Sommerliebe eine Anthologie aus 8 sinnlich-romantischen, humorvollen und erotischen Gay -Love -Storys (German Edition)
steckte ... sein Finger… Er braucht keine zwei Minuten, bis es ihm kam und er vornüber kippte. Das Sofa war sowieso zum Teufel, da würde er gleich eine Decke drüber schmeißen, bis ihm deswegen etwas einfiel. Fleckenteufel? Neu beziehen? Was auch immer. Aber wenn es nach ihm ginge, könnte es eigentlich gerne auch genau so bleiben.
Vielleicht sollte er sich jetzt besser selber einen Psychologen suchen.
Hilfe, ich stehe auf exhibitionistische Elfen!
Eine Weile lang wuchs etwas Gras über die Sache. Karla hatte zwar schon gewittert, dass mit ihm seit der Heimsuchung durch den selbst ernannten Halbelf irgendetwas im Argen lag, aber er konnte sie mit Verweis auf die ärztliche Schweigepflicht abwehren. Sonderlich entmutigen tat sie das allerdings nicht, immer wieder hakte sie nach und neckte ihn, wie er den supersüßen, total verdrehten, oberknackigen und hammerexotischen Herrn Möchtegern-Elfen zu so vielen Worten des Lobes veranlasst haben mochte. Aber er schwieg wie ein Grab, nicht nur aus Pflichtgefühl, sondern auch aus einer mit Scham vermischten Verwirrung. Er hatte doch schon so einiges gesehen, aber nicht einen derart schönen Mann mit grünen Haaren, der sich in einer beklemmend neugierigen Unschuld vor seinen Augen einen runtergeholt hatte. Nein, Lilian Lorbeerblatt war nicht nur psychologisch gesehen etwas ganz Besonderes gewesen. Aber, wie auch immer, ihr Verhältnis hatte rein professionell zu bleiben, der andere bedurfte seiner Hilfe und er würde das niemals ausnutzen.
Das bewahrte ihn jedoch nicht davor, sich um seinen neuen Schützling zu kümmern. Er hatte sich die weitere Verwaltung dieses Falls in einem Aufwallen geistiger Umnachtung ans Bein gebunden, da musste er jetzt durch. Die Nachforschungen der Polizei hatten rein gar nichts ergeben, niemand suchte nach ihm, niemand erinnerte sich an ihn. Es war, als sei er wirklich plötzlich aus einer fremden Welt aufgetaucht. Aber so verhielt es sich tragischerweise mit allzu vielen, mit denen er es Tag für Tag zu tun bekam. Dennoch war es merkwürdig, war Lorbeerblatt nun doch nicht die allerunauffälligste Erscheinung. Was ihm wohl zugestoßen war? Hatte er sich selbst in diese Psychose verrannt, lag das in seiner Persönlichkeitsstruktur begründet, die die Realität nicht ertrug und ihre eigene erschuf? Oder war ihm etwas geschehen, hatte jemand ihm das gar eingeredet? Die Zuständigen in der Einrichtung, in die er Lorbeerblatt eingewiesen hatte, gaben immerhin günstige Prognosen. Er sei sehr bemüht darum, die "Menschenwelt" zu begreifen und sich einzufügen. Er verhalte sich in der Tat wie jemand, der noch nie ein Telefon, einen Fernseher oder eine Toilettenspülung bedient habe, lernte aber rasch. So sehr er weiterhin auf seiner Geschichte beharrte, so sehr war er auch bereit, sich auf dieser Basis weiter zu entwickeln, das war immerhin tröstlich. Er zeigte keine Symptome psychotischer Schübe oder depressiver Verstimmungen, war gleichbleibend heiter, mal ein wenig melancholisch, wenn er an "Zuhause" dachte, aber freundlich und kooperativ. Lange werde man ihn wohl nicht da behalten müssen, mit ein wenig Hilfe sei er auch alleine überlebensfähig. Alles in allem war er ein Patient, der Hoffnung machte, was in Anbetracht der Schicksale, die Wilhelm regelmäßig zu untersuchen hatte, eine erfreuliche Abwechslung war. So blieb es ihm zunächst auch erspart, sich persönlich blicken lassen zu müssen. Ein Teil von ihm geierte förmlich danach, was der Rest von ihm eher besorgniserregend fand.
Er war dankbar, dass Lorbeerblatt nicht persönlich nach ihm rief, sondern ihm nur ausrichten ließ, dass es ihm gut gehe und er sich an seinen Rat halte. Wahrscheinlich war er vorerst gut damit beschäftigt, das „Menschsein“ zu lernen und sich an seinen speziellen Gaben autodidaktisch zu versuchen. Wilhelms vernünftige Seite war ganz froh darüber, was aber auch ein wenig feige war, das wusste er. Doch ein erneutes Aufeinandertreffen ohne triftigen Anlass hielt er, gerade da es ihn danach verlockte, für keinen konstruktiven Beitrag zum Erhalt der eigenen geistigen Gesundheit – und Lorbeerblatts Entwicklung. Es war schon so übel genug, ständig von der Vision eines ganz nackten Halbelfen heimgesucht zu werden. Er lenkte sich mit Radfahren ab: Die Blätter der Bäume entlang der Straße erinnerten ihn an Lorbeerblatts Haar, er ging ins Kino: Die Fantasywesen boten kein Entkommen. Er gab jemandem die Hand: Lorbeerblatt schritt daran
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