Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade
und ich bin hier, um alles zu tun, was du für notwendig erachtest. Manchmal streite ich mit dir, weil ich dir damit helfen kann, aber ich würde bereitwillig für dich töten oder sterben. Es wäre mir eine Ehre.«
»Gut. Das Problem ist nur, dass ich gar nicht möchte, dass du für mich töten oder sterben musst.«
»Ich auch nicht, aber wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen«, erwiderte Tavish in seiner typischen Unbeirrbarkeit.
Sie ließ sich aufs Sofa fallen und klopfte auf das Polster. »Setzt du dich neben mich?«
Tavish zog die Augenbrauen hoch und wählte den Sessel ihr gegenüber. Ashlyn grinste ihn an. »Für einen Sommerelfen bist du schrecklich korrekt.«
»In der Tat«, sagte Tavish. »Wolltest du darüber mit mir sprechen? Über meine Korrektheit? Soll ich ausgelassener an die Aufgaben herangehen, die in dieser Woche vor mir liegen?«
»Nein … Ich bin Far Dorcha begegnet. Ich bin sicher, die Wachen haben es dir bereits gemeldet.« Sie hielt inne, und Tavish nickte. »Gut«, fuhr sie fort. »Die Mädchen sollen im Loft bleiben. Die Elfen, die sich abgesetzt haben, müssen allein zurechtkommen. Die, die zu mir gehören, bleiben hier.«
»Das ist klug.«
Ashlyn atmete tief durch. »Ich muss herausfinden, wo Keenan ist. Wenn er nicht nach Hause kommt, werde ich ohne ihn in den Krieg ziehen … was nicht ideal ist. Ich bin sicher, irgendjemand weiß, wo er ist.«
»Ich weiß es nicht, meine Königin. Aber ich gebe dir mein Wort, dass ich es herausfinden werde.« Tavishs Fassade der Zurückhaltung bröckelte und seine grausame Seite kam zum Vorschein. »Gibt es Grenzen, was die Methoden angeht, die ich einsetzen darf?«
Ashlyn zauderte. »Bitte mich nicht, ein Monster zu werden.«
Er drückte liebevoll ihren Arm. »Du bist eine Elfenregentin, Ashlyn, und wir nähern uns mit großen Schritten einem Krieg. Da ist Monstrosität gefragt. Wie weit willst du gehen, um deinen Hof zu beschützen?«
Ashlyn wand sich – weil es stimmte und sie es dazu noch laut aussprechen musste: »So weit, wie ich gehen muss. Je länger ich das hier bin«, sie zeigte auf sich, »desto schwerer fällt es mir, mich daran zu erinnern, wie sehr ich es gehasst habe, was er mir angetan hat. Er hat mir meine Sterblichkeit genommen, Tavish. Ich habe ihn dafür gehasst . Ich habe euch alle gehasst …«
»Und jetzt?«
»Hasse ich jeden, der meinen Hof bedroht.« Sie seufzte. Es hörte sich vielleicht lächerlich an, aber ihre erste Lektion als Königin war gewesen, ihren Instinkten zu vertrauen. Sie hoffte, dass sie sich nicht irrte, als sie sagte: »Wo wir gerade davon sprechen: Quinns Arroganz missfällt mir. Er stellt meine Autorität in Frage, und zwar nicht um zu helfen, sondern … Ich durchschaue sein Spiel nicht. Aber er spielt eins.«
»Ich hätte ihn auch nicht als Ersatz für meinen vorherigen Co-Berater ausgewählt.« Tavishs Miene war undurchdringlich.
Mit vorgetäuschter Selbstsicherheit, die sie selten länger als eine Sekunde lang empfand, sagte Ashlyn: »Wenn Keenan zurückkommt, werde ich Quinn feuern.«
Tavishs Lippen kräuselten sich in einem unterdrückten Lächeln. »Wegen seiner Arroganz?«
»Nein.« Ashlyn zog die Beine an und setzte sich im Schneidersitz hin. »Wenn es nur das wäre, müsste ich so ziemlich jeden feuern.«
Tavishs Lächeln wurde breiter. »Anwesende ausgenommen, nehme ich an.«
Ashlyn sah ihn einen Augenblick an. »Ich glaube, du hast gerade einen Scherz gemacht.«
»Ich bin nicht so ernst, wie du glaubst, meine Königin.« Tavish strich mit der Hand über einen seiner stets tadellosen Ärmel. »Ich bin nur so ernst, wie ich sein muss, um meine Regentin zu schützen.«
Mit einer Gewissheit, die sie bis dahin noch nie empfunden hatte, sagte sie zu ihm: »Ich glaube nicht, dass du wirklich ernst bist, Tavish. Dann wärst du an einem anderen Hof. Du gehörst zum Sommer, da bin ich ganz sicher. Ich spüre, wie fest du mit meinem Hof verbunden bist. Du gehörst mir, Tavish. Dir gegenüber hege ich keine Zweifel.«
Ihr Berater belohnte sie mit einem glücklichen Blick, und ihr wurde klar, dass dies die Seite war, die die Sommermädchen an ihm zu sehen bekamen. Er war auf diese spezielle Elfenart einnehmend, die sie an die alten Geschichten denken ließ, in denen Sterbliche die Elfen für Götter hielten. Er hatte untypisch dunkle Augen und sein Haar war silbern – nicht silbrig weiß, wie die Haare von Sterblichen im Alter werden, sondern richtig silbern. Wie Keenans
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