Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht
nicht.« Devlin stand so dicht bei ihr, dass sie die Worte auf ihren Lippen spürte. »Hier sind wir sicher.«
Die Wölfe, die so häufig in ihren Träumen erschienen, lagen ausgestreckt im Sand, spähten aus den Höhlen am Fuß des Kliffs und warteten in den Bäumen weit oberhalb des Strandes. Sie alle sahen mit ungewohnter Genügsamkeit zu.
»Bleib bei mir«, flüsterte Devlin und zog wieder ihre Blicke auf sich. »Nur noch ein bisschen länger. Um den Rest kümmern wir uns, wenn wir aufwachen.«
Sie war nicht sicher, ob seine Worte eine Frage oder eine Feststellung waren. Sie strich mit den Händen über seine nackte Brust. Wie bei den meisten Elfen ihres Hofs war auch sein Körper muskulös und mit dünnen Narben übersät. Bei Elfen verheilte fast alles. Zahlreiche Narben zu haben bedeutete einfach, sehr viele Gewalttätigkeiten erlebt zu haben. »In dem Zimmer habe ich versucht, das nicht zu tun.«
Er bewegte sich nicht weg. »Was nicht zu tun?«
»Deine Narben anzufassen. Es tut mir leid, dass ich nicht so viele habe, die ich dir präsentieren könnte.« Sie spürte ein Knurren ganz tief in ihrer Kehle. »Gabriel lässt mich nicht mitkämpfen.«
»Mir gefällt dein Kampfstil.«
Sie grinste. »Mmmm. Was würde mir deine Traumversion denn sonst noch mitteilen? Würdest du mir sagen, wie du wirklich über mich denkst?«
»Ja, würde ich.«
»Und würde ich es wissen wollen?«
»Da bin ich nicht sicher.« Er küsste sie erneut, diesmal ganz kurz, und fügte dann hinzu: »Warum fragst du mich nicht, wenn du wach bist, Ani?«
Aufgrund seines Tonfalls fragte Ani sich, ob sie wirklich träumte. Sie trat einen Schritt zurück und sah ihn an. Er stand mit nacktem Oberkörper und barfuß mit ihr am Strand. Das Meer hinter ihnen lag ganz still da, nur hin und wieder hörte man das Platschen neugieriger Tiere, die durch die Wasseroberfläche brachen. Es fühlte sich weder wie ein Traum noch wie das Gegenteil an.
»Träume ich?«, flüsterte sie.
»Ja, wir träumen beide.«
»Und warum kann ich dann keine Kleider verschwinden lassen?«, sagte Ani ebenso zu sich selbst wie zu ihm. Sie berührte seine Jeans. »Knöpfe. Reißverschlüsse. Ist doch albern, von so was zu träumen.«
Er widersetzte sich nicht. »Ja, du hast Recht. Sie sind schließlich in der Wachwelt schon nervig.«
Ani schnappte nach Luft, als er seine Hand unter ihr Shirt gleiten ließ. »Ich träume.«
»Ja, aber das hier …«, seine Finger legten sich um ihre Taille, »ist …«, er zog sie an sich, »… auch wirklich .«
Dann küsste er sie, und seine Emotionen waren offen und verfügbar.
Als er sich wieder von ihr löste, murmelte er: »Du warst diejenige, die aufgehört hat, Ani. Nicht ich.«
»Das war nur zu deinem Besten«, erinnerte sie ihn.
»Du unterschätzt mich.« Er drehte sich weder von ihr weg noch war er geschwächt von der Energie, in der sie förmlich ertrank. »Geh diesmal nicht weg.«
Einen schönen Moment lang dachte sie an den ersten Moment zurück, in dem sie ihn erblickt hatte: Er hatte düster ausgesehen und gefährlich. Damals hatte sie gedacht, er wäre wie Irial. Aber als sie ihn in den Sand zog, gestand sie sich ein, dass Devlin Irial seit diesem Tag in ihren Phantasien ersetzt hatte.
Sie knöpfte seine Jeans auf und gab sich ganz den Küssen hin, nach denen sie sich schon lange sehnte.
Ani schreckte aus dem Schlaf. Sie lag noch immer in Devlins Armen, aber sie waren im Motel – nicht am Strand. Einen Moment lang überfluteten sie mehr Emotionen, als sie glaubte schlucken zu können. Sie schloss die Augen und ließ sich von Hautkontakt und Gefühlen überschwemmen. Doch auch diese Berührung konnte ihn bereits schwächen, wenn er seinen Emotionen gleichzeitig freien Lauf ließ. Es war nicht so schlimm wie beim Küssen, aber trotzdem gefährlich.
»Du musst mit irgendwas aufhören«, flüsterte sie.
Damit er sie weiter im Arm halten konnte, verbarg er seine Gefühle hinter einer Mauer. Dann fuhr er mit den Fingern durch ihre Haare und zog sanft daran, als sie sich in einem Knoten verfingen.
So gut hatte Ani sich noch nie gefühlt, seit sie ihren doppelten Appetit entdeckt hatte. »Ich bin … satt.«
»Du klingst überrascht.« Seine Hand glitt über die Schulter auf ihren Arm.
»Es ist das erste Mal.« Sie küsste ihn schnell, mit geschlossenen Lippen, dann rollte sie auf die Seite und rekelte sich. »Das erste Mal überhaupt .«
»Gut.« Er rührte sich nicht und sprach völlig
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