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Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Titel: Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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umgebracht.« Er schloss für drei Sekunden die Augen, schlug sie wieder auf und suchte nach Worten, die nicht verrieten, wie besorgniserregend beide Möglichkeiten für ihn wären. Dann beschloss er: »Das war die beste Entscheidung. Wir müssen in Bewegung bleiben und einen Ort suchen, der halbwegs frei von Elfen ist, wenn wir irgendwo länger rasten wollen. Wenn wir weg sind, wird die Aufmerksamkeit meiner Schwester vielleicht auf etwas anderes gelenkt. Sie ist nicht besonders konstant in ihrem Interesse, und in Huntsdale gibt es genügend Uneinigkeit, die sie zerstreuen kann.«
    Ani starrte schweigend auf die zunehmend verstopftere Straße. Sie schaltete runter und knallte aggressiv die Gänge rein, während sie an einem langen LKW vorbeizog. Devlin fragte sich, wie sie wohl wäre, wenn sie nicht von Hundselfen aufgezogen worden wäre. Sie war vom Naturell her weniger unerbittlich als Hunde, dafür aber wesentlich impulsiver.
    Sie brach das Schweigen. »Sie hat mich damit beauftragt, Niall zu töten, und ich habe darüber nachgedacht.«
    Damit war seine Ruhe dahin. »Das solltest du besser nicht überall herumerzählen.«
    »Ich weiß. Ich hab auch nicht lange darüber nachgedacht. Es wäre schlimm für Irial, wenn Niall nicht mehr wäre.« Sie machte ein finsteres Gesicht. »Ich gehöre dem Hof der Finsternis an, also sollte es mir nicht schwerfallen zu morden. Aber selbst wenn es Irial nicht so an die Nieren gehen würde, glaube ich nicht, dass ich Niall töten könnte. Er verdient den Tod einfach nicht.«
    »Könntest du töten, um Irial zu schützen?«, fragte Devlin.
    »Klar.«
    »Wäre es nicht ein Verrat an deinem Hof, wenn du Niall töten würdest?«, hakte er nach.
    »Ich nehme das an, aber ich habe nie einen Treueschwur geleistet. Hundselfen tun so was nicht. Ebenso wenig wie Sterbliche.« Sie zwängte sich in eine winzige Lücke zwischen zwei Autos, scherte aber gleich wieder aus, um einen Sportwagen zu überholen, der für ihren Geschmack zu langsam fuhr. »Also ist er nicht wirklich mein König und deshalb könnte ich, rein theoretisch …«
    »Du bist aber keine richtige Sterbliche«, unterbrach er. »Und Hunde sind loyal. Irial hat sich deine Treue verdient, weshalb deine Entscheidungen völlig rational sind und innerhalb der Parameter liegen, die man von einem Hund am Hof der Finsternis erwartet.«
    »Klar, richtig, innerhalb der Parameter.« Sie nahm kurz den Blick von der Straße, um ihn finster anzusehen. »Dein Hof muss ja eine einzige, endlose Party sein.«
    »In der Tat.« Devlin konnte ein Lächeln über ihre Stimmungsschwankungen nicht unterdrücken.
    Ani lenkte das Auto, ohne abzubremsen, in eine Abfahrt. »Ich versuche ja, mir einen Reim auf diese ganze Sache zu machen, aber was ich überhaupt nicht kapiere, ist, warum ich auch Seth für sie umbringen soll.«
    Devlin wurde still. Von allen Dingen, die Ani tun konnte, war ein Angriff auf Seth etwas, was garantiert zu ihrem Tod führen würde. Ist es das, was Sorcha vorausgesehen hat? Er sah Ani nachdenklich an. Aber sie hat ihn nicht umgebracht. Wenn Seth in Gefahr wäre, müsste Devlin nach Huntsdale zurück. Aber Seth war bei Niall und Irial. Er war nicht ohne Schutz – und aus eigener Kraft auch nicht gerade wehrlos. Sorcha würde das natürlich anders sehen: Devlins Versäumnisse seiner Königin gegenüber multiplizierten sich.
    Mitten in einer scharfen S-Kurve blickte Ani ihn an statt auf die Straße. »Warum soll ich Seth töten? Du bist doch so gut im logischen Denken! Also hilf mir, den Grund zu finden.«
    »Um die Feindschaften zu vertiefen«, murmelte Devlin. »Dieses Motiv steht hinter allem, was sie tut; sie benutzt uns, um Zwietracht zu säen.«
    »Und Seth ist also so wichtig? Dass ich nicht lache.«
    Genau wie du, dachte Devlin, konnte es aber nicht laut aussprechen. Nicht ihr gegenüber. Nicht jetzt . Ani zu sagen, dass sie von so großer Bedeutung war, dass sie den allerersten beiden Elfen sofort aufgefallen war, dass ihr Tod angeordnet worden und auch immer noch sehr wahrscheinlich war, dass es sein größter Verrat – an seinen beiden Schwestern – gewesen war, sie am Leben zu lassen, und dass er diesen Verrat so lange wie möglich fortsetzen würde – all das war zu schwerwiegend, um es auszusprechen. Also saß er weiter schweigend da.
    Ani fuhr auf einen Parkplatz und stellte den Motor aus.
    Draußen liefen Scharen von Sterblichen auf einem Gelände herum, das die Schilder als »Autobahnraststätte«

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