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Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Titel: Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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taten es nicht. Der Königin des Lichts war es möglich, alles um sie herum zu verändern, doch die biologischen Funktionen empfindsamer Wesen konnte selbst sie nicht kontrollieren.
    »Vielleicht geht es, wenn du ihnen Kissen und etwas Weicheres als den Fußboden zur Verfügung stellst«, schlug Rae vor.
    Noch bevor sie diese Worte ganz ausgesprochen hatte, veränderte sich der Raum. Jetzt ruhten die Sterblichen auf bequemen dicken Unterlagen, die eher wie Kissen denn Matratzen aussahen und von dornenbesetzten Rahmen umgeben waren. Von den Dornen hing Dschungelmoos wie ein Vorhang herab.
    Die Sterblichen hatten sich nicht gerührt. Die Welt um sie herum hatte sich verwandelt, aber sie lagen noch immer in der gleichen totenähnlichen Haltung da, die sie anfangs eingenommen hatten. Sorcha zeigte nicht die kleinste Reaktion. Dies war die Königin, vor der Devlin Rae beschützt hatte; die Königin des Lichts in all ihrer herablassenden Herrlichkeit.
    Rae dagegen gehörte nicht zum Hof des Lichts. Sie war nur aus Versehen im Elfenreich gelandet und zunächst nur aus Zufall mit Devlin zusammengetroffen. Mit der Zeit hatte sich das geändert: Devlin war wichtig geworden.
    Und wäre mir jetzt gerade sehr willkommen.
    Die Königin des Elfenreichs hob den Blick und sah Rae an. »Sag mir, was sie träumen. Sofort.«
    Die Sterblichen auf dem Bett atmeten langsam und gleichmäßig. Sie schliefen ein und Rae folgte der ersten in ihre Traumwelt.
    Die Sterbliche war Modedesignerin. In ihrem Traum befand sie sich in einem großen Lagerhaus. Darin lagerten hohe Stapel von Stoffballen, Pelze und Bottiche mit seltsamen Gegenständen darin. Ungeschliffene Steine und biegsames Metall lagen bereit.
    Die Sterbliche saß an einem Tisch, der fast so lang war wie der ganze Raum. Darauf befanden sich Entwürfe, die von unten beleuchtet wurden, so dass das Pergamentpapier, auf das sie gemalt waren, zu leuchten schien. Einige der Illustrationen waren bereits an Modellpuppen geheftet, andere aus dem Stoff ausgeschnitten, aber weder irgendwo angeheftet noch zusammengenäht.
    Der Traum war für Rae nicht sonderlich interessant. Das war einfach eine Künstlerin, die sich mehr Materialien wünschte, mit denen sie neue Werke schaffen konnte. Solche Träume gehörten zwar nicht zu den langweiligsten im Elfenreich, es machte aber auch nicht unbedingt Spaß, sie zu optimieren. Sterbliche wehrten sich generell gegen die Veränderung ihrer Träume. Und Künstler reagierten noch empfindlicher darauf. Sie waren wegen ihrer Kreativität ins Elfenreich gebracht worden, und diese Kreativität war es, die ihr Wesen ausmachte.
    Rae zog sich aus dem Traum der Designerin zurück.
    »Wach auf.« Sorcha stupste die Sterbliche an und zeigte dann auf Rae. »Und?«
    »Sie träumt von ihrer Kunst. Von Stoffen, einem Lagerhaus, einigen ungewöhnlichen Accessoires für die Kleider, die sie in ihrem Traum entwirft«, antwortete Rae.
    Die Sterbliche nickte und Sorcha lächelte.
    Doch Rae fühlte sich schmutzig. Nicht weil der Inhalt dieses Traums skandalös gewesen wäre, sondern weil sie ein Vertrauen verletzte, indem sie Sorcha Bericht erstattete. Sie hatte noch nie jemandem von den Träumen eines anderen erzählt.
    »Jetzt die andere.« Die Königin des Lichts wies auf die immer noch schlafende Sterbliche. »Was träumt sie?«
    Rae zögerte und irgendetwas in ihrer Haltung musste ihre inneren Widerstände verraten haben.
    Sorcha war sofort neben ihr – so nah, dass Rae versucht war, in ihren Körper zu schlüpfen und ihn wie Devlins zu tragen. Doch das war eine letzte Zuflucht, eine Maßnahme, die sie erst ergreifen würde, wenn sie keine andere Wahl mehr hatte. Dieses Geheimnis würde sie noch nicht preisgeben.
    »Wie heißt du?«, fragte die Königin.
    »Rae.«
    »Ich regiere das Elfenreich, Rae«, hauchte Sorcha so leise, dass es nicht einmal ein Flüstern war. »Alle hier beugen sich meinem Willen. Die Luft, die Formen, alles. Du wirst mir gehorchen oder ich erlaube dir nicht, weiter im Elfenreich zu leben.«
    Rae schwieg.
    »Was träumt sie?«, wiederholte Sorcha.
    Rae schlüpfte in das Bewusstsein der Sterblichen und hoffte, dass das Mädchen keine Geheimnisse hegte, die die Königin ausspähen wollte. Die Sterbliche wartete bereits gespannt in ihrem Traum. Sie saß aufrecht in einem Raum, der exakt so war wie der, den sie gerade verlassen hatten.
    »Komm zurück«, sagte eine körperlose Stimme. Sorcha sprach in der Wachwelt zu der Träumenden.
    »Was ist?«,

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