den Motor aufheulen ließ, während sie Huntsdale hinter sich ließen.
    Bitte lass mich eine Lösung finden, die nicht ihr Tod ist.

Achtzehn
    Rae schlief nicht richtig, aber sie konnte eine meditative Tiefe erreichen, die ihr sehr viel Energie verlieh. Sie fühlte sich, als schwebte sie in einem grauen Nichts, in dem sie für die Welt unerreichbar war.
    »Du!«
    Rae konzentrierte sich auf die Höhle, kehrte in den Zustand zurück, in dem sie normalerweise existierte, und starrte die Felswände an, die in den letzten Jahren ihr »Zuhause« gewesen waren. In einer schattigen Nische stand die Königin des Elfenreichs und wartete. Sie hielt einen zerbrochenen Spiegel in der linken Hand. Überall um sie herum lagen Scherben auf dem Boden wie Knochen von Gefallenen auf einem verlassenen Schlachtfeld.
    »Keiner von denen funktioniert so wie deiner neulich.« Sorcha ließ den Spiegel fallen und sein Glas gesellte sich zu den dort bereits liegenden Scherben. »Du warst in meinem Kopf.«
    Wie hat sie mich gefunden?
    Rae zuckte zusammen. Dann täuschte sie Behaglichkeit vor, als ruhte sie einfach nur auf einem rechteckigen Felsen auf dem Boden der Höhle. Er war nur eine Illusion, gehörte aber zu den Dingen, die ihr das Gefühl gaben, in der Wachwelt verankert zu sein. Sie blickte Sorcha direkt an. »Ja, das stimmt.«
    »Ich habe dir nicht erlaubt, im Elfenreich zu leben. Du hast mich nie um Erlaubnis gebeten.« Sorchas Stimme hob sich am Ende, als sei das eine Frage. Ihr Blick war nicht auf Rae gerichtet, sondern auf etwas hinter ihr Liegendes. Hier war sie nicht so hübsch wie in der Traumwelt. Ihre herrische Art wirkte abstoßend, ihre Strenge irritierend. Die flammenähnliche Lebendigkeit ihres Traum-Ichs war gedämpft, als würde Rae sie durch eine dicke Glasscheibe sehen.
    Rae hätte Mitleid mit ihr gehabt, wäre Sorcha nicht die Königin gewesen, die sie immer gefürchtet hatte, die Elfe, die Devlin zu einem Leben verpflichtete, das nicht zu ihm passte. Ein Wort von ihr reichte, um Devlin sterben zu lassen. Oder Rae. Diese Tatsache machte jedes mögliche Mitleid zunichte.
    Sie stand auf und ging tiefer in die Schatten hinein, um mehr

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