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Sommerlicht, und dann kommt die Nacht: Roman

Sommerlicht, und dann kommt die Nacht: Roman

Titel: Sommerlicht, und dann kommt die Nacht: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jón Kalman Stefánsson , Karl-Ludwig Wetzig
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Raums bezog.
    Jedenfalls, antwortet Aki, wobei er den Ärmelknopf seines Hemdes schließt, ist alles im Eimer, und setzt unwillkürlich hinzu: Ich konnte die Fische nicht zählen.
    Guðmundur leistet seinem Gast für den Rest der Nacht Gesellschaft, sie trinken, Aki deutlich mehr, sie reden wenig, spielen eine Partie Schach. Was ist im Eimer?, fragt Guðmundur.
    Wenn ich das bloß wüsste, antwortet der andere, und als Sölrün gegen sechs aufsteht, schläft Aki auf dem Sofa, Guðmundur im Sessel, zwischen ihnen ein durcheinandergeworfenes Schachspiel, eine Flasche Whisky, zwei Gläser und der Mond tief an einem noch dunklen Westhimmel, gelb und doch nicht gelb, kurz vor dem Absturz, nur der Frost hält ihn noch oben. Sólrún breitet eine Decke über Aki und weckt Guðmundur, sie gehen ins Schlafzimmer, haben noch eine Stunde, bis sie die Kinder wecken müssen, in einer ganzen Stunde kann man viel tun im Bett, und sie sagt: Wir wollen uns an den Händen halten, bis der Mond herunterfällt.
    Als Aki aufwachte, befand er sich allein im Haus, der Tag schien durchs Wohnzimmerfenster, die Schachfiguren lagen noch immer kunterbunt durcheinander auf dem Tisch, der Whisky war weggeräumt worden, aber es lag ein Zettel da: Nimm dir, was du magst, am besten etwas aus der Küche. Ich empfehle Brot und Magermilch. Alkohol kann ich dir nicht verbieten, du bist erwachsen, aber dumm wäre es schon. Ansonsten fühl dich wie zuhause. Sölrün.
    Schielend vor Kopfschmerz las Aki, was da stand, taumelte ins Bad, duschte, machte sich Frühstück, las den Zettel wieder und noch zehnmal. Fühl dich wie zuhause. Warum treffen uns manche Sätze wie ein Dolch? Warum geht uns ein Dolch so leicht durch die Haut, warum verträgt das Herz keine Dolchstiche?
    Den gesamten Abend verbrachte er im Tekla , aß wenig, trank viel, sprach wenig, ließ keinen an sich ran, fragte dann aber Elisabet, ob sie mit ihm schlafen wolle, worauf sie antwortete: Ich schlafe mit einem anderen, und es ist so heiß zwischen uns, dass du dich verbrennen würdest.
    Immerhin durfte Aki auf einer Matratze im Obergeschoss übernachten, der Mond hing im Fenster, war ganz allein am Himmel, und Aki allein hier unten auf Erden, am Samstagabend trank er ohne Maß, bekam einen Tisch am Fenster, es war bedeckt draußen, doch dann rissen die Wolken auf, und da war der Mond, seine hellen Strahlen durchdrangen die Scheibe und mischten sich mit dem Cognac in Akis Glas. Wie mag das schmecken, fragte er sich und leerte das Glas. Der Mond schmeckt komisch, er wachte in einem fremden Zimmer auf, in einem schmalen Bett, dicht neben ihm lag eine nackte Frau, und er war ebenfalls nackt.

Sieben
    Vielleicht werden wir jedes Mal neu geboren, wenn wir die Augen aufschlagen, und dann stirbt wahrscheinlich etwas, wenn wir sie schließen. Aki blieb lange mit geschlossenen Augenliegen und wartete darauf, aus diesem Traum aufzuwachen, in dem er in einem fremden Zimmer neben einer nackten Frau lag. Er öffnete und schloss die Augen, öffnete und schloss sie, bis er der Tatsache ins Auge sehen musste, dass er keineswegs träumte. Okay, so war also die Lage: Er befand sich in einem unbekannten Zimmer, in einem schmalen Bett, neben ihm atmete eine Frau, er nahm den Geruch ihres Körpers wahr, sie lagen beide auf dem Rücken, wegen der Enge ganz nah beieinander. Bin ich tot, ist das die Ewigkeit?
    Das Zimmer war nicht groß, er konnte beide Seitenwände sehen, ohne den Kopf zu drehen, es musste sich gleich unter dem Dach befinden, oder die Welt war schräg und nicht die Decke. Da stand ein verschlissener Polstersessel, ein Teakholzregal mit Fotos von Menschen und Tieren, drei Vasen mit Blumenmuster, eine mit Sand und Muscheln verzierte Kiste oder Schachtel, eine schmale, hohe Kommode, das war alles, viel mehr hätte auch nicht ins Zimmer gepasst, aber draußen vor dem Fenster hing ein blauer Himmel. Es ging ihm ein wenig besser, nachdem er die Umgebung gemustert hatte und sah, dass alles an seinem Platz lag, trotzdem fühlte er sich nicht wohl. Die Frau war wach, das war an ihren Atemzügen zu hören. Aki räusperte sich, sie zuckte merklich zusammen, er sah es undeutlich aus den Augenwinkeln, sie schien die Arme verschränkt zu haben. Wo bin ich hier?, fragte er und kannte seine eigene Stimme nicht, so heiser und spröde klang sie.
    Auf Kalfastaöir. Dunkle Stimme für eine Frau.
    Ist das ein Bauernhof?
    Ja.
    Und wo ist der Ort?
    Bis dahin hatten sie völlig bewegungslos nebeneinander gelegen, und er

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